Kaveridelta (Indien) - Dorfgemeinschaft

Südasien - Raumstrukturen
978-3-14-100900-2 | Seite 192 | Abb. 2| Maßstab 1 : 5000

Überblick

Der Kartenausschnitt zeigt die Siedlung Someswarapuram/Somanathapuram (Bevölkerungszahl: ca. 1 100 Personen; 2007 von D. Münster tiefgehend erforscht). Sie liegt im Kaveridelta im indischen Distrikt Thanjavur des Bundesstaats Tamil Nadu, ca. 30 km östlich der Großstadt Kubakonam. Die Karte thematisiert den Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und Raumstruktur im ländlichen Indien. Die tamilischsprachige und hinduistisch geprägte Region, die im Südosten des Subkontinents liegt, weist mit über 700 Personen/km² eine auch für Indien hohe Bevölkerungsdichte auf. Das Dorf liegt zwischen dem Fluss Kaveri und seinem nördlichen Arm Kollidam. Das Klima ist wechselfeucht und tropisch. Die Böden sind besonders fruchtbar.

Dorfgemeinschaft

Das rechtwinklig angelegte Dorf ist in jeder Hinsicht stark fragmentiert. Die soziologische Realität im Dorf ist durch komplizierte Beziehungsgeflechte geprägt. Man lebt oft eher neben- als miteinander. Unsichtbare Grenzen gehen durch Straßen, Kasten und Familien. Es gibt das eigentliche Dorf, in dem die „Vellala“ (hochkastige Vegetarier), „Niedrigkastige“ (nicht-vegetarische Bauern und Dienstkaste) und Muslime leben. Etwas außerhalb und deutlich davon getrennt gibt es dann noch Straßen, wo nur „Dalits“ (scheduled castes, früher „Unberührbare“) wohnen. Die „Vellala“ sind die höchstrangige und größte Kaste im Dorf. Innerhalb dieser Kaste dominieren zentrale Familien, die in der ruhigen Oststraße in acht bis zehn palastartigen Häusern aus der Kolonialzeit wohnen. Unter diesen Familien gibt es auch einen besonders reichen Mann, der eine lokale Macht darstellt. Das sichtbare soziale Leben findet aber in der Weststraße, die schon im Viertel der „Niedrigkastigen“ liegt, statt. Dort gibt es viel Durchgangsverkehr, Geschäfte, Tempel und einen Versammlungsplatz, auf dem sich abends die Bevölkerung trifft, der aber von den „Vellala“ gemieden wird. Noch weiter westlich finden sich Gebäude des staatlichen Häuserbauprogramms, in die sehr arme, zugezogene „Niedrigkastige“ eingezogen sind. Das Dorf verfügt über eine staatliche Basisinfrastruktur (Rathaus, Schulen, Post). Auch gibt es ein staatliches Lagerhaus, wo berechtigte Familien Reis, Zucker und Kerosin für Kocher verbilligt erwerben können. Sehr deutliche infrastrukturelle Defizite gibt es aber im sanitären Bereich.

Landwirtschaft

Die Landschaft wird weit überwiegend ackerbaulich genutzt. Die Hauptanbaufrüchte sind Zuckerrohr, Reis und Hülsenfrüchte. Wie die Wohnbauflächen im Dorf lassen sich auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen den „Vellala“, den „Niedrigkastigen“ und Muslimen zuordnen. Den wichtigen „Vellala“-Familien gehören 75 % der Flächen, das sie aber wegen eines traditionellen „Pflug-Verbots“ von anderen bewirtschaften lassen. Es gibt auch „Vellala“-Familien mit wenig oder ohne Grundbesitz.

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Diercke

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Kaveridelta (Indien) - eine Dorfgemeinschaft
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