Klimate der Erde (genetische Gliederung nach E. Neef)

Erde - Erde - Klima
978-3-14-100770-1 | Seite 14 | Abb. 1| Maßstab 1 : 100000000

Informationen

Die Klimakarte von Neef aus dem Jahr 1954 basiert auf der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre. Als genetische Klimakarte dient sie dem Verständnis der Ursachen der klimatischen Gegebenheiten auf der Erde. Neef unterscheidet in seiner Klimakarte sieben Hauptklimazonen und zusätzlich Hochgebirgsklimate. Die einzelnen Klimazonen werden dabei, im Gegensatz zu den meisten effektiven Klimaklassifikationen, nicht durch bestimmte Grenz-, Andauer- und Schwellenwerte verschiedener Klimafaktoren definiert. Die Einteilung basiert vielmehr auf den großräumigen Druck- und Windgürteln, die von der allgemeinen planetarischen Zirkulation in der Atmosphäre und von dem Einfluss von Kontinenten und Ozeanen auf die Luftdruckverteilung gesteuert werden. Die Karte gibt so die mittlere Verbreitung und den damit verbundenen Einflussbereich der jahreszeitlich wandernden planetarischen Druck- und Windgürtel wieder.
Bei der Definition der verschiedenen Druckgürtel unterscheidet Neef beständige Druckgebilde und solche, die nur zu gewissen Jahreszeiten auftreten. Zu den beständigen Druckgebilden zählen die äquatoriale Tiefdruckrinne, die subtropischen Hochdruckzellen und die steuernden Tiefdruckgebiete der mittleren Breiten. Deren mittlere Lage im Sommer der jeweiligen Halbkugel wird in der Karte durch die Schriftzüge "Hoch" bzw. "Tief" gekennzeichnet. Darüber hinaus sind die von diesen Druckgebilden ausgehenden Winde, wie etwa die Passate und die außertropische Westwindzone der Südhalbkugel, durch Pfeile dargestellt.
Die nur jahreszeitlich auftretenden Druckgebilde resultieren im Bereich der höheren Breiten aus dem unterschiedlichen thermischen Verhalten der Landmassen und Meere. Die mit der intensiven Einstrahlung im Sommer verbundene starke Erwärmung der Landmassen führt dort zur Bildung thermischer Tiefdruckgebiete. Dadurch strömen wahrend der warmen Jahreszeit Luftmassen von den angrenzenden Meeren ins Innere der Kontinente ein, wie etwa im Bereich des süd- und ostasiatischen Sommermonsuns. Im Winter entstehen über den Kontinenten durch die starke Ausstrahlung thermische Hochdruckgebiete. Die Lage der wichtigsten dieser jahreszeitlichen Druckgebilde ist wie die der beständigen Druckgebilde in der Klimakarte gekennzeichnet. Beigefugte Kleinbuchstaben für Winter und Sommer (w, s) weisen sie entsprechend der Jahreszeit ihres Auftretens aus.

Klimazonen und Klimatypen
Auf dieser Basis weist Neef vier Klimazonen aus, die ganzjährig unter dem Einfluss eines vorherrschenden Windsystems liegen. So wehen im Bereich der polaren Klimazone vorwiegend antizyklonale Ostwinde. Das Klima der gemäßigten Zone ist das ganze Jahr über durch außertropische Westwinde gekennzeichnet. Die Passatklimazone wird durch die beständigen Passate geprägt, die im Einflussbereich der Zone des äquatorialen Klimas in der Innertropischen Konvergenzzone zusammenfließen.
Die Zonen des subpolaren, subtropischen und tropischen Wechselklimas unterliegen demgegenüber in einem jahreszeitlichen Wechsel dem Einfluss der beiden jeweils benachbarten beständigen Klimazonen. Auf diese Weise zeigt das Klima in diesen Zonen einen typischen Jahresgang. Einige der Klimazonen erfahren eine weitere Unterteilung in Klimatypen. So wird die Passatklimazone in einen trockenen und einen feuchten Klimatyp unterteilt, die subtropische Klimazone in ein Winterregenklima der Westseiten und ein subtropisches Ostseitenklima.
Die gemäßigte Klimazone findet in Abhängigkeit von dem ins Innere der Kontinente abnehmenden thermischen und hygrischen Einfluss der Ozeane eine Untergliederung in fünf Klimatypen. Eine genaue Definition und Abgrenzung der verschiedenen Klimatypen anhand bestimmter Schwellen- und Andauerwerte einzelner Klimaelemente findet jedoch nicht statt. Auf dieser Grundlage weist die Klimakarte von Neef 14 verschiedene Klimazonen oder -typen aus. Ergänzt werden sie durch eine zusätzliche grafische Kennzeichnung der Trockengebiete der Erde.
A. Siegmund

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