Überblick
Kolumbien ist mit 1,142 Mio. Quadratkilometern mehr als dreimal so groß wie Deutschland, beherbergt aber nur etwas mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung (47,7 Mio. Einwohner, Stand 2012). Weite Teile des am Äquator liegenden Landes sind durch die naturräumlichen Bedingungen schwer zugänglich (Gebirge), wenig erschlossen und zum Teil von dichten tropischen Wäldern bedeckt.
Unruhen und Konflikte begleiten die Geschichte Kolumbiens seit dem frühen 19. Jahrhundert. Um die Mitte der 1960er-Jahre bildete sich in den verarmten ländlichen Gebieten und den Elendsquartieren der großen Städte eine sozialrevolutionäre Guerilla, wenig später, ab den 1970er-Jahren, verbreitete sich der Anbau von Cannabis- und Kokapflanzen im Land. Die Anbaugebiete sind seitdem zwischen staatlichen Streitkräften, rechtsgerichteten paramilitärischen Gruppierungen und Guerillaorganisationen wie der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) und der ELN (Ejército de Liberación Nacional) hart umkämpft. Nachdem es in den 1980er- und 1990er-Jahren zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit Massakern kam, laufen seit 2012 offizielle Verhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC über eine Beilegung des Konflikts, die von Norwegen, Chile, Kuba und Venezuela begleitet werden, aber unter schwierigen Vorzeichen stehen. Da zunächst kein Waffenstillstand vereinbart wurde, gab es trotz der Friedensgespräche weitere Kämpfe. Ende 2014 erklärte die FARC schließlich einen Waffenstillstand.
Ursachen und Hintergründe des Drogenkrieges
Die wichtigste Ursache für die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen ist die ungleiche Verteilung von Wohlstand und Landbesitz. Nach Angaben des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) zählt Kolumbien zu den Ländern mit dem stärksten sozialen Gefälle weltweit; mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Diese sozialen Disparitäten
Schon bei der Gründung der FARC war die Landfrage ein zentrales Motiv. Politische Fragen sind aber im Laufe der Jahrzehnte oft stark in den Hintergrund getreten, die innerkolumbianischen Konflikte verselbstständigten sich zunehmend. Der größten Guerilla-Organisation des Landes, die sich heute vor allem durch Drogenhandel und Erpressen von Lösegeldern nach Entführungen finanziert, gehören derzeit etwa 8000 Kämpfer und Kämpferinnen an. Die ELN ist mit geschätzt 2500 Aktivisten deutlich kleiner und vor allem im Nordosten aktiv.
Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Konfliktparteien gehen bis heute zu Lasten der Zivilbevölkerung. Dies hat tiefe Wunden in der kolumbianischen Gesellschaft hinterlassen. So waren zum Beispiel für die Millionenfachen Vertreibungen der Landbevölkerung schwerpunktmäßig die von den kolumbianischen Großgrundbesitzern angeheuerten paramilitärischen Verbindungen verantwortlich, die sich zynisch als „Vereinigte Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens“ (AUC: Autodefensas Unidas de Colombia) bezeichnen. Diese bekämpfen nicht nur FARC und ELN, sondern terrorisieren auch die bäuerliche Zivilbevölkerung, die sie der Kooperation mit FARC und der ELN bezichtigen. Die AUC, deren Mitglieder sich zu erheblichen Teilen aus der Drogenmafia rekrutieren und sich wie ihre Gegner durch Drogengeschäfte finanzieren, kooperieren zum Teil mit den staatlichen Sicherheits- und Streitkräften. Durch den „Parapolítica“-Skandal 2006 wurden die außerordentlich engen Verflechtungen zwischen kriminellen Paramilitärs, Politik und Wirtschaft offenbar. Wichtige Entscheidungsgremien in Politik, Militär und Wirtschaft gelten als unterwandert von Paramilitärs.
Die dritte große Konfliktpartei ist der kolumbianische Staat, der in großem Rahmen von den USA unterstützt wird. Kolumbien erhält Militärhilfe, personelle Unterstützung und Waffenlieferungen in Milliardenumfang. Die Karte zeigt die aktive Rolle der USA in der Auseinandersetzung durch Militärstützpunkte und von ihnen ausgehende Militäroperationen. Erklärtes Ziel ist es, damit insbesondere Drogenanbau und Drogenkartelle zu bekämpfen – denn Hauptziel des Drogenhandels ist Nordamerika.