London - Innenstadt

London und Paris - Weltstädte
978-3-14-100941-5 | Seite 56 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 50000

Überblick

Die Innenstadtkarte Londons zeigt die funktionale Gliederung von „Central London“ mit seinen beiden Stadtkernen, dem westlichen Geschäfts- und Vergnügungsviertel im exklusiven Mayfair und Marylebone sowie im populären Soho mit dem südlich davon gelegenen Regierungsviertel in St. James‘ und Westminster, sowie dem östlichen Holborn (ehemaliges Zeitungs- und Marktviertel) und der City of London, die gemeinsam mit New York und Tokio den weltweit bedeutendsten Finanzplatz darstellt. Daran anschließend folgen östlich die traditionellen Arbeiter- und Migrantenwohnviertel mit den revitalisierten Docklands an der Themse und auf der Isle of Dogs, wo sich seit den 1980er-Jahren ein zweiter Finanz- und Hochhausstandort entwickelt hat.

Die Innenstadt von London

Die römische Siedlung, die den historischen Kern der Metropole bildete, war annähernd flächenidentisch mit der „City of London“, die trotz ihrer überschaubaren Größe zu den wichtigsten Wirtschafts- und Finanzzentren der globalisierten Moderne zählt.

Zwischen der „City“ (of London) und dem politischen Zentrum Großbritanniens, (der City of) „Westminster“, befinden sich Wohn- und Büroviertel mit Funktionsdurchmischung, durchzogen von Geschäftsstraßen. Diese Quartiere zählen heute zu den bedeutendsten Zielen der Touristen. Neben den königlichen Palästen im Stadtteil St. James‘ befinden sich hier auch zahlreichen Ministerien, das Parlamentsgebäude (Westminster) und, vor allem in Mayfair, diverse diplomatische Vertretungen. Überdies gibt es im nahen Soho eine große Anzahl von Theatern und in Marylebone viele Hotels und Restaurants. Ein nicht unbedeutender Teil der Fläche von Central London wird von Parks eingenommen, die häufig historische Repräsentationsbauten beherbergen und heute fast immer gut gepflegte öffentliche Grünanlagen sind.

Während sich in der Nähe der innerstädtischen Grünflächen und flussaufwärts am Nordufer der Themse die traditionellen Wohnquartiere der Oberschicht befinden, dominierten in den Gebieten südlich der Themse (Lambeth, Southwark) und im Osten der Stadt (Whitechapel, Stepney) früher die Arbeiterviertel – die es heute in der klassischen Form jedoch kaum noch gibt. Angesichts der exorbitanten Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt sind immer mehr der einstmals ärmeren Bezirke von Gentrifizierung betroffen, was dazu führt, dass einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen nach und nach verdrängt werden.

Über Jahrzehnte war London extrem von Pkw-Verkehr belastet. 2003 wurde mit der „Congestion Charge Zone“ eine Citymaut eingeführt. Das Durchfahren des Gebietes ist heute nur noch gegen eine Tagesgebühr von 15 Pfund (ca. 17 Euro) erlaubt. Der Autoverkehr hat dadurch zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs stark abgenommen. Auch Fahrräder werden wieder stärker genutzt, Radwege wurden ausgebaut, wenngleich noch nicht in dem Maße wie dies in Paris erfolgte.

Strukturwandel im Hafenviertel

Nirgendwo in London war der Funktionswandel in den letzten Jahrzehnten so einschneidend wie in den Docklands, dem östlich des Towers gelegenen Hafenviertel entlang der Themse und auf der Isle of Dogs. Die überalterten Hafenanlagen konnten von stets größer werdenden Schiffen nicht mehr angefahren werden, boten keinen Platz für den aufkommenden Containerverkehr und wurden angesichts der zunehmenden Konkurrenz neuer Hafenstandorte in den 1970er-Jahren stillgelegt. Zehntausende Arbeiter, die in den Docks und Hafenunternehmen beschäftigt gewesen waren, verloren ihre Jobs, woraufhin sich die Docklands zu einem innerstädtischen Problemgebiet entwickelten.

Ab 1981 wurde die Infrastruktur modernisiert, partiell auch neu aufgebaut. Teile der Isle of Dogs wurden zur „Enterprise Zone“ erklärt, in der ansiedlungswillige Unternehmen – vor allem aus den Bereichen Leichtindustrie, Großhandel und private Dienstleistungen – besondere Planungs- und Steuerpräferenzen erhielten. Im gesamten Gebiet der Docklands entstanden neue Wohngebiete in großer architektonischer Vielfalt, in direkter Ufernähe meist solche der gehobenen Preisklasse. Alte Lagerhäuser wurden durch Umwandlung in Büros oder Luxusappartements neuen Nutzungen zugeführt, an verschiedenen Standorten öffneten wasserbezogene Freizeiteinrichtungen ihre Tore. Zum architektonischen Flaggschiff der Revitalisierung entwickelte sich der Hochhauskomplex Canary Wharf an der Westseite der Isle of Dogs, der die Skyline Londons veränderte. Verkehrlich erschlossen wurden die Docklands durch die auf einem Stelzenbau verlaufende Docklands Light Railway, später auch durch eine neue U-Bahn-Linie. Diente die Isle of Dogs zunächst als Erweiterungsgebiet von Citynutzungen, so hat sie sich mittlerweile durch die Konzentration hochrangiger Finanzdienste zu einem Konkurrenzstandort der City of London entwickelt.

Mit der Aufgabe der gewerblichen Wasser- und Uferbereiche in den Docklands wurden auch oberhalb des Tower alte Gewerbestandorte entlang der Themse für Büro-, Handels- oder Wohnnutzungen frei. Zeitgleich hat sich südlich der Themse seit den 1980er-Jahren mit der ehemaligen Battersea Power Station, dem London Eye vor der Old County Hall, der Royal Festival Hall, dem National Theatre, dem Tate Modern Museum und dem nahegelegenen Globe Theatre, dem höchsten Gebäude Londons The Shard sowie der Greater London City Hall ein imageträchtiges Ensemble von Revitalisierungsprojekten und Kultureinrichtungen etabliert.

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