Überblick
Der Verdichtungsraum Los Angeles liegt in Südkalifornien und besteht aus den fünf Counties Los Angeles, Orange, San Bernardino, Riverside und Ventura. Er hat eine Ausdehnung von fast 200 Kilometern in west-östlicher und 100 Kilometern in nord-südlicher Richtung.Von der Provinzstadt zur Metropole
Nach unscheinbaren Anfängen hat Los Angeles ein sehr dynamisches Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft erlebt. Um 1870 lag Los Angeles mit einer Bevölkerung von 19 000 Menschen noch weit hinter der Bay Area mit dem Zentrum San Francisco zurück. Zwischen 1900 und 1930 stieg Los Angeles jedoch der Größe nach von Rang 36 auf Rang 5 in den Vereinigten Staaten auf. Ursachen dieser Entwicklung waren Erdölfunde, der Ausbau des Hafens und die Ansiedlung erster Filmstudios.
Zwar verläuft das Bevölkerungswachstum seit Mitte des 20. Jahrhunderts deutlich moderater, dennoch ist die Consolidated Metropolitan Statistical Area (CMSA) Los Angeles gegenwärtig mit einer Bevölkerung von 18,62 Mio. der zweitgrößte Ballungsraum der USA (nach New York) und der drittgrößte Nordamerikas (s. 337).
Noch eindrucksvoller als die Zunahme der Einwohnerzahlen ist das Wachstum der besiedelten Flächen. Große Teile der Wohnbebauung stammen aus der Zeit nach 1950.
Eine postindustrielle Stadtlandschaft
Diese exzessive Suburbanisierung wird nicht selten mit den „typisch amerikanischen“ Werten und Idealen erklärt. Dieser Prozess wurde jedoch gefördert durch die staatliche Wohnungspolitik, die Neubauten gegenüber der Erhaltung des Wohnungsbestandes Priorität einräumte, und durch eine Steuerpolitik, die es ermöglichte, Hypothekenzinsen von der Einkommenssteuer abzusetzen. Weitere Voraussetzungen waren die umfassende private Motorisierung und der Ausbau des Autobahnnetzes.
Waren die suburbanen Räume lange durch niedrige Bebauungsdichte, Dominanz der Wohnfunktion und weitgehende Abwesenheit von Industrie und Gewerbe charakterisiert, so hat sich dies grundlegend geändert. Selbst wenn die Downtown von Los Angeles (s. 235.6) nach wie vor ein bedeutendes ökonomisches Zentrum ist, lässt sich konstatieren, dass nur weniger als zehn Prozent aller Arbeitsplätze des Ballungsraums in einem Drei-Meilen-Radius um die Downtown zu finden sind. Stattdessen hat ein Prozess eingesetzt, der als „Urbanization of the Suburbs“ charakterisiert werden könnte. Sein herausragendes Merkmal ist die Entstehung städtischer Zentren außerhalb der Downtown, zum Beispiel Pasadena, Inglewood, Torrance und Irvine. Diese Edge Cities, von denen es im Verdichtungsraum Los Angeles mehr als 20 gibt, verfügen über ein umfassendes Angebot von Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Einrichtungen bis hin zu Konzerthallen. Ihren Standort haben sie durchweg an den vielspurigen Stadtautobahnen, bevorzugt an deren Kreuzungen.
Die administrativen Strukturen und damit auch die Siedlungsmuster des Ballungsraums sind hochkomplex. Entsprechend lässt sich eine mosaikartige Fragmentierung des städtischen Gefüges in eine Vielzahl höchst gegensätzlicher Zellen konstatieren. Die einzelnen Wohnquartiere und Nachbarschaften sind nach demographischen, sozio-ökonomischen und ethnischen Kriterien häufig sehr homogen, gleichzeitig aber deutlich voneinander unterschieden und nicht selten durch Mauern oder Zäune abgeschottet. In jüngster Zeit nimmt die Zahl der Gated Communities zu.
Ökonomische Polarisierung
Die Polarisierung des Stadtraums setzt sich im ökonomischen Bereich fort. Heute dominieren Unternehmen aus der Hochtechnologie, insbesondere der Mikroelektronik sowie der Luft- und Raumfahrtindustrie, mit hoch qualifizierten und gut bezahlten Arbeitskräften, sowie Firmen, die ein niedriges Qualifikationsniveau verlangen, dafür aber auch nur niedrige Löhne und eine geringe Sicherheit des Arbeitsplatzes bieten. Charakteristische Branchen sind hier die Textil- und Bekleidungsindustrie, aber auch das Dienstleistungsgewerbe, vom Haus- und Reinigungspersonal über die Sicherheitsdienste bis zur Gastronomie.
Diese ökonomische Polarisierung hat auch eine ethnische Komponente: Die aus Europa und teilweise aus Asien stammende Bevölkerung dominieren die hoch qualifizierten Arbeitsplätze, während die Hispanics oder Latinos, mit einem hohen Anteil an illegaler Einwanderung, den Billiglohnsektor abdecken. Besonders problematisch ist die Lage der afroamerikanischen Bevölkerung, die von dem Niedergang der traditionellen Industriezweige hart getroffen wurde.
Internationale Stellung
Weltweiten Ruhm hat Los Angeles durch Hollywood erlangt. Auch wenn der Stadtteil inzwischen ein etwas heruntergekommener Touristentreff ist, bleibt die Film- und Medienindustrie nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Los Angeles hat in der Hierarchie der Global Cities eine hochrangige Position. Nach Atlanta, Dallas und Denver lag der internationale Flughafen von Los Angeles mit 37 Millionen Fluggästen (2023) USA-weit an vierter Stelle. Ähnlich bedeutend ist die Position der beiden benachbarten Häfen San Pedro/Los Angeles und Long Beach im Containerverkehr: Zusammen belegten die Hafenstandorte von Los Angeles 2021 den zehnten Rang weltweit und waren damit der größte nichtasiatische Containerhafen.