Überblick
Die Karte zeigt mit Mallorca die mit 3 600 km² größte Insel der zu Spanien gehörenden Balearen. Mit fast 15 Mio. Reisenden und damit zwei Dritteln aller Ankünfte im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 ist sie auch touristisch die wichtigste Insel der Inselgruppe. Mallorca liegt im Mittelmeer, ca. 225 km östlich von Valencia, und verfügt über eine abwechslungsreiche Landschaft. Sie reicht vom nordwestlichen, 15 km langen, bis 1445 m hohen Gebirgszug Serra de Tramuntana über die eher flache Mitte der Insel bis hin zu den intensiv touristisch in Wert gesetzten Strand- und Felsenküsten. Das mediterrane Klima mit heißen Sommern und milden bis kühlen, eher regnerischen Wintern sorgt aber für eine ausgeprägte Saisonalität der Nachfrage.
Entwicklung
Die Tourismusentwicklung auf Mallorca und den ganzen Balearen lässt sich in verschiedene Phasen gliedern. Die erste, von etwa 1960 bis 1972, war eine frühe Boomphase ohne planerische Eingriffe. Aus dieser Zeit datieren gravierende, überwiegend irreversible Landschaftszerstörungen, vor allem durch die Verbauung der Küsten. Die zweite Phase von 1973 bis 1980 brachte den Balearen einen ersten Rückschlag durch die Ölkrise und eine weltweite wirtschaftliche Rezession. In der dritten Phase ab etwa 1981 reagierte die Tourismusbranche auf diesen Einbruch mit Billigangeboten für Kunden mit geringer Kaufkraft. Das Ergebnis war ein rascher Qualitätsverfall des touristischen Angebots. In der vierten Phase, die Ende der 1980er-Jahre begann, verlor Spanien innerhalb weniger Jahre durch wirtschaftliche Veränderungen im In- und Ausland seine komparativen Kostenvorteile. Weil ein weiteres Absenken des Preisniveaus aus Rentabilitätsgründen nicht mehr möglich war, setzte langsam ein Umdenken ein, hin zu einer qualitativen Aufwertung des touristischen Angebots. Für Neubauten galten fortan strenge Planungsvorgaben, die Kontrollen von Hotellerie und Gastronomie wurde verschärft.
Strukturwandel
Die Balearen waren bis in die 1960er-Jahre von einer erheblichen Abwanderung betroffen, weil die Inseln der Bevölkerung keine wirtschaftliche Perspektive mehr boten. Eine Umkehr des Abwanderungstrends begann mit dem Massentourismus. Seither ist die Bevölkerungszahl auf Mallorca vor allem durch Zuwanderung von 340 000 (1950) auf 913 000 (2021) angewachsen.
Der Tourismus führte zu einem einschneidenden sozioökonomischen Wandel. Auf der einst agrarisch geprägten Insel entstand eine Dienstleistungsgesellschaft, die weitgehend von der touristischen Nachfrage aus dem Ausland abhängt. Dementsprechend entfallen auf den Dienstleistungssektor derzeit etwa drei Viertel der regionalen Bruttowertschöpfung.
Angebot
Mallorca bietet heute auf engstem Raum zahlreiche Tourismussegmente für viele Zielgruppen in allen Preisklassen an. Es gibt traditionelle und neuere Badeorte sowie Städte- und Kulturtourismus. Seit etwa drei Jahrzenten wird neben dem Massentourismus auch der Qualitätstourismus entwickelt. Er soll vornehmlich einkommensstarke Nachfragegruppen ansprechen. Zu den bevorzugten Zielgruppen zählen Reisende, die golfen, Rad fahren, segeln oder andere Wassersportarten ausüben. Auch Naturinteressierte gehören dazu. Darüber hinaus gibt es einen Residenztourismus von Ausländern, die Mallorca zu ihrer dauerhaften Wahlheimat oder für temporäre Aufenthalte in eigenen Immobilien erkoren haben.
Herkunft und Anreise
Die mit Abstand größte Gruppe unter den Gästen Mallorcas stellen mit über 4 Millionen pro Jahr (2019) die Deutschen, gefolgt von Reisenden aus dem Vereinigten Königreich, vom spanischen Festland und aus Skandinavien. Zwar gibt es auch Fährverbindungen (ca. 800 000 Passagiere pro Jahr), aber die hohen Gästezahlen verdankt Mallorca seiner leichten Erreichbarkeit mit dem Flugzeug. In Deutschland steht der Flughafen Palma de Mallorca an erster Stelle unter den ausländischen Flugzielen. Erwähnenswert sind auch die über 450 Kreuzfahrtschiffe (2019), die Mallorca jährlich anlaufen.
Ökologische Relevanz
Die fortlaufende Steigerung der Bettenangebote und Gästezahlen wirft unter anderem Probleme bei der Wasserversorgung auf, zumal die sommerliche Trockenperiode genau in die Hochsaison fällt. Inzwischen sorgen mehrere große Meerwasserentsalzungsanlagen für eine mittelfristig hinreichende Trinkwasserversorgung. Die Wasserverknappung ist nur eine der spürbaren Folgen des ökologischen Raubbaus, die der Massentourismus mit sich brachte. Hinzu kommen auch die Verbauung und etwa die Herausforderungen hinsichtlich Abwasser und Müll. Seit den 1980er-Jahren hat aber allmählich ein Umdenken für mehr Umwelt- und Naturschutz eingesetzt. So gibt es heute den Nationalpark rund um den Cabrera-Archipel, viele weitere Schutzgebiete und vier Naturparks.