Das Wettergeschehen in Europa wird durch wechselnde Tief- und Hochdruckgebiete bestimmt, die durch ihre Eigenzirkulation die Zufuhr unterschiedlicher Luftmassen und der mit ihnen verbundenen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse nach Europa steuern.
Westliche Luftströmungen
So führen Südwest-, West- und Nordwestwinde feuchte, maritime Luftmassen vom Atlantik heran; Niederschläge sind dann vergleichsweise häufig. Diese fallen aus wandernden Tiefdruckgebieten (s. 98.2). Je weiter nördlich diese Luftmassen ihren Ursprung haben, desto kälter sind sie (Polarluft). Im Winter sorgen sie in der Regel für vergleichsweise milde bis kühle Temperaturen, im Sommer dagegen meist für unangenehm kühle Temperaturen. Insgesamt bestimmen Luftmassen atlantischen Ursprungs das Wettergeschehen in Mitteleuropa zu mehr als 50 Prozent. In Westeuropa ist ihr Einfluss höher, in Richtung Osten nimmt ihre Wirkung dagegen ab.
Südliche Luftströmungen
Luftmassen aus südlichen Richtungen (Tropikluft) sind in Mitteleuropa ungleich seltener wetterwirksam als die aus westlichen Richtungen. Dies liegt nicht zuletzt in den Alpen begründet, die ein natürliches Hindernis darstellen und Mitteleuropa nach Süden abschirmen. Der Feuchtigkeitsgehalt südlicher Luftströmungen ist im maritimen Südwesten größer als im kontinentalen Südosten. Führen diese südlichen bis südwestlichen Luftmassen viel Wasser mit sich, können sie für besonders starke Niederschläge und Unwetterereignisse auf der Alpensüdseite verantwortlich sein. Auf der Alpennordseite treten dann Föhneffekte auf (s. 55.3). Gelegentlich werden feucht-warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum aber auch in großem Bogen östlich um die Alpen herumgeführt. Kommen sie dort in Kontakt mit kalten Luftmassen, entwickelt sich extrem ergiebiger Dauerregen. Diese sogenannten Vb-Wetterlagen rufen regelmäßig Überschwemmungen und Hochwasserkatastrophen in Mitteleuropa hervor.
Östliche Luftströmungen
Luftmassen aus dem Osten, in der Häufigkeit mit südlichen Wetterströmungen vergleichbar, haben in Mitteleuropa zumeist trockenes Wetter zur Folge, das sie im Sommer mit Wärme aus dem Inneren des Kontinents, im Winter hingegen mit sibirischer Kaltluft verbunden sind. Je weiter nördlich diese Luftmassen ihren Ursprung haben, desto kälter sind sie (Polarluft). In Osteuropa ist ihr Einfluss höher, in Richtung Westen nimmt ihre Wirkung dagegen ab (Maritimität).
Stationäre Wetterlagen
Beim restlichen Anteil, rund 20 Prozent, bestimmen stationäre Wetterlagen das Geschehen, das heißt, es ist meist relativ windstill. Es dominieren Hochdruckgebiete, häufig mit Luft kontinentalen Ursprungs. Das Wetter ist dann – ähnlich wie bei Luftmassen aus dem Osten – meist schön, im Sommer warm bis heiß, im Winter kalt.