Naher Osten - Wasser

Naher und Mittlerer Osten - Siedlung in der Wüste
978-3-14-100900-2 | Seite 190 | Abb. 1| Maßstab 1 : 30000000

Überblick

Die Karte zeigt Aspekte der Wasserverteilung und Wassernutzung im Nahen Osten, einem Gebiet, das weltweit am stärksten von Wasserstress betroffen ist und das zudem von politischen Spannungen geprägt wird, bei denen der Wasserknappheit oftmals auch eine entscheidende Rolle zukommt. Die natürliche Wasserverfügbarkeit ist gering, ausgedehnte Gebiete in Saudi-Arabien, im Irak, in Syrien, Jordanien, im Iran oder in Ägypten erhalten nur weniger als 100 mm Niederschlag pro Jahr.

Knappheit und Konflikte

Die hydrologischen Bedingungen sind aufgrund der geringen natürlichen Wasserverfügbarkeit denkbar schlecht. Durch den Klimawandel werden die Niederschläge künftig abnehmen; zudem ist ein weiterer Temperaturanstieg prognostiziert. Ein besonderes Konfliktpotenzial liegt darin, dass die drei größten Ströme, die Wasser in den Nahen Osten leiten, Euphrat, Tigris und Jordan, ihre Quelle in einem anderen Land haben bzw. mehrere Staaten durchfließen, die das Wasser nutzen. In den Kettengebirgen des „fruchtbaren Halbmonds“, die im Norden, Osten und auch im Westen das Euphrat-Tigris-Becken einrahmen, kommt es zu teils ergiebigen, zumeist winterlichen Niederschlägen. Aus diesen Gebieten fließt das Wasser durch die angrenzenden Trockenräume, wo Euphrat und Tigris als Fremdlingsflüsse die Grundlage einer ausgedehnten Bewässerungswirtschaft waren. Doch das Flusswasser ging in den vergangenen vier Jahrzehnten um 40 Prozent zurück. Auch im Fall des Jordan birgt die Grenzlage Konfliktpotenzial.
Aber auch innerstaatlich herrschen zwischen den verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Interessengruppen Verteilungskonflikte um Wasser. In vielen Staaten des Nahen Osten werden drei Viertel des Wassers für die Landwirtschaft verbraucht. Mit steigendem Bedarf für die Trinkwasserversorgung und Industrie und abnehmendem Wasserangebot wird zukünftig aber immer weniger Wasser für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen.

Wasserversorgung

In vielen Staaten des Nahen dienen Stauseen der Wasserversorgung, oder es wird Grundwasser entnommen. Dieses kann jedoch nicht so schnell, oder im Falle von fossilem Grundwasser, gar nicht erneuert werden. Die Grundwasservorräte werden bei weiter hoher Entnahme in den kommenden Jahrzehnten folglich zur Neige gehen. Zur Übernutzung der Wasserressourcen hinzu kommt eine unzureichende Wiederverwendung des Abwassers. Die hohen Abwassermengen werden noch nicht entsprechend wieder aufbereitet und verwendet.
Erste erfolgreiche wasserwirtschaftliche Maßnahmen wurden beispielsweise in Israel gesetzt. Das Land bezieht heute rund 70 Prozent seines Trinkwassers aus Meerwasserentsalzungsanlagen. Die Tröpfchenbewässerung versorgt dank weltweit führender modernster Anlagen die Landwirtschaft mit Wasser (s. 189.6). Die schwierigen politischen Verhältnisse haben jedoch verhindert, dass auch andere Staaten von diesem Know-how profitieren.
Außer in Israel ist die Meerwasserentsalzung auch in Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten von zentraler Bedeutung für die Wasserversorgung. Kaum ein anderer Staat auf der Erde betreibt so viele große Entsalzungsanlagen wie Saudi-Arabien.

Zukunftsoptionen eines nachhaltigen Wassermanagements

Investitionen und Innovationen, insbesondere auch grenzübergreifende Ansätze, sind im Nahen Osten dringend gefragt, um dem Wassermangel zu begegnen. Gefragt sind Technologien und Konzepte für eine nachhaltige Wassernutzung ebenso wie eine zwischenstaatliche Zusammenarbeit beim Ressourcenschutz. Ein Ansatzpunkt ist beispielsweise die Etablierung energieeffizienter Methoden der Entsalzung von Meerwasser zum Anbau von Pflanzen in Gewächshäusern in Hydrokulturen. Ein diesbezügliches Forschungsprojekt wird gegenwärtig vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit Ländern im Nahen Osten durchgeführt.

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Diercke

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