Nauru - Endliche Ressourcen

Australien und Ozeanien - Physische Übersicht
978-3-14-100902-6 | Seite 209 | Abb. 3| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Der kleine Inselstaat Nauru im Pazifischen Ozean liegt nahe am Äquator nordöstlich von Australien im Inselgebiet Mikronesien. Mit einer Fläche von rund 21 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von etwa 12 000 Menschen ist er ein gehobenes Korallenriff, das sich auf einem erloschenen Vulkan gebildet hat. Die Tiefenlinien des Meeres zeigen, wie schnell und steil der Hang zur Tiefsee abfällt. Eine kleine Lagune liegt im Inselinnern nahe der höchsten Erhebung von 75 Metern.

Phosphat als Quelle des Reichtums

Mehrere Hebungs- und Senkungsphasen haben die Oberflächenformen der Insel geprägt. Millionen Seevögel haben Verlauf der Geschichte der Insel ihren Kot hinterlassen. Durch das tropische Klima wurde daraus Calciumphosphat.
Der Inselstaat wurde im Ersten Weltkrieg von Australien erobert. Die englische Kolonialmacht und die Australier machten Ansprüche auf die Insel geltend. Die Verladerampe im Westen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und etwas weiter nördlich später eine Neue errichtet. 1942 folgte eine japanische Invasion. Seit 1945 stand Nauru unter australischer Führung. Das Phosphat wurde von einer britischen Firma abgebaut. Um selbst seine Schätze vermarkten zu können, strebte der Staat nach Unabhängigkeit, die es 1968 erlangte. Damit stellte sich plötzlich großer Reichtum ein.

Reichtum von kurzer Dauer und folgende Krise

Dieser plötzliche Reichtum ähnelte Zuständen, die an ein Schlaraffenland erinnerten: kostenfreie medizinische Versorgung, keine Steuern, viele Autos, Villen, Jachten für die Einwohner, unzählige Partys usw. Wer nicht arbeiten wollte, musste das auch nicht. Der Phosphatabbau selbst erfolgte durch chinesische Arbeiter, sogenannte Kulis, die abgeschirmt in Baracken leben mussten. Dieser unvergleichlich hohe Wohlstand überforderte den Staat und die Bevölkerung.
Die Phosphatressourcen waren in den 1990er-Jahren erschöpft. Innerhalb kürzester Zeit erlebte der als reich geltende Inselstaat seinen Bankrott. Korruption und dubiose Geschäfte kennzeichneten diese Zeit, in der Millionen Gelder verschwanden.
Nun musste die Regierung neue Wege finden, um an Geld zu kommen. Es wurden Flüchtlingslager errichtet, die Menschen aufnahmen, die der australische Staat nicht haben wollte. Dafür erhielt die Insel Gelder. Der Verkauf von Pässen ermöglichte es zeitweise zwielichtigen Personen, eine neue Identität zu bekommen. Der Inselstaat wurde dadurch in der internationalen Reputation zu einem „Schurkenstaat“.

Heutige Situation

Die Menschen auf Nauru sind stark verarmt und versuchen, über die Fischerei ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die ausgebeutete Natur wirkt unwirtlich und unwirklich, da sich in der rauen Karstlandschaft kaum Wasser hält und sich so kein Boden ansammeln kann, der landwirtschaftlich genutzt werden könnte. Nur an der Küste ist der Anbau von Kokospalmen, Bananen, Ananas und Gemüse in geringem Maße möglich. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben als ausländische Arbeitnehmer auf der Insel. Etwa 2005 wurden weitere Phosphatreserven erschlossen und noch heute arbeiten diese Arbeiter aus anderen Inselstaaten, Australien und Neuseeland in den Phosphatgruben. Diese Vorkommen sollen bis etwa 2035 reichen, was auch an der Wiederaufbereitung alter Bergbauhalden und kleiner Restflächen liegt (re-mining).
Das Trinkwasser wird mit Tankern aus Australien importiert, in den letzten Jahren wurde eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut. Die Regierung versuchte, für andere Staaten ein Steuerparadies zu werden, aber hier wurden wegen Betrugs und Geldwäsche Sanktionen verhängt. Es wird weiter nach Ideen gesucht, um Geld zu verdienen.
Nauru steht heute beispielhaft für die globalen Probleme – die Ausbeutung durch die Kolonialmächte und die sich aus schnellem Reichtum durch die Ausbeutung von Rohstoffvorkommen ergebenden Gefahren.

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