Nord- und Mittelamerika - Wirtschaft

Amerika - Nord- und Mittelamerika - Wirtschaft
978-3-14-100803-6 | Seite 211 | Abb. 5| Maßstab 1 : 36000000

Die Karte zeigt den Wirtschaftsraum Nord- und Mittelamerika im Überblick:

• den Kontrast zwischen den ausgedehnten naturnahen Landschaften und den Agglomerationen, die zu den größten Verdichtungsräumen der Welt zählen,

• die Dominanz der Wirtschaft der USA, insbesondere der global bedeutenden Zentren New York, Washington, Chicago, San Francisco und Los Angeles,

• die außerordentlich großen räumlichen Disparitäten innerhalb der Region sowie Züge fragmentierender Entwicklung.

Zum Aufbau der Karte

Im Hintergrund zeigen Flächensignaturen die Intensität der menschlichen Raumnutzung an. Entsprechend dem Konzept des „Human Footprint“ („ökologischer Fußabdruck“) wird ein komplexer Indikator räumlich umgesetzt. Für dessen Ermittlung wurden räumliche Ebenen zu den Faktoren Bevölkerung, Verkehr, Transport, Bergbau und Landnutzung überlagert.

So entsteht ein Bild der Erdoberfläche, das als Gesamtschau zunächst erst einmal erkennen lässt, wie stark ein Raum vom Menschen überformt und verändert wurde. Hinter einer Kategorie können sich dabei ganz unterschiedliche Raumtypen verbergen. So zählen zu den naturnahen Landschaften die subpolaren Tundren Nordkanadas ebenso wie die Wüsten im Südwesten der USA (Nevada) und die tropischen Regenwälder im Osten Kolumbiens, aber auch die einseitig durch Waldrodung und Zersiedlung veränderten Inseln der Bahamas. Als dicht besiedelte und intensiv genutzte Räume werden neben den großen Agglomerationen wie dem Städteband Boston – New York – Philadelphia – Washington auch große Teile der Golfküste Mexikos oder das Umland der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince dargestellt.

Um die Wirtschaftszentren charakterisieren zu können, wird zunächst deren Ausrichtung hinsichtlich der ansässigen Industrien und der prägenden Dienstleistungen betrachtet. Für diese Überblickskarte wurden übergeordnete Kategorien gebildet, die ebenso in den Überblickskarten zur Wirtschaft der anderen Kontinente verwendet werden und die daher einen schnellen Vergleich ermöglichen. Da manche Wirtschaftszentren eher industriell, andere eher durch hochrangige Dienstleistungen geprägt sind, wird eine Zwillingssignatur verwendet. So kann ein bedeutendes Wirtschaftszentrum mit maximal drei Industrie- und drei Dienstleistungsschwerpunkten verzeichnet sein (siehe New York).

Neben der Branchenstruktur, also der Ausrichtung eines Wirtschaftszentrums, wird auch seine Bedeutung in der globalen Städtehierarchie, also seine räumliche Ausstrahlung, dargestellt. In vier Abstufungen zeigt die Karte, ob einem Wirtschaftszentrum eine globale oder kontinentale Bedeutung zukommt, ob es zumindest für mehrere Staaten bedeutsam ist oder ob ihm nur eine nationale wirtschaftliche Bedeutung zukommt. Ein Lesebeispiel zu Toronto (s. Legende unten rechts) führt in die Kartenaussagen zu den Wirtschaftszentren ein.

Durch diese beiden Kategorisierungen von Wirtschaftszentren – also Ausrichtung hinsichtlich Industrie und Dienstleistungen sowie räumliche Ausstrahlung – kann ein Standort wie San Francisco schnell als kontinental bedeutendes Zentrum mit vielfältiger Branchenstruktur sowohl der Industrie (Hightechindustrie, Leichtindustrie) als auch der Dienstleistungen (Finanzen, unternehmensnahe Dienstleistungen, politisch-kulturelles Zentrum) eingeordnet werden, das darüber hinaus eine bedeutende Tourismusregion ist. Auch die verkehrsgünstige Lage am Pazifik erschließt sich auf einen Blick.

Houston (USA) kann als kontinental bedeutendes Zentrum der Schwer- und Hightechindustrie, als politisch-kulturelles Zentrum und als Zentrum unternehmensnaher Dienstleistungen eingeordnet werden, dessen Umgebung dicht besiedelt und intensiv genutzt wird.

Für weitere Aussagen können jeweils die Wirtschaftskarten zu den Teilräumen Amerikas (214.3,226.1) bzw. die Fallbeispiele zur Wirtschaft (z. B.214.2, 217.2, 220.1, 227.4) verwendet werden.

Außerhalb der Wirtschaftszentren sind in der Überblickskarte außerdem Tourismusstandorte und Bergbauzentren, die in peripheren Räumen oft raumprägend sind, ausgewiesen. In der Regel beziehen sich diese Kennzeichnungen auf Regionen, nicht auf einzelne Städte oder Standorte. Beispiele sind der Yosemite-Nationalpark (s. 221.7) als Tourismusstandort bzw. der Ölsandabbau in Kanada (s. 214.1) und Fracking in North Dakota (s. 220.4). Die Bahamas sind zum einen als Tourismusstandort, aber auch als Finanzzentrum („Steueroase“) erkennbar.

Räumliche Muster

Insbesondere durch die Zwillingssignaturen für Industrie / Dienstleistung tritt ein hierarchisch gegliedertes Netz von Zentren in Nord- und Mittelamerika hervor, in denen die wesentlichen Entscheidungen in Politik und Wirtschaft fallen. Sie sind durch eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur miteinander verbunden. Die Containerrouten der Schifffahrt (s. 268.1) und die Fluglinien des Luftverkehrs (s. 272.2) sind am Zentrennetz ebenso orientiert wie die internationalen Datenströme (s. 282.2).

Innerhalb Nord- und Mittelamerikas lassen sich mehrere große Wirtschaftszentren unterscheiden:

• der Manufacturing Belt der USA von Boston bis Chicago (s. 214.3 und 216/217),

• die Städtereihe Toronto – Montréal – Quebec im Südosten Kanadas,

• eine Reihe von Einzelstandorten von Phoenix über Dallas und Houston bis Atlanta, die zusammen den Sunbelt der USA bilden,

• im Nordwesten der USA bzw. im Südwesten Kanadas der Raum Seattle – Vancouver mit starken Hightechindustrien,

• Kalifornien von San Francisco (mit dem Hightechstandort Silicon Valley, s. 214.2) über Los Angeles bis San Diego,

• die Agglomeration Mexiko-Stadt, von dort ausgreifend bis Guadalajara bzw. zur Golfküste,

• die Pazifikküste Guatemala bis Panamá,

• Bogotá in Kolumbien sowie die Karibikküste Kolumbiens und Venezuelas.

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