Überblick
Die natürlichen Gegebenheiten und Bedingungen in Nordrhein-Westfalen sind für die Landwirtschaft überwiegend gut. Die lösshaltigen Böden in Regionen des Niederrheinischen Tieflands und des Münsterlandes sowie die Jülicher, Zülpicher, Soester und Warburger Börden zählen zu den fruchtbarsten Böden Deutschlands. Die Winter sind mild, die Sommer feuchtwarm, was den Wachstumsperioden der Anbauprodukte entgegenkommt.
Ackerbau, Sonderkulturen und Forstwirtschaft
In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2024 10 658 Quadratkilometer als Ackerland genutzt, das entspricht gut 71 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (14 923 km2) und 31 Prozent der gesamten Landesfläche (34 110 km2). Rund die Hälfte dieser Ackerlandfläche wurde mit Getreide bestellt, ein Großteil davon mit Winterweizen (38 Prozent) und Wintergerste (26 Prozent). Ebenso ist der Rapsanbau von Bedeutung – 2024 betrug die Anbaufläche von Winterraps 529 km2 oder 5 Prozent der Ackerlandfläche. Raps gewinnt – neben seiner Verwendung als Futtermittel – immer mehr an Bedeutung als Energiepflanze. So findet Raps bei der Herstellung von Biokraftstoff oder Biodiesel Verwendung.
Einen weiteren Schwerpunkt des Ackerbaus bildet der Zuckerrübenanbau, der 2024 auf 5,7 Prozent der Ackerlandfläche erfolgte (611 km2). Bevorzugt werden hochwertige Bodenstandorte, wie sie in den fruchtbaren Bördenlandschaften (Jülicher, Zülpicher, Soester und Warburger Börde) zu finden sind. Die Kartoffel gedeiht dagegen am besten auf leichten, sandigen Böden und belegte 2024 448 km2 oder 4,2 Prozent der Ackerlandfläche; bundesweit steht Nordrhein-Westfalen in der Kartoffelproduktion nach Niedersachsen und Bayern an dritter Stelle. In der Niederrheinischen Bucht und der Soester Börde gibt es außerdem ausgedehnten Obst- und Gemüseanbau. Dauerkulturen wie Obst und Wein belegen insgesamt aber nur 0,9 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Nordrhein-Westfalen, was ungefähr der Fläche der Stadt Krefeld entspricht (davon Wein kaum mehr als 25 Hektar). Der Gemüseanbau inklusive Erdbeeren, Blumen und Zierpflanzen belegte 2024 immerhin 333 km2 oder 3,1 Prozent der Ackerbaufläche. Im Westmünsterland werden große Mengen an Silomais für die Schweinehaltung angebaut. Silomais wird sowohl in der Futtermittelproduktion als auch zur Herstellung von Energiemais (für Biogasanlagen) verwendet. Insgesamt belegten Futtermittel 2024 rund ein Viertel der gesamten Ackerlandfläche, davon Silomais 2153 km2 bzw. 20 Prozent der Ackerlandfläche.
Wälder bedecken ca. 9525 km2 und somit 28 Prozent der Landesfläche Nordrhein-Westfalens, was etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 32 Prozent liegt. Sie sind zu 63 Prozent im Privatbesitz, der höchste Anteil unter allen Bundesländern. Dementsprechend ist das Interesse an der forstwirtschaftlichen Nutzung der Wälder groß. Diese findet vor allem in den Mittelgebirgen statt. Eine intensive Landwirtschaft ist dort aufgrund der Höhenlagen und Hangneigungen überwiegend nicht möglich. Während die Waldfläche zwischen 2012 und 2022 laut Bundeswaldinventurbericht konstant geblieben ist, hat sich die Waldstruktur stark verändert, da infolge des Klimawandels und der seit 2018 manifesten Bodentrockenheit der Fichtenbestand schädlingsbedingt von rund 30 auf 18 Prozent zurückgegangen ist und somit nun gleichauf liegt mit Eiche und Buche. In diesen 10 Jahren konnten die Laubwälder ihren Anteil von 53 auf 65 Prozent erhöhen, die Nadelwälder fielen hingegen von 47 auf 35 Prozent zurück. Der Waldumbau ist also bereits im vollen Gange, die Anteile von Laub- zu Nadelwald verschoben sich binnen 10 Jahren von einer ungefähren Gleichverteilung hin zu zwei gegenüber einem Drittel. Dennoch stellt sich auch der weitere Waldumbau bei fortschreitendem Klimawandel als eine große Herausforderung für diesen Wirtschaftszweig dar.
Viehhaltung
Knapp 28 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Nordrhein-Westfalens dienten 2024 als Dauergrünland, dies entspricht 12 Prozent der Landesfläche. Die regionalen Schwerpunkte der Viehwirtschaft liegen im Münsterland und im Niederrheinischen Tiefland. Von den rund 1,22 Mio. Rindern im Jahr 2024 waren lediglich 360 000 Milchkühe. Darüber hinaus wurden über 5,87 Mio. Schweine gehalten. Über ein Viertel der Schweinemastproduktion Deutschlands stammt aus Nordrhein-Westfalen. Auch die Hühnerzucht ist im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung: 2024 wurden rund 6 Mio. Legehennen gehalten und 1,43 Mrd. Eier produziert. Darüber hinaus spielt die Pferdewirtschaft eine wichtige Rolle, insbesondere im Münsterland; rund ein Fünftel aller Einhufer in Deutschland sind in Nordrhein-Westfalen beheimatet, der höchste Wert unter allen Bundesländern.
Betriebsstrukturen
Die 33 570 landwirtschaftlichen Betriebe in Nordrhein-Westfalen wiesen 2024 eine durchschnittliche Betriebsgröße von gut 44 ha auf (zum Vergleich Gesamtdeutschland 2024: 65 ha). Gut ein Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe (28 Prozent) sind kleiner als 10 ha, dagegen bewirtschaften fast 31 Prozent der Betriebe jeweils mehr als 50 ha Fläche (über 11 Prozent der Betriebe verfügen sogar über jeweils 100 ha und mehr).
Nahrungs- und Genussmittelindustrie
Das östliche Münsterland bildet einen Schwerpunkt der Veredlung von Fleischprodukten. Die Jülicher und Zülpicher Börde sind wichtige Standorte der Zuckerindustrie. Dort erfolgt auch die Verarbeitung von Obst und Gemüse. In den großen Städten wird Getreide gemahlen. Die Großbrauereien haben ihre Standorte u. a. in Dortmund, Duisburg, Mönchengladbach, Warstein, Meschede und Kreuztal.
Klimastationen im Vergleich
Die Klimadiagramme von Münster, Arnsberg, Köln-Wahn und Elsdorf zeigen den Jahresgang von Temperatur und Niederschlag für die aktuelle 30-jährige Klimamessperiode von 1991 bis 2020. Zum Vergleich und zur räumlichen Einordnung sind die vier Stationen auf den nebenstehenden Karten zu den Januar- und Juli-Durchschnittstemperaturen (s. 17.2, 17.3) sowie den Jahresniederschlagssummen (s. 17.4) markiert. Zum Aufbau und Lesen von Klimadiagrammen vergleiche auch Abbildung 28.7. Dort findet sich zusätzlich auch das Klimadiagramm des Kahlen Asten, die mit 841 Metern über dem Meeresspiegel zweithöchste, aber höchste vollständig im Bundesland gelegene Erhebung Nordrhein-Westfalens.
An fünf Stationen werden im Jahresverlauf die niedrigsten Temperaturen im Januar/Februar und die höchsten Temperaturen im Juli/August erzielt. Die höchsten Januar- und Juliwerte zeigen Köln-Wahn und Elsdorf, die niedrigsten Werte werden auf dem Kahlen Asten gemessen (s. 28.7). Auch auf das Jahr bezogen sind diese Orte die wärmsten: 10,9 °C Jahresdurchschnittstemperatur 1991-2020 in Köln-Wahn, dahinter Elsdorf mit 10,7 °C, gefolgt mit wenig Abstand von Münster mit 10,4 °C. Der Kahle Asten ist hingegen mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 5,9 °C mit Abstand der der kälteste Ort in Nordrhein-Westfalen.
Hinsichtlich der Niederschlagswerte verhält es sich umgekehrt: Hier werden die höchsten Jahressummen in den kalten Hochlagen erzielt (1306 mm auf dem Kahlen Asten) sowie im kühlgemäßigten Sauerland (1011 mm in Arnsberg), die geringsten hingegen in den wärmeren Tieflandstationen Elsdorf (673 mm) und Münster (763 mm) und Köln-Wahn (804 mm). Die zeitliche Verteilung der Niederschläge zeigt an den Stationen im Rheinland (Elsdorf und Köln-Wahn) ein sommerliches Maximum, an den Stationen in Westfalen (Münster und Arnsberg) ein Sommer- und Wintermaximum und auf dem Kahlen Asten ein Wintermaximum.
H. Kiegel, S. Lemke