Nordsee - Gezeiten - Flut

Norddeutschland - Küstenlandschaften und Küstenschutz
978-3-14-100900-2 | Seite 32 | Abb. 1| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Aufgrund der Gezeitenkräfte treten an den Küsten des Weltmeeres zu- und abnehmende Wasserstände auf. Auf den beiden Satellitenbildern sind die Unterschiede des Wasserstandes bei Ebbe und Flut zwischen der schleswig-holsteinischen Küste und den vorgelagerten Nordfriesischen Inseln mit dem markanten Sylt im Norden deutlich zu erkennen.

Ebbe und Flut

Bei Ebbe fallen große Flächen trocken oder liegen nur knapp unter dem Wasserspiegel. Sie zeichnen sich im Satellitenbild durch hellgelbe bis gelblich-braune Farbtöne ab, in Abhängigkeit von den dominierenden Sedimenten an der Oberfläche und den organischen Beimischungen. Zwischen den trockengefallenen Gebieten liegt ein Netz stark verzweigter Priele. Durch die Priele fließt das Wasser im Wechsel der Gezeiten bei Ebbe aus dem Wattenmeer ab bzw. strömt bei Flut wieder ein.

Lage und Größe der Wattflächen und Priele weisen eine hohe Veränderungsdynamik auf. In ständigem Wechsel werden Sedimente abgetragen und an anderer Stelle wieder abgelagert. Am Boden des Wattenmeers lebt eine einzigartige Flora und Fauna, die an die besonderen ökologischen Bedingungen, zum Beispiel den Salzgehalt des Bodens und den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen, angepasst ist.

Gezeiten

Als Gezeiten werden rhythmische Schwankungen des Meeresspiegels bezeichnet. Die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Hochwassern (oder zwei aufeinanderfolgenden Niedrigwassern) an einem Ort beträgt im Mittel 12 Stunden und 25 Minuten. Mit Flut wird die Phase steigenden Wassers bezeichnet (zwischen Niedrigwasser- und Hochwasserstand), die Phase fallenden Wassers nennt man Ebbe (zwischen Hochwasser- und Niedrigwasserstand). Der Höhenunterschied von Hoch- und Niedrigwasser ist der Tidenhub. An der deutschen Nordseeküste liegt der Tidenhub etwa zwischen einem Meter und über vier Metern.

Ursache der Gezeiten sind zum einen die Anziehungskräfte von Sonne und Mond, die auf den Wasserkörper der Erde einwirken. Aufgrund der Rotation von Mond und Erde um einen gemeinsamen Schwerpunkt wirken darüber hinaus auch Zentrifugalkräfte. Sie bewirken, dass ein „Flutberg“ nicht nur auf der mondzugewandten Seite der Erde, sondern auch auf ihrer mondabgewandten Seite entsteht. Die Gezeitenkräfte können anschaulich als die jeweilige Differenz von Anziehungs- und Zentrifugalkraft aufgefasst werden, die entgegengesetzt gerichtet sind. Auf der mondzugewandten Seite ist die Anziehungskraft größer als die Zentrifugalkraft, auf der mondabgewandten Seite ist es umgekehrt. Beides bewirkt aber einen Flutberg, der wegen der Rotation der Erde um sich selbst an den Küsten als periodischer Vorgang auftritt.

Die Entstehung der Gezeiten wird zwar zum größten Teil durch den Einfluss des Mondes bestimmt, aber auch die Position der Sonne spielt eine Rolle. Je nach Stellung von Sonne und Mond ist der Gezeitenhub unterschiedlich. Bilden Sonne, Mond und Erde eine Linie (bei Neu- und Vollmond), so sind die Anziehungskräfte besonders stark und der Gezeitenhub ist groß. Bei anderen Positionen schwächen sich die Anziehungskräfte ab, der Gezeitenhub ist dann geringer. Vor allem im Herbst und im Frühjahr kann der Fall eintreten, dass auflandiger Wind die Flut verstärkt, sodass die Pegelstände bei Flut mehrere Meter über den normalen Werten liegen. Man spricht dann von einer Sturmflut.

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Diercke

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Nordsee - Gezeiten
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Nordseeküste - Landschaftsformen und Küstenschutz
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