Nordsee- und Ostseeraum - Wirtschaft und Ressourcen

Europa - Nordsee- und Ostseeraum - Wirtschaft und Ressourcen
978-3-14-100870-8 | Seite 124 | Abb. 1| Maßstab 1 : 6000000

Überblick

Die Situation der Nord- und Ostsee-Anrainer ist sehr ungleich: Während die skandinavischen Staaten in den letzten Jahrzehnten ihre starke Stellung bewahrt oder ausgebaut haben, ist die Wirtschaftskraft der baltischen Länder noch deutlich geringer.

Die wirtschaftliche Prosperität Norwegens begann mit der Erschließung von Öl- und Gasreserven, heute ist das Land einer der größten Öl- und Gasexporteure der Welt. Zugleich begünstigten die enormen Wasserkraftressourcen die Ansiedlung energieintensiver Industrien (Aluminiumverhüttung). Norwegen unterhält eine der größten Handelsflotten der Welt und ist einer der führenden Exporteure von Meeresfrüchten, insbesondere von Lachsen aus der Aquakultur.

Schwedens Wirtschaft ist exportorientiert. Ihr Spektrum reicht von der Holz-, Zellstoff-, Papier- und Möbelindustrie über die verarbeitenden Industrien (Fahrzeug- und Maschinenbau, Elektrotechnik, Pharmazie) bis zur Informationstechnologie, Biotechnik und regenerativen Energien. Das Land beherbergt eine Reihe global agierender Unternehmen (zum Beispiel IKEA, Electrolux, Volvo). Die Zentren Stockholm und Göteborg, aber zunehmend auch die Region Malmö - Lund sind starke, spezialisierte Dienstleistungsstandorte.

Finnland hat von der Globalisierung profitiert, war aber wegen seiner Exportorientierung stark von der globalen Finanzkrise betroffen. Negativ bemerkbar gemacht hat sich zuletzt auch der Bedeutungsverlust des ehemaligen Global Players Nokia im IT- und Kommunikationsbereich, ehemals ein Ankerunternehmen der finnischen Wirtschaft. Wichtige Industriezweige neben der chemischen Industrie sind der Schiffbau, die Holz-, Papier-, Metall- und Elektroindustrie sowie der Maschinenbau.

Dänemarks Wirtschaft ist gekennzeichnet durch eine Reihe hoch spezialisierter mittelständischer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen wie Novo Nordisk (Pharmazie), Bang & Olufsen (Unterhaltungselektronik), Vestas (Windkraftanlagen) oder Lego (Spielwaren). Daneben spielen Maschinenbau, Tourismus und Lebensmittelindustrie bedeutende Rollen, auch für den Export. Ein wirtschaftlicher Hotspot ist seit Eröffnung der Öresundbrücke (2000) die Metropolregion Kopenhagen (Dänemark) - Malmö (Schweden), die sich durch gute Infrastruktur, hochqualifizierte Arbeitskräfte, Bildungseinrichtungen und Clusterstrukturen, zum Beispiel in der Biotechnolgie, auszeichnet.

Ein Großteil des Bruttoinlandsprodukts Großbritanniens entstammt dem Dienstleistungssektor (ca. 80 Prozent), insbesondere dem Finanzsektor - London ist der wichtigste Finanzplatz in Europa. Heute strebt die Regierung mittels einer aktiven Indus-trie-, Forschungs- und Exportförderpolitik sektoral und regional ausgewogenere Wirtschaftsstruktur an. Wichtig sind Hochtechnologiebranchen wie Telekommunikation, Informationstechnik, Biotechnologie, Pharma- und Chemieindustrie, aber auch Fahrzeugbau, Rüstungstechnologie und Elektrotechnik.

Die Niederlande sind eine logistische Drehscheibe im globalen Warenverkehr (Hafen Rotterdam, Flughafen Schiphol). Motor der exportorientierten, stark verflochtenen Dienstleistungsökonomie ist die Region Randstad (Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht). Wichtigste Wirtschaftszweige in Belgien sind die Pharmazie- bzw. Chemie- und die Nahrungsmittelbranche.

Erdöl und Erdgasförderung in der Nordsee

In der Nordsee bilden die Sedimentgesteine aus Trias, Jura und Kreide mit ihren kleinen Hohlräumen geeignete Speichergesteine für Erdöl und Erdgas. Die Förderung von Erdöl und Erdgas in der Nordsee begann um 1965 vor der britischen Küste. Mittlerweile ist fast der gesamte Raum mit Fördereinrichtungen und Pipelines überzogen, und die Nordsee ist eines der bedeutendsten Förderreviere der Erde. Allerdings sind viele Förderfelder bereits erschöpft Die Standorte der Ölverarbeitung (Raffinerien, chemische Industrie) liegen vor allem dort, wo Pipelines auf das Festland treffen. Standorte im Binnenland (wie am Niederrhein) sind an das Pipelinenetz, aber auch das sonstige Verkehrsnetz angeschlossen.

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