Ost-Niedersachsen - Zulieferer der Automobilindustrie

Braunschweig/Wolfsburg - Industrieraum
978-3-14-100902-6 | Seite 37 | Abb. 5| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Industrielle Schwerpunkte im östlichen Niedersachsen waren traditionell der Maschinenbau sowie die Optik- und Nahrungsmittelindustrie. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verschob sich der Schwerpunkt Richtung Automobilindustrie. Anknüpfungspunkte gab es bereits: die Büssing-Werke für Busse und Lastkraftwagen (gegründet 1903) oder, als potenzieller Zulieferer, die Stahlerzeugung in Peine und Salzgitter. Heute prägt die Automobilindustrie die Wirtschaftsstruktur im östlichen Niedersachsen.

Standortverflechtungen

Heute sind rund 30 % der Industriearbeitsplätze in ganz Niedersachsen von der Automobilbranche abhängig. Im Zentrum steht das Volkswagen-Werk in Wolfsburg. Dort findet zum einen die Endmontage von Pkw statt, zum anderen werden die weltweiten Geschäfte des Volkswagen-Konzerns von hier gesteuert. Auch die technische Entwicklungsabteilung arbeitet dort. Es bestehen enge Verflechtungen mit der Hochschul- und Forschungslandschaft der Region.
Volkswagen ist in Ost-Niedersachsen mit weiteren Hauptwerken zur Endmontage bzw. Fertigung von Komponenten in Hannover, Salzgitter und Braunschweig vertreten. Die Endmontage erfolgt nach dem Just-in-Time-Prinzip zur Minimierung von Lager- und Logistikkosten. Komplexe Komponenten wie Motoren, Getriebe, Fahrwerk und Abgasanlagen werden in Werken des Unternehmens selbst gefertigt. Andere Komponenten wie Karosserieteile, Sitze, Fenster oder Dichtungen werden von externen Zulieferbetrieben an zahlreichen Standorten in der Region hergestellt, z. B. in Hildesheim und Wolfenbüttel. Zulieferer und Volkswagen-Werke bilden ein dichtes Netz; sie sind horizontal und vertikal eng miteinander verflochten.

Umbau

Allerdings steht die Automobilindustrie mit dem politisch erwünschten und vom Staat geförderten Übergang zur Elektromobilität vor großen Herausforderungen, die auch die Produktionsstandorte und Zulieferer in Ost-Niedersachsen betreffen. Elektroautos benötigen etwa deutlicher weniger Motor- und Getriebekomponenten als Fahrzeuge, die mithilfe fossiler Treibstoffe angetrieben werden. Die angestrebte Klimaneutralität ist nur mithilfe einer konsequenten Digitalisierung zu erreichen. So wandelt sich das Automobil zur „Mobilitätssoftware“ mit zahlreichen Sensoren und Kommunikationskanälen zwischen innen und außen. Nicht mehr Spritersparnis und Abgasreinigung haben Priorität, sondern komplexe IT-Lösungen und effiziente Cloud-Vernetzungen.
So stehen auch in Ost-Niedersachsen sowie in Nordhessen vor allem Standorte, die Motor- und Getriebeteile herstellten und konfigurierten vor einem Umbau oder befinden sich schon mittendrin. Wichtige Schritte in Richtung E-Mobilität vollzogen sich z. B. an Standorten in Wolfsburg und Hannover sowie in Kassel (Baunatal). Um die „Zukunftsfähigkeit“ der Autoindustrie zu sichern bzw. zur „Transformationsbegleitung“ stellen Bundesregierung und niedersächsische Landesregierung 2022–25 für die Region Braunschweig-Wolfsburg mehrere Millionen Euro an Fördergeld zur Verfügung.

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