Überblick
Ostasien zählt mit Europa und den USA zu den drei Schaltstellen der globalisierten Wirtschaft (s. 266.1 , 268.1). Eine vielfältige und stark auf Exporte ausgerichtete Industrie, die sich häufig trotz ungünstiger räumlicher Voraussetzungen und Rohstoffmangels entwickelt hat, und ein starker Dienstleistungssektor prägen die Wirtschaft. Die meisten Standorte sind entlang der dicht besiedelten Küsten zu finden. Die Häfen dort sind über Containerlinien mit allen Teilen der Erde verbunden; über sie wird auch ein Großteil der benötigten Rohstoffe und Industriegüter importiert. Zu den bedeutendsten Agrarlandschaften der Erde zählen die Große Ebene und das Rote Becken.
An der Verteilung der Signaturen für die Industrie ist zu erkennen, dass Japan – drittgrößte Volkswirtschaft der Welt – die höchste Industriedichte in Ostasien aufweist. In den Bereichen Stahlerzeugung, Schiff- und Kraftfahrzeugbau, in der Chemischen und Elektrotechnischen Industrie/Elektronik zählt Japan zu den führenden Industriestaaten der Erde. Bei der Stahlproduktion liegt Japan trotz fehlender eigener Rohstoffbasis weltweit auf Rang 2 (2011: 108 Mio. t) nach China (683 Mio. t).
Die industrielle Entwicklung in Taiwan begann mit arbeitsintensiver Leichtindustrie (Leder/Textil/Bekleidung), ab 1960 wurde eine anspruchsvollere exportorientierte Leichtindustrie und ab 1970 eine kapitalintensive Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugindustrie sowie Elektronische und Chemische Industrie aufgebaut. Heimische Energieträger und sonstige Bodenschätze sind kaum vorhanden. Dennoch verfügt das Land heute über eine moderne und diversifizierte Wirtschaftsstruktur. Haupthandelspartner sind neben den Ländern der Region selbst (China, Japan, Singapur und Südkorea zusammen: 56 % der Exporte Taiwans, 41 % der Importe) die Vereinigten Staaten (2013: 10 % der Exporte Taiwans, 9 % der Importe).
In Südkorea wurde ähnlich wie in Taiwan ein forcierter Industrialisierungsweg bei begrenzter Rohstoffbasis beschritten. Ab Beginn der 1970er-Jahre war in Südkorea ein konzentrierter Aufbau der Stahlerzeugung, des Schiffbaus, der Chemischen Industrie, des Automobil- und Maschinenbaus zu beobachten. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre wendete sich das Land stärker kapital-, technologie- und wissensintensiven Industrien und Dienstleistungen zu; nicht nur Elektroindustrie, Pkw-Herstellung und Maschinenbau wurden gefördert, sondern auch Elektronik und Biotechnologie. Gleichzeitig stützte der Staat die großen Mischkonzerne, die Chaebol, durch finanzielle Hilfen und Steuervergünstigungen.
Südkorea und Taiwan durchlaufen industrielle Entwicklungszyklen, die sich in den Fußstapfen Japans bewegen. Beide Länder übernahmen immer wieder Industriezweige, die in Japan ihren Höhepunkt überschritten hatten. In den 1960er- und 1970er-Jahren setzten Taiwan und Südkorea auf die in Japan schon stagnierende Textilindustrie und auf einfache Unterhaltungselektronik. Heute machen südkoreanische Unternehmen ihren japanischen Konkurrenten mit Autos, Computern, Mobiltelefonen und Unterhaltungselektronik Konkurrenz, sie haben ihnen in vielen Bereichen sogar schon den Rang abgelaufen. Auch in der Wachstumsbranche Biotechnologie und im Dienstleistungssektor ist Südkorea sehr aktiv. Die Wirtschaftsstandorte des Landes sind international stark vernetzt (s. Karte). Mit 0,7 Prozent der Weltbevölkerung hat das Land einen Anteil von rund 3 Prozent am Außenhandel weltweit (Exporte, Importe).
Die Volksrepublik China nimmt mit ihrem Weg einer sozialistischen Marktwirtschaft eine besondere Stellung ein. Durch das hohe Wirtschaftswachstum, die Exportorientierung und den riesigen Binnenmarkt ist das Land zu einer der wichtigsten Wirtschaftsnationen der Erde aufgestiegen. Gemessen am BIP belegt China gegenwärtig Rang 2 weltweit (nach den USA). Seit Beginn der Wirtschaftsreformen haben die Sonderwirtschaftszonen an der Küste und die 1984 eingerichteten „offenen Küstenstädte“ das schnellste wirtschaftliche Wachstum erlebt, zugleich sind sie die Regionen, die den größten Anteil an exportorientierten Unternehmen aufweisen.
Innerhalb Chinas lassen sich – entsprechend einer zentral-peripheren bzw. nordsüdlichen Klimazonierung – sehr unterschiedliche landwirtschaftliche Regionen ausgliedern. Im Süden ist die lange Wachstumsperiode hervorzuheben, die in Verbindung mit hohen Niederschlägen Nassfeldreisbau mit zwei bis drei Ernten pro Jahr ermöglicht. Die Region des Jangtsekiang ist eine Weizen-/Reisübergangszone. In den winterkalten Trockenfeldbauregionen des Nordens dominieren Weizen, Mais, Sojabohne. Besonders deutlich ist die Verbreitung der Baumwolle zu sehen.
Hongkong, die ehemalige britische Kronkolonie, fiel 1997 mit dem Status einer Sonderverwaltungszone an die Volksrepublik China. Die Stadt ist immer noch das führende Finanzzentrum des asiatisch-pazifischen Raumes. Hongkong nimmt auch als expandierender Dienstleistungs- und Industriestandort eine durchaus eigenständige Stellung ein. Hinsichtlich des BIP übertrifft allein die Sonderverwaltungszone Länder wie Finnland, Ägypten oder die Philippinen, zum BIP Chinas steuert sie drei Prozent bei.
Das stark abgeschottete Nordkorea kann als relativ industrialisiert gelten. Die Erschließung der Energiebasis sowie die Ausbeutung der Rohstoffe setzten nach 1910 unter japanischer Besatzung ein. Nach der Gründung Nordkoreas 1948 wurden Textilindustrie, Maschinenbau und Petrochemie aufgebaut. Besonders gravierende Probleme zeigen sich derzeit in Planungsmängeln, in Versorgungsengpässen bei Energie und Rohstoffen, in einer wachsenden Technologielücke und in enormen finanziellen Belastungen durch Rüstungsausgaben. Der nordkoreanische Außenhandel ist vom Volumen her vergleichsweise bedeutungslos. In den letzten Jahren wurden besondere Wirtschaftszonen nahe der Grenze zu Südkorea eingerichtet, in denen südkoreanische Unternehmen produzieren. Die instabilen und konfliktträchtigen politischen Beziehungen beider Länder führen jedoch immer wieder zu Störungen, die die wirtschaftliche Entwicklung in Nordkorea beeinträchtigen.