Ostasien - Wirtschaft und Umwelt

Ostasien - Wirtschaft und Umwelt
978-3-14-100944-6 | Seite 118 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 16000000

Überblick

Ostasien zählt mit Europa und (bislang auch) den USA zu den drei Schaltstellen der globalisierten Wirtschaft, wobei der ostasiatisch-pazifische Raum zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine vielfältige und stark auf Exporte ausgerichtete Industrie, die sich häufig trotz ungünstiger räumlicher Voraussetzungen und teilweise bestehenden Rohstoffmangels (v. a. Südkorea, Japan, Taiwan) entwickelt hat, und ein starker Dienstleistungssektor prägen die Wirtschaft. Die meisten Standorte sind entlang der dicht besiedelten Küsten zu finden. Die Häfen haben sich zu den größten der Welt entwickelt und sind über Containerlinien mit allen Teilen der Erde verbunden. Über sie wird ein Großteil der benötigten Rohstoffe importiert und in erster Linie produzierte Industriegüter exportiert. Zu den bedeutendsten Agrarlandschaften der Erde zählen die Große Ebene und das Rote Becken in China.

Wirtschaftliche Schwerpunkte nach Staaten

An der Verteilung der Industriesignaturen in der Karte ist zu erkennen, dass Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt die höchste Industriedichte in Ostasien aufweist. In den Bereichen Kraftfahrzeug- und Schiffbau, Stahlerzeugung, in der chemischen und elektrotechnischen Industrie/Elektronik zählt Japan zu den führenden Industriestaaten der Erde. Neben der Produktion von Halbleitern und Pharmaprodukten ist Japan in der Robotik führend.

Die industrielle Entwicklung in Taiwan begann mit arbeitsintensiver Leichtindustrie (Leder/Textil/Bekleidung), ab 1960 wurde eine anspruchsvollere exportorientierte Leichtindustrie und ab 1970 eine kapitalintensive Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugindustrie sowie elektronische und chemische Industrie aufgebaut. Heimische Energieträger und sonstige Bodenschätze sind kaum vorhanden. Dennoch verfügt das Land heute über eine moderne und diversifizierte Wirtschaftsstruktur. Die größte wirtschaftliche Bedeutung kommt Taiwan bei der Halbleiterproduktion zu. Mit den heimischen Erzeugnissen dieser kritischen Technologiesparte werden zwei Drittel des weltweiten Bedarfs gedeckt, was im Rahmen der Globalisierung zu großen Abhängigkeiten anderer Staaten von der taiwanesischen Produktion führte.

In Südkorea wurde ähnlich wie in Taiwan ein forcierter Industrialisierungsweg bei begrenzter Rohstoffbasis beschritten. Ab Beginn der 1970er-Jahre war in Südkorea ein konzentrierter Aufbau der Stahlerzeugung, des Schiffbaus, der chemischen Industrie, des Automobil- und Maschinenbaus zu beobachten. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre wendete sich das Land stärker kapital-, technologie- und wissensintensiven Industrien und Dienstleistungen zu; nicht nur Elektroindustrie, Pkw-Herstellung und Maschinenbau wurden gefördert, sondern auch Elektronik und Biotechnologie. Gleichzeitig stützte der Staat die großen Mischkonzerne, die „Chaebol“, durch finanzielle Hilfen und Steuervergünstigungen. Durch die Konkurrenz aus China gerät die südkoreanische Wirtschaft zunehmend unter Druck.

Südkorea und Taiwan durchlaufen industrielle Entwicklungszyklen, die sich in den „Fußstapfen“ Japans bewegen. Beide Länder übernahmen immer wieder Industriezweige, die in Japan ihren Höhepunkt überschritten hatten. In den 1960er- und 1970er-Jahren setzten Taiwan und Südkorea auf die in Japan bereits stagnierende Textilindustrie und auf einfache Unterhaltungselektronik. Heute machen südkoreanische Unternehmen ihren japanischen Konkurrenten mit Autos, Computern, Mobiltelefonen und Unterhaltungselektronik sehr erfolgreich Konkurrenz. Auch in der Wachstumsbranche Biotechnologie und im Dienstleistungssektor ist Südkorea sehr aktiv. Die Wirtschaftsstandorte des Landes sind international stark vernetzt.

Das stark abgeschottete Nordkorea kann trotz des weitgehenden Ausschlusses aus dem Welthandel und der geringfügigen Globalisierungsverflechtung als relativ industrialisiert gelten. Die Erschließung der Energiebasis sowie die Ausbeutung der Rohstoffe setzten nach 1910 unter japanischer Besatzung ein. Nach der Gründung Nordkoreas 1948 wurden Textilindustrie, Maschinenbau und Petrochemie planwirtschaftlich aufgebaut. Besonders gravierende Probleme zeigen sich derzeit in Planungsmängeln, in Versorgungsengpässen bei Energie und Rohstoffen, in einer wachsenden Technologielücke und in enormen finanziellen Belastungen durch Rüstungsausgaben. Der nordkoreanische Außenhandel ist vom Volumen her vergleichsweise bedeutungslos. Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln ist seit vielen Jahren ein Problem und führt immer wieder zu Hungersnöten. In den letzten Jahren wurden besondere Wirtschaftszonen nahe der Grenze zu Südkorea eingerichtet, in denen südkoreanische Unternehmen produzierten. Diese Zone ist inzwischen geschlossen worden und der Kontakt unterbrochen. Die instabilen und konfliktträchtigen politischen Beziehungen beider Länder führen jedoch immer wieder zu Störungen, welche die wirtschaftliche Entwicklung in Nordkorea massiv beeinträchtigen.

China als Wirtschaftsmacht

Die Volksrepublik China nimmt mit ihrem Weg einer sozialistischen Marktwirtschaft eine besondere Stellung ein. Durch das hohe Wirtschaftswachstum, die Exportorientierung und den riesigen Binnenmarkt ist das Land in wenigen Jahrzehnten zur wichtigsten Wirtschaftsnation der Erde aufgestiegen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) belegt China gegenwärtig weltweit Rang 2 (nach den USA), kaufkraftbereinigt jedoch seit 2016 schon Platz 1. Seit Beginn der Wirtschaftsreformen zu Beginn der 1980er-Jahre haben die Sonderwirtschaftszonen an der Küste und die 1984 eingerichteten „offenen Küstenstädte“ das schnellste wirtschaftliche Wachstum erlebt. Viele der bis in die 1970er-Jahre noch in westlichen Industriestaaten hergestellten Gebrauchsgüter und industriellen Vorprodukte wurden in den folgenden Jahrzehnten hier günstiger und qualitativ gleichwertig oder besser erzeugt, so dass China heute riesige Warenhandelsüberschüsse mit nahezu allen Staaten der Welt aufweist, aus denen es nicht umfänglich Rohstoffe importiert. Diese Wachstumspole sind zugleich die Regionen, die den größten Anteil an exportorientierten Unternehmen aufweisen. Hier liegen auch die weltweit größten Containerhäfen, von denen China im Jahr 2022 sieben der Top-10 stellte (Rang 1 Shanghai vor Singapur und Ningbo, Rang 10 Rotterdam als größter europäischer Containerhafen), was die enorme Bedeutung des Landes im globalen Wirtschaftsverkehr belegt.

Hongkong, die ehemalige britische Kronkolonie, fiel 1997 mit dem Status einer Sonderverwaltungszone an die Volksrepublik China. Die Stadt ist immer noch das führende Finanzzentrum des asiatisch-pazifischen Raumes. Hongkong nimmt auch als expandierender Dienstleistungs- und Industriestandort eine durchaus eigenständige Stellung ein. Durch die hohe Bevölkerungskonzentration im Perlflussdelta und den Mangel an Flächen wurde durch Aufschüttungen im Meer neues Land in Hongkong gewonnen und Planstädte in den sogenannten New Territories errichtet.

Landwirtschaftliche Nutzung

Auf der Basis der naturräumlichen Bedingungen lassen sich innerhalb Chinas – entsprechend einer zentral-peripheren bzw. nordsüdlichen Klimazonierung – sehr unterschiedliche landwirtschaftliche Regionen erkennen. Im Süden ist die lange Wachstumsperiode hervorzuheben, die in Verbindung mit hohen Niederschlägen Nassfeldreisbau mit zwei bis drei Ernten pro Jahr ermöglicht. Die Region des Jangtsekiang ist eine Weizen- und Reisübergangszone. In den winterkalten Trockenfeldbauregionen des Nordens dominieren Weizen, Mais, Sojabohne. Besonders deutlich ist die Verbreitung der Baumwolle in der Großen Ebene zwischen Huang He im Norden und Jangtsekiang im Süden zu sehen.

Die anderen ostasiatischen Staaten können aufgrund ihrer geringen Größe und der stark reliefierten naturräumlichen Gegebenheiten nur in geringem Maße landwirtschaftlich genutzt werden. Prägend für den gesamten Raum ist der terrassenförmige Anbau von Reis. Mit der Anwendung neuer Agrartechnologien und Anbaumethoden wurde neben der Nutzung gentechnisch veränderter Kulturen die Produktionskapazität erhöht, was hinsichtlich der Versorgungslage als zunehmend positiv einzuschätzen ist. Durch den Klimawandel ist wiederum mit neuen Herausforderungen umzugehen.

Bergbau und Stromerzeugung

China ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Auf dieser Basis konnten sich viele Förder- und Produktionsstätten entwickeln. Durch die großen Vorräte an den fossilen Energieträgern Kohle, Erdgas und Erdöl kann das Land einen großen Teil seines Energiebedarfs selbst decken. Wasserkraftwerke und Staudämme in enormen Dimensionen verändern die Landschaften im extremen Maße (z. B. der Drei-Schluchten-Staudamm beim Austritt des Jangtsekiang in die Große Ebene) und tragen zu einem weiteren großen Teil der Energiegewinnung bei. Die erneuerbaren Energieträger Wind und Sonne gewinnen weiterhin an Bedeutung, hier ist China weltweit führend was Produktion und Ausbau angeht. Insgesamt hat China einen Bedarf von einem Fünftel des weltweiten Energieverbrauchs und deckt diesen unter anderem mit Kernenergie, wie es auch in Südkorea, Taiwan und nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 seit einigen Jahren auch wieder in Japan der Fall ist.

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Diercke

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