Überblick
Das rund 2,5 Kilometer südlich der Freiburger Innenstadt gelegene „Quartier Vauban“ diente nach dem Zweiten Weltkrieg der französischen Armee als Kasernengelände, bis diese 1992 ihre Truppen abzog. 1994 erwarb die Stadt Freiburg das rund 38 Hektar große Areal von der Bundesrepublik Deutschland, um es für zivile Zwecke zu nutzen, wenig später erfolgte der erste Spatenstich für ein neues, besonders familienfreundliches Wohnviertel. Ende 2013 beherbergte das Quartier rund 5500 Bewohner, der Anteil der unter 18-Jährigen lag bei 40 Prozent.
Planungsziele und Verkehrskonzept
Begünstigt wurde die Entwicklung des Quartiers durch den Umstand, dass die Stadt Freiburg dringend Wohnraum benötigte. In seiner heutigen Form ist Vauban das Resultat eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs mit dem erklärten Ziel, ein modernes, abwechslungsreiches Wohngebiet unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu errichten. Zugleich sollten kleinparzellierte Grundstücke und die vorrangige Vermarktung an Einzelbauherren breiten Schichten der Bevölkerung die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Zuhause zu schaffen. Die Bewohner des Viertels leben entweder, wie etwa im Studentendorf Vauban, in sanierten ehemaligen Kasernengebäuden oder aber in neuen, energieoptimierten Reihen- und Mehrfamilienhäusern.
Ein zentraler Bestandteil der städtebaulichen Planung war von Beginn an ein Verkehrskonzept, das auf eine starke Minimierung des privaten Autoverkehrs zielte. Aus diesem Grund wurden für die Fahrzeuge zwei großräumige Garagen im Norden und Osten errichtet, ergänzt durch einen Parkplatz für Besucher. Überdies gibt es im Nordosten die Solargarage Vauban mit Stell- und Kurzzeit-Parkplätzen. Die Wohnstraßen im Viertel können zum Zweck der Be- und Entladung befahren werden, sind ansonsten aber weitgehend „autofrei“. Fast überall gilt Schrittgeschwindigkeit. Nur auf den beiden Straßen, die das Viertel im Norden und Osten begrenzen, der Merzhauser- und der Wiesentalstraße, sind 50 km/h erlaubt.
Integraler Bestandteil des Verkehrskonzepts war eine gute Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Das Angebot aus zwei städtischen und einer regionalen Buslinie wurde 2006 durch eine direkte Straßenbahnverbindung zur Freiburger Innenstadt ergänzt.
Infrastruktur
Teil der konzeptionellen Planung war auch eine eigenständige öffentliche und wirtschaftliche Infrastruktur. Zu diesem Zweck wurden im Viertel eine Grundschule, drei Kindertagesstätten und ein Schülerhort gegründet. Durch die kleinräumige Gliederung sind alle Einrichtungen gut zu Fuß zu erreichen. Sozialer Mittelpunkt ist der Alfred-Döblin-Platz mit dem Bürgerzentrum. Der Platz dient als Marktplatz und sozialer Treffpunkt, aber auch als öffentlicher Veranstaltungsort für Flohmärkte oder Stadtteilfeste.
Das Geschäfts- und Wirtschaftszentrum ist die Vauban-Allee, an der sich verschiedene Einzelhändler angesiedelt haben.
Energiekonzepte in Vauban
Weil der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen zu den Kernanliegen zählt, ist in Vauban eine Niedrigenergiebauweise mit weniger als 65 kWh/m² pro Jahr für alle Bauvorhaben verpflichtend. Daneben gibt es Häuser mit verbesserter Niedrigenergiebauweise (< 55 kWh/m² pro Jahr), in Passivhausbauweise (< 15 kWh/m² pro Jahr) und sogenannte Plusenergiehäusern, die im Laufe eines Jahres mehr Energie erwirtschaften, als sie selbst verbrauchen und ihren Energieüberschuss gegen eine Vergütung in das öffentliche Versorgungsnetz einspeisen. Überdies gibt es im Viertel eine Vielzahl von thermischen Solar- und Photovoltaikanlagen (vgl. 69.7), die auf freiwilliger Basis installiert wurden. In der Solarsiedlung „Sonnenschiff“ östlich der Merzhauser Straße sind alle Häuser als Plusenergiehäuser errichtet und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.
Die Fernwärme in Vauban stammt von einem Blockheizkraftwerk. Das Regenwasser wird in Zisternen gesammelt, um es entweder zur Toilettenspülung, zum Waschen der Wäsche oder zum Gießen zu verwenden. Die begrünten Flachdächer haben den Zweck, den Wasserabfluss zu verzögern. Überschüssiges Regenwasser wird versickert, um auf diese Weise die Grundwasservorräte aufzufüllen. Das Viertel mit seinen ausgedehnten öffentlichen Grünflächen und dem großen Altbaumbestand wird im Süden durch den Dorf- bzw. den Reichenbach begrenzt, der als ein besonders wertvolles Biotop ausgewiesen ist.
Deutschland – Wirtschaftsstruktur