Überblick
Die physische Karte vermittelt geografische Basisinformationen. Der Kartenrand mit dem Suchgitter für geografische Namen, der Massstabs- und der Legendenapparat sind übersichtlich und leicht zu erfassen. Die Darstellung des Reliefs und Gewässernetzes mit ihrer charakteristischen Farbgebung ist klar und einprägsam.Das Wesen der physischen Karte
Die physische Karte bietet ausgewählte Grundinformationen zu Höhenlage und Relief, zur Bevölkerungsverteilung und zur zentralörtlichen Hierarchie, zur Wasserwirtschaft (Kanäle, Stauseen), zu Verkehrswegen und Verkehrseinrichtungen sowie zu den Grenzen und dem topografischen Namensgut des Landes. Die Geländehöhen werden mittels der aus den von Sydowschen Regionalfarben entwickelten Höhenstufenfarben sowie durch Höhenmarken und Höhenzahlen dargestellt, für die Geländeplastik wird Schummerung verwendet. Neben dem Relief und der Höhenlage zeigt die physische Karte die Lage und Grösse von Siedlungen, Verkehrswege (Eisenbahnstrecken, Autobahnen und Verbindungsstrassen, Wasserstrassen, Flughäfen) sowie Staatsgrenzen. Die einzelnen Informationen sind so ausgewählt und mit Flächen-, Linien-, Kreis- und Punktsignaturen sowie verschiedenen Schriftarten so wiedergegeben und kombiniert, dass das grundrissliche Basisgefüge klar hervortritt und die einzelnen Elemente der gleichen Informationsebene leicht als zusammengehörig erkannt werden.
Die physische Karte ist eine stark abstrahierende Darstellungsform. Sie bildet die Realität in subjektiver Filterung ab. Aus der Fülle der Objekte im Raum wird nach Inhalt und Menge eine Auswahl wiedergegeben, die wiederum nach subjektiven, dem Kartenbenutzer nicht erkennbaren Kriterien gewichtet wird. Das zeigt sich beispielsweise in der Wahl und Anordnung der Symbole, in der Hervorhebung durch Farbe, Strichstärke und Schrifttyp oder im Weglassen bzw. in der Aufnahme von Inhalten nach dem Hauptkriterium der Lesbarkeit der Karte, auch wenn dadurch die Realität nicht adäquat abgebildet wird.
Die Aufgaben der physischen Karte
Schwerpunkt der Nutzung und Verwendung von physischen Karten ist die räumliche Orientierung, das Erfassen der Raumstruktur des Landes in ihren wesentlichen Zügen sowie das Herausarbeiten von Zusammenhängen zwischen den Objekten des Karteninhalts (siehe Legende). Die räumliche Orientierung meint dabei die „Verortung“ der eigenen Heimatregion sowie von im Unterricht behandelten, kleineren Fallbeispiel-Karten (Lage in der Schweiz und im angrenzenden Ausland, im Gradnetz, Orientierung nach Himmelsrichtungen). Zur Orientierung gehört auch die Entwicklung topografisch-landschaftlicher Raster im Sinne topografischer Ordnungs- und Vorstellungsmuster.
Beim Erfassen der Raumstruktur zeigt die physische Karte die Verteilung der verschiedenen Objekte. Darüber hinaus ermöglicht sie das Herausarbeiten der Lagebeziehungen von Orten oder Räumen, auch im Bezug zur eigenen Heimatregion. Untersucht werden können die kleinräumige Lage (z. B. Exposition), die Lage im Gebirge oder im Flachland, eine verkehrsgünstige oder periphere Lage und die Lage zu anderen Orten bzw. Räumen (z. B. Zentrallage, Randlage, Brückenlage, Binnenlage, Insellage). Schliesslich kann die physische Karte – auch in Verbindung mit anderen Medien wie Bild, Lexikon, Schulbuch, thematischer Karte, Statistik oder Diagramm – Zusammenhänge in der räumlichen Verteilung der Karteninhalte sichtbar machen und – vor allem im physisch-geografischen Bereich – bis zu einem gewissen Grad auch Hinweise auf Erklärungsmöglichkeiten geben. Mögliche Beispiele sind die Wechselwirkung zwischen dem Relief und dem Gewässernetz, der Einfluss des Reliefs auf die Siedlungsverteilung sowie die Führung von Verkehrswegen.
Abschliessend ist der Massstabswechsel und die damit einhergehende Generalisierung von Inhalten zu beachten. Dies wird sehr anschaulich, wenn man die physische Karte der Schweiz mit der physischen Karte der Alpenländer (s. 56.1) oder gar jener von Europa vergleicht (s. 60.1). Dabei ist auf zweierlei zu achten: Einerseits den Wegfall von Inhalten wie z. B. generell Namen bzw. Beschriftungen, Einzelsignaturen (z. B. kleinere Orte), linienhaften Strukturen (z. B. kürzere Flüsse, sekundäre Verkehrswege) oder flächenhaften Strukturen (z. B. kleinere Seen oder geringflächige Höhenstufen); andererseits die Vereinfachung von im grossen Massstab noch komplexen Verlaufsstrukturen – seien es nun einzelne Linien oder Flächenumrisse.