Schweiz - Volksabstimmungen - «Gegen Masseneinwanderung» durch Aufnahmekontingente (2014)

Schweiz - Politik und Gesellschaft
978-3-14-100919-4 | Seite 40 | Abb. 2| Massstab 1 : 4000000

Überblick

Die Schweiz ist bekannt für ihre direkte Demokratie, in der Volksabstimmungen eine zentrale Rolle spielen. Seit der Gründung des Bundesstaats 1848 haben diese Abstimmungen das politische Leben stark geprägt und erlauben der Bevölkerung, regelmässig zu wichtigen staatlichen und gesellschaftlichen Fragen Stellung zu nehmen.

Die Bedeutung von Volksabstimmungen in der Schweiz

Volksabstimmungen sind in der Schweiz auf allen Stufen – von der Gemeinde bis zum Bund – ein fester Bestandteil der politischen Kultur. Wenn in der Schweiz abgestimmt wird, dient dies der politischen Mitbestimmung. Darüber hinaus ermöglichen diese Abstimmungen eine detaillierte Einschätzung der politischen Grundhaltungen der Bevölkerung in verschiedenen Regionen des Landes. Sie bringen die Einstellungen zu unterschiedlichen Lebensstilen, Traditionen und gesellschaftlichen Normen zum Ausdruck und zeigen, ob Regionen eher eigentumsorientiert oder für sozialen Ausgleich stimmen, ob sie weltoffen sind oder sich vor Fremdem und Neuem abgrenzen. Besonders interessant sind dabei die Konfliktlinien zwischen „links-rechts“ und „liberal-konservativ“.

Konfliktlinien: Links-Rechts und Liberal-Konservativ

In der Schweiz beobachten wir zwei markante Konfliktlinien. Die erste, der Links-rechts-Gegensatz, dreht sich um verschiedene Vorstellungen von Staats- und Gesellschaftsidealen. Auf der linken Seite steht das Ziel des sozialen Ausgleichs, persönlicher Freiheiten und Pazifismus, während die rechte Seite „Recht und Ordnung“, militärische Stärke und unternehmerische Freiheiten ins Zentrum stellt. Daneben gibt es den Gegensatz zwischen liberal und konservativ, der sich auf unterschiedliche Ansichten darüber bezieht, wie diese Ideale am besten umgesetzt werden können. Eine liberale Haltung vertraut auf die Chancen der Veränderung und Modernisierung, während die konservative Haltung eher Skepsis gegenüber Veränderungen hegt und auf die Bewahrung bestehender Normen und Strukturen setzt.

Liberale und konservative Abstufungen

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass sowohl liberale als auch konservative Haltungen in linken und rechten Ausprägungen existieren. Eine linksliberale Haltung legt Wert auf die Erweiterung gesellschaftlicher Freiheiten und ein selbstbestimmtes Leben, während rechtsliberale Positionen die wirtschaftlichen Freiheiten betonen. Typische Vorlagen zur wirtschaftlichen Liberalisierung, wie das neue Arbeitsrecht oder das Elektrizitätsmarktgesetz, spiegeln diesen Gegensatz wider. Auf der konservativen Seite stehen Rechtskonservative für die Bewahrung gesellschaftlicher Normen und Sitten, während Linkskonservative sich primär gegen Strukturwandel und Effizienzsteigerungen in Wirtschaft und Verwaltung aussprechen, um soziale Errungenschaften und Arbeitsplätze zu schützen

Beispiele: Volksabstimmungen seit 2012

Diese vier kartografisch veranschaulichten Volksabstimmungen sind exemplarische Ereignisse, die nur einen Bruchteil der über 600 gesamtschweizerischen Abstimmungen seit der Gründung des Bundesstaates 1848 darstellen. Durch diese Abstimmungen wird die direkte Demokratie der Schweiz lebendig und greifbar, indem die Bevölkerung direkt über zentrale politische, soziale und wirtschaftliche Themen entscheiden kann. So bieten sie einen wertvollen Einblick in die Meinungen und Werte der Schweizer Bürgerinnen und Bürger.
Zweitwohnungsbau
Am 11.  März 2012 stimmte das Schweizer Volk über die Zweitwohnungsinitiative ab, die eine maximale Quote von 20 Prozent Zweitwohnungen pro Gemeinde vorschlug, um Zersiedelung und negative Auswirkungen auf den Immobilienmarkt zu verhindern. Die Initiative wurde mit 50,6 Prozent Ja-Stimmen angenommen.
Gegen Masseneinwanderung
Am 9. Februar 2014 fand die Volksabstimmung gegen Masseneinwanderung statt. Die Initiative wurde von der SVP initiiert und zielte darauf ab, die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte durch jährliche Höchstzahlen und Kontingente zu beschränken. Die Initiative wurde mit 50,3 Prozent Ja-Stimmen angenommen, was die Regierung zur Umsetzung der neuen Regelungen zwang.
Verhüllungsverbot
Am 7. März 2021 stimmte die Schweiz über die Initiative für ein Verhüllungsverbot ab. Diese forderte ein landesweites Verbot der Gesichtsverhüllung an öffentlichen Orten, darunter Burkas und Niqabs, um öffentliche Sicherheit und Integration zu stärken. Die Abstimmung wurde mit 51,2 Prozent Ja - Stimmen angenommen, was zu einem Verbot der Gesichtsverhüllung in der Öffentlichkeit führte.
Klimagesetz
Am 18.  Juni 2023 fand die Volksabstimmung zum neuen Klimagesetz statt. Ziel des Gesetzes war es, die CO<sub>2</sub>-Emissionen zu reduzieren und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, durch höhere Abgaben auf fossile Brennstoffe und Fördermassnahmen für umweltfreundliche Technologien. Die Gesetzesrevision wurde mit etwa 59 Prozent Ja-Stimmen angenommen und stellt einen wichtigen Schritt in der Schweizer Klimapolitik dar.

Schlagworte