Überblick
Die Wirtschaftskarte der Schweiz gibt einen Überblick über die räumliche Verteilung beziehungsweise Ausdehnung der Bodennutzung, wichtiger Branchen des Industrie- und Dienstleistungssektors sowie der Energieerzeugung. Trotz der starken Generalisierung tritt das typische regionale Verteilungsmuster der wirtschaftlichen Aktivitäten deutlich hervor. Dieses Muster kann als Folge historisch gewachsener Strukturen, als Folge der Einflüsse des politisch-institutionellen Systems und der Entwicklung der Verkehrs- und Transportachsen sowie als Folge fortlaufender privatwirtschaftlicher Investitionsentscheide unter Berücksichtigung der geografischen Lagebeziehungen interpretiert werden.Standort-Charakterisierung nach Beschäftigtenstatistik
In der Karte sind Branchen ausgewiesen, denen aufgrund ihres beschäftigungsmässigen Gewichts, ihres Beitrages an das Sozialprodukt, an die Warenexporte oder aus historischer Sicht eine besondere Bedeutung zukommt. Einige beschäftigungsmässig wichtige Branchen sind in der Karte allerdings nicht dargestellt, z. B. das Baugewerbe.
Industrie-Signaturen sind in drei Grössen gestuft. Grundlage der Signaturwerte sind die sogenannten Vollzeitäquivalente nach Branchen und Gemeinden, die in der eidgenössischen Betriebszählung ausgewiesen werden. Die Vollzeitäquivalente entsprechen der Zahl der auf Normalarbeitszeit umgerechneten Beschäftigungsverhältnisse. (Zwei Beschäftigungsverhältnisse mit einem Umfang von 80 % und 20 % ergeben somit ein Vollzeitäquivalent.) Eine Signatur entspricht dabei in der Regel mehreren Klein- und Mittelbetrieben der jeweiligen Branche an einem regionalen Standort. Nur selten ist ein einzelner Grossbetrieb standortbestimmend. Der Grund dafür liegt in der spezifischen schweizerischen Unternehmensstruktur, die durch zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe gekennzeichnet ist. Die Statistik zeigt, dass 2022 über 90 % aller 618 170 Betriebe bloss 1 – 9 Angestellte beschäftigten (sogenannte Mikrounternehmen) und dass nur 1 776 Betriebe 250 und mehr Angestellte hatten. Grossbetriebe sind vor allem in der chemischen Industrie (Novartis, Roche-Gruppe), in der Maschinenindustrie (ABB, Sulzer) oder im Dienstleistungssektor (Banken, SBB, Spitäler usw.) zu finden.
Der Schweizer Wirtschaftsraum
Die örtliche Ressourcenausstattung, die in zahlreichen Industrieländern zur Ausbildung rohstoffständiger Industriereviere führte, ist für die regionale Verteilung der schweizerischen Industrieunternehmen von untergeordneter Bedeutung. Das Fehlen von unter modernen Bedingungen abbauwürdigen Rohstoffvorkommen wie Eisenerz oder Kohle einerseits und die räumlich fast überall reichlich vorhandenen energetischen Grundlagen, zuerst in Form von Holz und Wasser, später in Form von Elektrizität, führten zu einer spezifisch schweizerischen Ausprägung der räumlichen Industriestruktur mit einer starken Tendenz zur räumlichen Dekonzentration. Auffällig ist bis heute die räumliche „Allgegenwart“: Welche Ortschaft im Mittelland weist nicht mindestens ein industrielles Unternehmen auf? Auch in vielen Alpentälern und im Jura sind Industriebetriebe zu finden. Diese Tatsache unterscheidet die Schweizer Industrielandschaft deutlich von denjenigen anderer Länder. Neben dieser Allgegenwart muss aber auch ihr „diskretes Auftreten“ betont werden. Dieses Strukturmerkmal ergibt sich durch die spezifische Art der schweizerischen Industrie als einer verarbeitungsorientierten Leichtindustrie, die in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) organisiert ist.
Im Vergleich zur Industrie ist der Dienstleistungssektor räumlich differenzierter organisiert. Während die kundennahen Dienstleistungen mehr oder weniger mit der Bevölkerungsverteilung korrelieren, ist dies bei den kommerziellen, unternehmensnahen Dienstleistungen, wie z. B. bei grossen Teilen des Finanzsektors, kaum der Fall. Diese zeigen, wie aus der Karte schnell ersichtlich ist, eine klare Standortpräferenz für die grossen Agglomerationen. Die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft verstärkt diese Tendenz und führt zu einer Stärkung der städtischen Räume als Entscheidungs- und Innovationszentren. Grossstädtische Zentren, allen voran Zürich, werden zu Brückenköpfen zwischen der schweizerischen Volkswirtschaft und der globalen Wirtschaft. Zusammenfassend ergibt sich das Bild einer dezentralen Verteilung des industriellen Sektors, allerdings mit unterschiedlichen regionalen Spezialisierungen, und eines stark auf die städtischen Zentren ausgerichteten, dynamischen kommerziellen Dienstleistungssektors.
Landwirtschaft
Mit der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln erbringt die Landwirtschaft eine wichtige Leistung. Dennoch ist ihr Anteil an der volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung mit 0,6 % (2022) sehr gering (inkl. Forstwirtschaft). Um 1900 lag dieser Anteil schätzungsweise bei 28 %. Seit Jahrzehnten vollzieht sich in der Landwirtschaft ein tiefgreifender Strukturwandel. Die Zahl der ständigen Arbeitskräfte ging seit 1965 von rund 230 000 Personen auf 150 000 Personen (über 55 % in Teilzeitarbeit) im Jahre 2022 zurück. 2023 waren gerade noch 2,3 % aller Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Auch die Anzahl der Betriebe reduzierte sich stark. 1965 zählte man noch 162 000 Betriebe, seit 2020 sind es keine 50 000 Betriebe mehr. Fast ein Drittel davon sind Nebenerwerbsbetriebe.
Die Grösse der verbleibenden Betriebe hat aber zugenommen, ebenso die Mechanisierung. Trotzdem wird pro Betrieb im Durchschnitt nur eine Nutzfläche von 22 Hektar bewirtschaftet. Die meisten Länder der EU weisen wesentlich höhere durchschnittliche Betriebsflächen auf. In Zukunft ist ein weiterer, möglicherweise sogar noch akzentuierterer Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe und der in der Landwirtschaft Beschäftigten zu erwarten, da die schweizerische Landwirtschaft dem internationalen Konkurrenzdruck stärker ausgesetzt sein wird (Abkommen innerhalb der WTO, Finanzknappheit der öffentlichen Hand). Daneben gilt es darauf hinzuweisen, dass es nach wie vor Regionen gibt, die auch heute noch stark von der Landwirtschaft geprägt sind (z. B. Entlebuch, Emmental, Klettgau, Unterwallis). Der Anteil der in der Landwirtschaft beschäftigten Personen am Total der Beschäftigten liegt in diesen Gebieten über 15 %.
Im Kartenbild sind die verschiedenen Bodennutzungsarten und ihre Verteilung gut erkennbar. Im Wesentlichen wird die landwirtschaftliche Nutzung durch die lokalen Klimaverhältnisse und die Qualität der Böden bestimmt. Niederschlagsreiche Gegenden eignen sich besser für Viehzucht, trockene eher für Ackerbau. In den tieferen Lagen des Mittellands von Genf bis Solothurn, in den nördlichen Gebieten des Kantons Zürich, in einigen Teilen des Kantons Schaffhausen sowie rund um Basel finden wir vor allem Ackerbau mit wenig Graswirtschaft. Ackerbau und Graswirtschaft werden im höher gelegenen, westlichen und im gesamten zentralschweizerischen Mittelland betrieben. Graswirtschaft (Milchwirtschaft, Rinderzucht) prägt den gesamten Alpenrand sowie die Täler im Jura und in den Alpen. Sömmerungsweiden sind in allen hohen Lagen des Juras und der Alpen zu finden. Schwerpunkte in der Tierhaltung finden sich vor allem in der Ostschweiz, nördlich von Luzern sowie im Kanton Freiburg.
Der Gemüseanbau ist vor allem rund um die grossen Bevölkerungszentren konzentriert; hier ist ein rascher Absatz der Güter garantiert. Weitere bevorzugte Gemüseanbaugebiete sind das Berner Seeland und das Unterwallis. Der Obstanbau ist in der Schweiz weit verbreitet. Produktionsschwerpunkte liegen in der Bodenseeregion, im Unterwallis sowie im Gebiet des Genfer Sees. Der Rebbau lohnt sich heute nur noch an klimatisch begünstigten Lagen. Ungefähr vier Fünftel der Anbauflächen entfallen auf die grossen Rebgebiete der Kantone Waadt, Wallis, Tessin, Genf und Neuenburg. Rebbau wird zusätzlich in der Ostschweiz und im Kanton Graubünden betrieben.
Industrie
Der industrielle Sektor ist ein Hauptpfeiler der schweizerischen Volkswirtschaft, sei es im Hinblick auf die Zahl der Beschäftigten, die erarbeitete Wertschöpfung oder das Exportvolumen. Im zweiten Sektor arbeiteten 2024 rund 1 034 000 Personen oder 24 % aller Erwerbstätigen. Der Anteil an der Bruttowertschöpfung betrug im Jahre 2022 rund 25 %.
Metall-, Maschinen- und Elektroindustrie
Diese drei Industriezweige gehören zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Schweiz. Zusammen stehen sie beim Export an zweiter Stelle der Industriebranchen, und sie sind mit über 200 000 Beschäftigten auch die beschäftigungsmässig gewichtigsten Industriebranchen. Die Betriebe verteilen sich auf das ganze Mittelland und den Juraraum. Schwerpunkte sind im Grossraum Zürich, in der Ostschweiz und entlang des Jura-Südfusses auszumachen. Die relative Schwerpunktbildung im Raum Zürich-Ostschweiz ist historisch bedingt und muss im Zusammenhang mit der Mechanisierung der Textilindustrie interpretiert werden. Diese spielte in dieser Landesgegend früher eine wichtige Rolle. Der Nebenstandort Wallis ergibt sich vor allem aus der dort ansässigen Aluminiumindustrie (Alusuisse). Diese hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts wegen der vorhandenen günstigen Energieversorgung dort angesiedelt.
Chemische Industrie
Im Jahre 2024 arbeiteten rund 113 000 Personen in der schweizerische Chemie- und Pharmaindustrie. Die chemische Industrie ist mit einem Anteil von fast 36 % an allen Exporten die führende Exportbranche. Aus der Karte ist deutlich ersichtlich, dass sich diese Branche in auffälliger Weise im Grossraum Basel konzentriert. Nur noch in Teilen des Kantons Wallis (Zweigwerke der Basler Chemie) und im Kanton Genf (Pharmazie) ist die Chemie- und Pharmaindustrie beschäftigungsmässig von grosser Bedeutung.
Die ausgeprägte räumliche Ballung im Grossraum Basel hat sowohl historische wie auch ökonomische Gründe. Historisch bewirkte der grosse Farbbedarf der ehemaligen Basler Textilindustrie (Seidenbandproduktion) die Entstehung von Farbfabriken, aus denen sich die Chemie und die Pharmazie entwickelten. Dazu kommt, dass der Bedarf an gelernten Berufsleuten und an höher qualifiziertem Personal erheblich grösser ist als in den meisten anderen Industriebranchen. Dies macht eine Ballung von Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen sowie Betrieben schon fast zwingend. Von allen Branchen ist die Wertschöpfung in der wissensintensiven Pharmaindustrie am höchsten.
Die starke räumliche Ballung in der Nordwestschweiz ist trotz der hohen Konkurrenzfähigkeit der chemischen Industrie jedoch nicht unproblematisch, da der einseitige Arbeitsmarkt bei einer allfälligen Krise kaum Beschäftigungsalternativen bietet.
Uhren, Bijouteriewaren
Die Uhrenindustrie (dazu zählt auch die Herstellung von Messinstrumenten und Datenverarbeitungsgeräten) verzeichnete 2024 113 000 Vollzeitäquivalente. Sie weist mit über 25 Milliarden Franken nach wie vor einen dominierenden Anteil am Weltuhrenexport auf, wobei die Schweiz sich in erster Linie auf wertschöpfungsintensive Spezialprodukte konzentriert. Wie die chemische Industrie ist auch die Uhrenindustrie regional konzentriert. Der Schwerpunkt dieser Branche liegt in der Westschweiz und hier insbesondere im Jurabogen. Es ist erstaunlich, wie sich alte industrielle Strukturen so lange und so deutlich halten konnten. Die Uhrenindustrie entwickelte sich bereits in den Frühphasen der Industrialisierung im Jura und in der Westschweiz. Bekanntlich stürzte die schweizerische Uhrenindustrie Mitte der 1970er-Jahre in eine schwere Krise, was zu einem Beschäftigungseinbruch führte. Die nachfolgende Strukturanpassung, die Spezialisierung auf wertschöpfungsstarke Segmente und innovative Produkte (z. B. Swatch) führten seit 1985 zu einem leichten Anstieg der Arbeitsplatzzahlen. Der grosse Arbeitsplatzabbau in den 1970er Jahren konnte damit jedoch bei weitem nicht wettgemacht werden. Trotzdem darf die Entwicklung in der Uhrenindustrie als Beispiel einer geglückten industriellen Krisenbewältigung betrachtet werden.
Leder, Textil, Bekleidung
In dieser Branchengruppe arbeiteten 2024 rund 11 600 Erwerbstätige. Mit jeweils rund 50 % weisen diese drei Branchen sehr hohe Anteile an ausländischen Beschäftigten auf. Zudem zählen sie seit den 1980er Jahren zu den beschäftigungsmässig sehr stark schrumpfenden Branchen. Allein seit 1995 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen auf ein Drittel von damals reduziert. Die Produktionskosten sind im Vergleich zu anderen Ländern (früher Spanien, Portugal, heute vor allem Osteuropa und Südostasien) sehr hoch, wodurch es zu einer Verlagerung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer kommt. Textil- und Bekleidungsindustrie (oft zusammen mit der Lederwaren- und Schuhindustrie) sind differenziert zu bewerten. Während die Textilindustrie heute eine durchrationalisierte und kapitalintensive Branche darstellt, ist die Bekleidungsindustrie noch immer ein sehr arbeitsintensiver Wirtschaftszweig, der durch ein verhältnismässig tiefes Lohnniveau charakterisiert ist. Der räumliche Schwerpunkt der Textil- und Bekleidungsindustrie befindet sich in der Ostschweiz, wobei hier zahlreiche Betriebe in den letzten Jahren definitiv ihre Pforten geschlossen haben. Wie bei der Uhrenindustrie ist auch die räumliche Verteilung der Textil- und Bekleidungsindustrie ein Erbe der Zeit der Industrialisierung. Ein grenzüberschreitender Textilindustriecluster ist im Rheintal zu beobachten. Die Sicherung des Zuganges zum EU-Markt und Kosteneinsparungen sind u. a. die Gründe für diese Clusterbildung. Im Kanton Tessin ist die Bekleidungs- und Lederindustrie ebenfalls verbreitet. Es sind dort in erster Linie Grenzgängerinnen, die in diesen Branchen beschäftigt werden.
Holz, Papier- und grafische Industrie
Diese Branchen zählten 2024 zusammengefasst 54 000 Erwerbstätige. Die Bereiche Papier- und grafische Industrie konzentrieren sich stark auf die Zentren und ihr Umland. Daneben zeigen sich noch einige regionale Schwerpunkte, so z. B. in der Region St. Gallen, Rorschach und Rheintal. Einige weniger zentrale Standorte begründen sich durch grosse Einzelbetriebe; beispielsweise die Papierfabriken in Biberist bei Solothurn und Root bei Luzern oder das Druckereizentrum der Ringier in Zofingen. Die Verteilung der Holzindustrie (Schreinereien, Zimmereien) im ländlichen Raum ist aufgrund ihrer klein(st)betrieblichen Struktur im Kartenbild nicht erkennbar.
Nahrungs- und Genussmittel
Im Jahre 2024 zählte die Nahrungs- und Genussmittelbranche nur 80 000 Erwerbstätige; die Warenexporte sind mit einem Wert von fast 10 Milliarden Franken aber recht bedeutend. Produziert wird aber dennoch vor allem für den heimischen Markt. Die räumliche Verteilung ist dispers und die Ansiedlung der Betriebe im ländlichen Raum konzentriert. Die Fabrikationsstandorte wurden vor allem durch die Nähe zu den Rohstoffen oder durch die Nähe zum Verbraucher bestimmt. Der betrieblichen Expansion vor Ort wurde in der Regel die Filialgründung in der Schweiz und im Ausland vorgezogen. Berühmtestes Beispiel dürfte die Firma Nestlé sein, die heute zu den weltweit führenden Nahrungsmittelproduzenten gehört und in zahlreichen Ländern vertreten ist. In der Schweiz ist, obwohl der Firmensitz nach wie vor in Vevey liegt, nur noch ein Bruchteil der räumlich dispers organisierten Produktion angesiedelt.
Dienstleistungen
Der Dienstleistungssektor ist für die schweizerische Volkswirtschaft von herausragender Bedeutung. 2024 arbeiteten in diesem Sektor 3 267 000 Personen oder 76 % aller Erwerbstätigen. Der Anteil an der Bruttowertschöpfung betrug im Jahre 2022 rund 74 %. Beim Export erwirtschaftet der Dienstleistungssektor regelmässig bedeutende Überschüsse, dank denen die Schweiz in der Regel eine positive Ertragsbilanz ausweisen kann. Der Dienstleistungssektor ist ein äusserst vielfältiger und heterogener Sektor. Dienstleistungen werden sowohl von der Privatwirtschaft als auch vom Staat erbracht, sie werden entweder verkauft oder unentgeltlich abgegeben bzw. über Steuergelder finanziert (z. B. das obligatorische Schulwesen).
Handel
Der schweizerische Gross- und Detailhandel ist nicht nur mit Blick auf die Versorgung der einheimischen Bevölkerung und Wirtschaft, sondern auch beschäftigungsmässig von grosser Bedeutung. Diese Branchengruppe wies 2024 die beeindruckende Zahl von rund 515 000 Beschäftigten auf, davon im Detailhandel ein etwas grösserer Teil als im Grosshandel. Absolut gesehen ballt sich der Gross- und Detailhandel in den bevölkerungsreichen Agglomerationen der Schweiz, insbesondere im Raum Zürich. Dabei konzentriert sich der Grosshandel überdurchschnittlich stark auf das Umland der Grossstädte (z. B. Flughafenregion Zürich-Kloten). Weitere wichtige Standorte sind Verkehrsknotenpunkte, z. B. der Autobahnknoten im Raum Olten-Zofingen. Relativ gesehen ist diese Branche in allen Regionen der Schweiz ein wichtiger Arbeitgeber.
Banken und Versicherungen
Die Banken und Versicherungen beschäftigten 2024 zusammen rund 227 000 Personen. Die räumliche Struktur der Arbeitsplätze zeigt eine Konzentration dieser Branchen auf die schweizerischen Hauptzentren Zürich, Basel, Bern, Genf und Lausanne. Zürich bildet dabei das dominante Kommunikations- und Entscheidungszentrum des Finanzplatzes Schweiz und gehört weltweit zu den führenden Finanzmetropolen. Wichtige Gründe für die Zentrenorientierung sind die ausgeprägte Abhängigkeit von städtischen Fühlungsvorteilen, von der Möglichkeit der persönlichen Kontakte, der Nähe zu hochwertigen Infrastrukturen (z. B. Flughafen) und zu hochqualifizierten, eher in städtischen Räumen zu findenden Arbeitskräften. Bei der räumlichen Verteilung fällt zudem die grosse Bedeutung des Finanzplatzes Tessin (Lugano, Chiasso, Locarno, Bellinzona) auf. Die starke Zentrenorientierung des Bank- und Versicherungswesens ist auch von regionalpolitischer Relevanz, wenn man bedenkt, dass der Bankensektor nach der Pharmaindustrie die zweithöchste Wertschöpfung pro Arbeitsplatz aller Branchen erzielt (302 000 Franken im Jahre 2022 bei einem Durchschnitt von 162 000 Franken). Dadurch werden die grossstädtischen Zentren innerhalb des Städtesystems der Schweiz zunehmend aufgewertet.
Öffentliche Verwaltung, Unterrichts- und Forschungswesen, Internationale Organisationen
In dieser sehr heterogenen Gruppe waren 2024 über 400 000 Personen beschäftigt, wobei Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und des Schulwesens die grössten Arbeitgeber sind. In der räumlichen Verteilung kann einerseits auf die Bedeutung der Hochschulstandorte mit ihren zahlreichen externen Forschungsinstituten hingewiesen werden; parallel kann man aber auch von einer zentralörtlichen Verteilung der Schulen ausgehen. Andererseits kann auf die Bedeutung der öffentlichen Verwaltung in den bevölkerungsstarken Kantonen und Städten sowie auf die Bundesverwaltung, welche in Bern, aber auch in anderen Städten, z. B. Luzern (SUVA) oder Neuenburg (Bundesamt für Statistik), zahlreiche Personen beschäftigt, hingewiesen werden. Der Bereich der internationalen Organisationen ist eng mit dem UNO-Sitz in Genf verknüpft.
Stromerzeugung
Der schweizerische Energiebedarf wird zu rund 75 % (2023) durch Importe gedeckt; nur die restlichen 25 % werden in der Schweiz selbst produziert, vor allem durch Wasser- und Atomkraftwerke, sodass zu bestimmten Zeiten auch Strom ins Ausland exportiert werden kann. Die wichtigsten importierten Energierohstoffe sind Erdöl und an zweiter Stelle Erdgas. An der gesamten Stromproduktion hatte die Wasserkraft (Lauf- und Speicherwerke) 2024 einen Anteil von 57 % und die Atomkraft 32 %. Der Anteil der Hydroelektrizität ist in der Schweiz im internationalen Vergleich dank den naturräumlichen Gegebenheiten relativ hoch.
Ähnlich hohe oder höhere Anteile haben nur Österreich und die skandinavischen Staaten.
Standortraum für die Speicherwerke ist naturgemäss der Alpenraum, wo Wasserressourcen vorhanden und die entsprechenden topografischen Voraussetzungen garantiert sind. Der Alpenraum wird deshalb auch als „Wasserschloss“ bezeichnet. Dank den beträchtlichen Investitionsvolumina, den Arbeitsplätzen, den Steuern und den Einnahmen aus dem Wasserzins (Entgelt für die Nutzung der Wasserkraft im Sinne einer Ressourcenabgabe), stellt die Wasserwirtschaft neben dem Tourismus die zweite Hauptstütze der Berggebietsökonomie dar. Aus regionalwirtschaftlicher Sicht ist also auf die ausserordentliche Bedeutung der Wasserwirtschaft für die schweizerischen Berggebiete hinzuweisen.
Die schweizerischen Atomkraftwerke haben ihre Standorte im Mittelland, in den Kantonen Aargau (Beznau I und II, Leibstadt), Solothurn (Gösgen) und Bern (Mühleberg, nur bis 2019 am Netz). Ihre Standorte sind durch die Nähe zu den Verbrauchszentren und durch das benötigte Flusskühlwasser bedingt. Nah am Rhein soll bei Stadel ein Endlager für Atommüll entstehen (Nördlich Lägern).
Während thermische Kraftwerke zur Stromerzeugung in vielen Ländern, insbesondere in solchen mit eigener Kohle- oder Ölbasis, von grosser Bedeutung sind, spielten diese bislang in der Schweiz nur eine untergeordnete Rolle. Auch erneuerbare Stromerzeugungsarten neben der Wasserkraft – wie Wind, Fotovoltaik oder Biogas – waren bisher von marginaler Bedeutung. Bei der Nutzung der Sonnenenergie ist allerdings in den letzten Jahren ein beschleunigter Ausbau zu verzeichnen, durch eine Vielzahl neuer Solaranlagen und-parks.
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (BIP)
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wird als Indikator für die Wirtschaftstätigkeit verwendet. Es stellt den Wert aller in einer Region oder in einem Staat produzierten Waren und Dienstleistungen dar. Mit Hilfe des BIP lassen sich Regionen oder Staaten hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Entwicklungsstufen vergleichen. Mit dem BIP pro Kopf können Aussagen über den Lebensstandard einer Region oder eines Staates gemacht werden.
Die Karte der Kantone zeigt die grosse Spannweite der Werte für das BIP pro Einwohnerin und Einwohner zwischen 56 200 Franken (Uri) und 204 100 Franken (Basel-Stadt). Auf die gesamte Schweiz bezogen betrug 2022 das BIP pro Kopf 88 700 Franken. Der Grossteil der Kantone liegt also unter diesem Wert.