Überblick
Die Flüsse Murray und Murrumbidgee bilden das einzige nennenswerte dauernd Wasser führende Flusssystem Australiens. In seinem Oberlauf durch enge Schluchten und starkes Gefälle gekennzeichnet, tritt der Murray bereits bei dem 160 m hoch gelegenen Albury in eine Schwemmlandebene ein, in der er stark mäandriert und verwildert. Hier liegt das Kernland der Bewässerungskulturen, unterstützt von den Nebenflüssen aus den Weidegebieten der Victorian Highlands.
Der Murray – größter Fluss Australiens
Westlich von Swan Hill tritt der Murray in das Gebiet der Mallee ein, eine Strauchsteppe, die durch hohe Verdunstung und Dünen gekennzeichnet ist. Hier wird der Fluss zum Fremdlingsstrom und zur Lebensader für die Bewässerungsoasen um Mildura und Renmark. Das Fehlen von Gletschern und das nur lokale Auftreten von Schnee im Quellgebiet führen zu saisonalen Schwankungen der Abflussmenge. Eine Nutzung für die Schifffahrt ist nicht möglich.
Regulierung der Abflussmengen
Die natürlichen Schwankungen in der Abflussmenge des Murray-Systems waren in der Vergangenheit das Haupthindernis bei der Intensivierung der Landwirtschaft in diesem Gebiet. Den verheerenden Überschwemmungen mancher Jahre standen extreme Trockenperioden gegenüber, in denen der Fluss kaum noch die Mündung erreichte. Dies gilt noch extremer für den längsten Nebenfluss Darling, der nur saisonal Wasser führt und daher nicht zur Bewässerung herangezogen werden kann. Um wirksame Verbesserungen zu erzielen, wurde ein Maßnahmenpaket umgesetzt. Eine Verminderung der Hochwassergefahr wurde durch den Bau von Flussdämmen und Ausgleichsbecken bzw. Stauseen wie dem Lake Victoria am Unterlauf und diversen Stauseen am Oberlauf erreicht. Sie dienten auch einer konstanten Wasserführung. Sämtliche Wasserreserven der Region wurden in ein umfassendes Wassernutzungssystem einbezogen. Weitere wichtige Herausforderungen waren der Aufbau eines großflächigen Bewässerungssystems mit lokalen Speichern und die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung der Bevölkerungsschwerpunkte um Melbourne und Adelaide.
Die Wassernutzung in der Region
Der Regenschatteneffekt der Australischen Alpen und sehr starke Niederschlagsschwankungen erschweren eine natürliche landwirtschaftliche Nutzung in der Region. Die Nutzung des Murray-Wassers ist daher besonders wichtig. Sie erfolgt in unterschiedlichen Intensitätsstufen. Die Verteilung des Flusswassers geschieht überwiegend über Rohrleitungen, am Oberlauf dienen Wasserspeicher der Regulierung des Abflusses.
In der Riverina am Mittellauf herrscht intensiver Obst-, Gemüse- und Feldbau vor. Im Westen Victorias (Mallee, Wimmera) und am Unterlauf des Murray werden Ackerbau und Weidewirtschaft betrieben. In einem schmalen Streifen entlang des Flusses zeigt sich allerdings eine ähnliche Nutzungsstruktur wie am Mittellauf. Hinzu kommt hier der intensive Weinbau. Heute bilden die südlichen Bundesstaaten South Australia, New South Wales und Victoria das Zentrum der australischen Weinindustrie.
Die Region zwischen der Stadt Horsham und dem Murray-River wird landwirtschaftlich ebenfalls intensiv genutzt. Sie bezieht ihr Wasser über ein Kanalsystem aus dem Rocklands-Reservoir auf der Küstenseite der Australischen Alpen. Die Region ist stark von rückläufigen Niederschlägen betroffen.
Die Millionenstadt Adelaide und die relativ dicht besiedelte Region am Spencergolf an der Mündung des Murray beziehen 30 Prozent ihres Trinkwassers aus dem Unterlauf des Murray.
Probleme der Versalzung und des Wassermangels
Bei den Bewässerungsmethoden steht die Flutung von Weideland im Vordergrund. Bei Futter- und Gemüseanbau überwiegt die Beregnung, bei Wein und Obst die Furchenbewässerung. In Gebieten mit mangelhafter Entwässerung kommt es zu einem Anstieg des Grundwassers bis auf ein bis zwei Meter unter die Oberfläche. Der dadurch einsetzende kapillare Wasseranstieg hat zu einer Versalzung der obersten Bodenschichten geführt. In den Feuchtgebieten von South Australia sind rund 400 000 Hektar Land von Versalzung betroffen.
Obwohl sich das dicht besiedelte südöstliche Australien eigentlich durch ein gemäßigtes Klima auszeichnet, litt diese Region zwischen 2002 und 2009 unter gravierenden Niederschlagsdefiziten. Vielerorts war die Trinkwasserversorgung gefährdet. Als Reaktion auf den Wassermangel wurde zum Beispiel in Melbourne eine riesige Meerwasserentsalzungsanlage gebaut und 2012 in Betrieb genommen. Seit 2018 liegen die Niederschläge über dem langjährigen Mittel. 2022 kam es sogar zu katastrophalen Niederschlägen.