Südpolargebiet (Antarktis) - Naturraum

Polargebiete
978-3-14-100900-2 | Seite 253 | Abb. 4| Maßstab 1 : 48000000

Überblick

Die südlichen Teile der drei großen Ozeane bilden den Ring des Südpolarmeeres. Dort umfließen die kalten Wassermassen, angetrieben von der Westwinddrift und praktisch ungehindert durch Landbrücken, den Kontinent bis zur antarktischen Konvergenz, die etwa bei der 10 °C-Februar-Isotherme der Lufttemperatur liegt. Dort sinkt das kalte antarktische Wasser entlang einer schmalen Zone unter die wärmeren, in den Tropen aufgeheizten Wassermassen der niederen Breiten ab. Dabei fällt die Oberflächenwassertemperatur auf kurzer Distanz um 4 °C polwärts ab. Die Lage der antarktischen Konvergenz variiert im Laufe eines Jahres kaum.

Klimatische Bedingungen

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt an der Südpolstation in 2 800 m Höhe –50 °C. An der in 3 488 m Höhe in der Ostantarktis gelegenen russischen Forschungsstation Wostok wurde im Juli 1983 mit –89,2 °C ein Kälte-Weltrekord gemessen. An der Küstenstation Mirny beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur –11,5 °C. Dort werden 427 Millimeter Jahresniederschlag erreicht. Nur sehr geringe Niederschläge enthalten dagegen große Teile der vergletscherten Gebiete im Inneren der Antarktis.

Anders als am Nordpol gibt es am Südpol Festland, den Kontinent Antarktika. Er ist mit 13 Mio. km2 etwa ein Viertel größer als Europa. Das über dem Festland liegende mächtige Inlandeis ragt in eine Höhe von bis zu 4 300 m über dem Meeresspiegel auf. Die durchschnittliche Höhe der Antarktis beträgt deshalb 2 040 m, bei den anderen Kontinenten liegt sie nur bei etwa 730 Metern.

Das Eis verbindet den ostantarktischen Schild mit dem Inselarchipel der Westantarktis. Nur einzelne Gebirgszüge ragen aus dem Eis heraus (Nunatakker), nur wenige Küstenbereiche an der Antarktischen Halbinsel sind eisfrei. Etwa drei Prozent der Antarktis sind eisfreie, periglaziale Gebiete. Sie liegen an der Peripherie der Gletscher. Die höchste Erhebung in der Antarktis ist mit 4897 m der Mount Vinson an der Wurzel des Ronne-Schelfeises.

Jahreszeitlich stark schwankend ist die Ausdehnung des Meereises im Südpolarmeer. Die Karte zeigt dies anhand der mittleren Packeisgrenzen im September und im März. Eine besondere Form des Meereises ist das Schelfeis. Dabei handelt es sich um Eis, das zwar an Land entstanden ist, aber auf dem Meer über dem Festlandssockel schwimmt. Auch im Südpolargebiet hat der globale Klimawandel zu einem starken Rückgang des Eises geführt. Ein befürchteter Zusammenbruch des Thwaitesgletschers im Westen Antarktikas könnte zu einem dramatischen Anstieg des globalen Meeresspiegels führen.

Bedeutender Lebensraum

Trotz der für Menschen lebensfeindlichen Bedingungen sind die Küsten und das Südpolarmeer ein ökologisch reicher Lebensraum mit vielen Lebewesen, die an die besonderen naturräumlichen Verhältnisse angepasst sind, z. B. Wale, Robben, Pinguine, Fische und Krill. An vielen Stellen sind Rohstoffe gefunden worden, doch ihre Ausbeutung ist gegenwärtig noch unwirtschaftlich. Überdies ist die Förderung nach einem internationalen Abkommen, das noch bis 2042 gilt, verboten. In der antarktischen Tiefsee, vor allem im pazifischen Sektor, hat man reiche Manganknollenfelder entdeckt.

Das Inlandeis ist die wichtigste Süßwasserlagerstätte im Wasserhaushalt der Erde. Der natürliche jährliche Eisbergexport von etwa 1 200 km3, der vor allem durch das Kalben von den Schelfeisen entsteht, könnte wirtschaftlich zur Süßwassergewinnung genutzt werden.

Erforschung und Schutz

Die Antarktis ist Gegenstand von Forschungsprogrammen in internationaler Kooperation. Sie ist geschützt durch den 1959 abgeschlossenen Antarktisvertrag, der zunächst von zwölf Staaten unterzeichnet und 1991 verlängert wurde. Zu den 45 inzwischen beigetretenen Mitgliedsländern zählt auch Deutschland. Es hat Konsultativstatus und damit das Recht auf Errichtung einer Forschungsstation. Solange der Vertrag gilt, sind militärische Nutzungen ausgeschlossen und Souveränitätsansprüche eingefroren.

1964 traten erste Vereinbarungen über die Erhaltung der antarktischen Flora und Fauna in Kraft, 1978 die Konvention zum Schutze der Robben und 1982 die Konvention zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze. 1988 kam es zu einer vorläufigen Vereinbarung über Rohstoffexplorationen unter Beachtung des Umweltschutzes. 1992 wurde in einem Protokoll zum Antarktisvertrag die Nutzung mineralischer Rohstoffe mit Ausnahme wissenschaftlicher Zwecke vorerst verboten und der Status der Antarktis als Naturreservat für zunächst 50 Jahre festgeschrieben.

Nach den verheerenden Walfangkampagnen, die in der Antarktis im 19. Jahrhundert begannen, wurde 1932 die Internationale Walfang-Kommission (IWC) gegründet, die den Bestand der Meeressäuger durch sichernde Fangquoten regeln sollte. Bis in die 1960er-Jahre wurden noch jährlich bis zu 40 000 Wale gefangen. Ab 1965 wurden die vom Aussterben bedrohten Arten unter Schutz gestellt. Seit 1986 ist der kommerzielle Walfang – mit Ausnahmen bei Zwergwalen – verboten.

Allerdings gibt es drei Ausnahmen. Zum einen ist der Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken weiterhin möglich. Davon machen zum Beispiel Japan, Island und Südkorea Gebrauch. Darüber hinaus ist es der indigenen Bevölkerung erlaubt, entsprechend ihrer traditionellen Lebensweise Wale zu fangen. Dies betrifft unter anderem Grönland, Kanada und Russland. Norwegen hat Einspruch gegen das seit 1986 geltende Walfangmoratorium eingelegt und ist daher nicht daran gebunden.

Aber nicht nur auf die Meeressäuger wurde mit kommerziellen Methoden Jagd gemacht. Seit den 1970er-Jahren wurden im Südpolarmeer jährlich bis zu 300 000 Tonnen Fisch gefangen. Durch den Antarktisvertrag ist die Fischerei inzwischen stark eingeschränkt. Legal werden jährlich etwa 120 000 Tonnen Fisch gefangen, dazu kommen etwa 200 000 Tonnen Krill.

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Diercke

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Südpolargebiet (Antarktis) - Naturraum
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