Songdo (Incheon) - Smart City

Asien - Wirtschaft
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Überblick

Songdo ist eine sogenannte Smart City rund 50 Kilometer westlich von Südkoreas Hauptstadt Seoul und eines der Vorzeigeprojekte des Landes. Denn „smart“ heißt in diesem Fall, dass die Menschen dank moderner Technologie umweltfreundlich, ressourcenschonend und sicher leben sollen.

Entwicklung einer smarten Stadt

Songdos Geschichte ist vergleichsweise schnell erzählt: Noch vor rund 20 Jahren gab es die Smart City nicht. Dort wo heute reihenweise Hochhäuser stehen, war bis 2003 noch Meer. Das Wattgebiet an der koreanischen Westküste wurde dann mit rund vier Millionen Kubikmetern Erdreich aufgeschüttet und das neu gewonnene Terrain zum Stadtgebiet erklärt. Dabei wurden jegliche ökologische Bedenken ignoriert. Ein Argument war dabei die direkte Nähe zum nordwestlich von Songdo liegenden internationalen Flughafen Incheon. Über eine direkte Brückenverbindung ist dieser in rund 20 Minuten Fahrzeit zu erreichen. Auch Teile des Seehafens Incheon befinden sich auf dem Stadtgebiet oder grenzen direkt daran an.
Beim Bau der Stadt wurde nichts dem Zufall überlassen, jeglicher Gebäudebestand wurde geplant hochgezogen. Das städtebauliche Zentrum in Songdo City bildet das Kongresszentrum ConvensiA gemeinsam mit dem 305 Meter hohen Posco Tower (Northeast Asia Trade Tower) und einem an dessen Fuß liegenden Einkaufszentrum.

Grünes Hightech-Zentrum

Auf den Dächern der zahlreichen Hochhäuser Songdos sind Solarmodule installiert. Es gibt Regenwasserspeicher, das Abwasser wird wiederaufbereitet. Die Gebäude sind nach dem LEED-Standard für eine besonders nachhaltige Bauweise zertifiziert. Ihre Bewohner müssen ihre Müllbeutel an speziellen Stationen einwerfen, die Säcke werden dann eingesaugt und über ein Rohrleitungssystem in eine Recyclinganlage transportiert.
Durch die City ziehen sich Fahrradwege; 40 Prozent der Fläche von Songdo sollen „grün“ bleiben. Für eine als grünes Hightech-Zentrum gedachte Stadt ist Songdo jedoch auffallend automobilzentriert. Acht- bis zehnspurige Straßen ziehen sich durch das Stadtgebiet, welches mit einer Fläche von 54 Quadratkilometern etwa so groß ist wie Manhattan – aber weniger dicht besiedelt. Abseits der Hochhäuser liegt (noch) viel braches Neuland.
Wie viele künstliche Städte steht auch Songdo vor der Herausforderung, Bewohner anzulocken. Rund 260 000 Menschen sollen hier einmal leben, 2020 waren es nur 167 000. Die meisten Arbeitsplätze bieten für sie die Biotechnologie- und IT-Branche. Junge Menschen sollen unter anderem durch einen Campus der Universität Incheon nach Songdo gezogen werden, welcher Platz für über 10 000 Studierende bietet.

Energie und Ressourcen sparen durch Überwachung

Durch die Auswertung von Aktivitäten und Gewohnheiten ihrer Bevölkerung soll die intelligente Stadt weniger Energie und Ressourcen verbrauchen. Einsparungen von bis zu einem Drittel im Vergleich zu herkömmlichen Großstädten sind das erklärte Ziel. Beispielsweise gehen auf der Straße die Lichter nur an, wenn wirklich jemand auf dem Bürgersteig geht und intelligente Ampeln sorgen automatisch je nach Verkehrsaufkommen für eine grüne Welle. Sensoren messen, wo gerade wie viel Strom verbraucht wird und wie viel beleuchtet und geheizt werden muss, weil sich dort gerade viele oder wenige Menschen aufhalten. Sie registrieren, wo es große Verkehrsaufkommen gibt und messen vorsorglich die Schadstoffe in der Luft. Wenn es brennt, schlagen Sensoren Alarm und lassen die Feuerwehr oder den Katastrophenschutz ausrücken. Displays an den Bahnsteigen der U-Bahn und an den Busbahnhöfen liefern Ankunfts- und Abfahrtszeiten der vielen Transportsysteme – in Echtzeit aktualisiert. Schon bald sollen autonom fahrende Autos für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen und die Umwelt entlasten. Spezielle Kameradrohnen sammeln dafür Daten aus Verkehr und Umwelt.
Neben offensichtlichen und vielfach geäußerten Bedenken in Bezug auf den Datenschutz, welche das Smart-City-Konzept hervorruft, gibt es auch anderweitige Kritik am Aufbau von Songdo: Zwar sind öffentliche Verkehrsmittel innerhalb des Stadtgebiets gut nutzbar, doch ist die Anbindung an den Rest der Metropolregion ausbaufähig. So ist insbesondere die Verbindung ins Zentrum von Seoul durch rund 40 Haltestellen mit langen Fahrzeiten verbunden. Auch Fuß- und Fahrradwege beschränken sich hauptsächlich auf den nordwestlichen Teil der Stadt. Viele der übrigen Park- und Grünflächen sind fußläufig nur schwer erreichbar.

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Diercke

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Songdo - Smart City
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