Überblick
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist Wirtschaftsmetropole, kulturelles Zentrum, Versorgungs- und Hochschulstandort sowie Verkehrsknotenpunkt und Tourismusziel. Stuttgart ist auch die größte Stadt des Bundeslandes Baden-Württemberg. Mit einer Bevölkerung von mehr als 613 000 Menschen ist es nach Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Düsseldorf die siebtgrößte Stadt in Deutschland.
Die Lage Stuttgarts
Der städtebaulichen Entwicklung der Stuttgarter Innenstadt werden durch die Beckenlage natürliche Grenzen setzt. Der Stuttgarter Kessel, an seiner tiefsten Stelle rund 240 Meter über dem Meeresspiegel, wird an drei Seiten von Höhenrücken umgeben (bis 485 m). Lediglich im Nordosten fällt der Kessel in einer schmalen, rund einen Kilometer breiten Öffnung zum Neckar hin ab.
Aufgrund dieser natürlichen Gegebenheiten stehen im Innenstadtbereich nur wenige Quadratkilometer als bebaubare Flächen zur Verfügung. Andererseits ist die Nachfrage nach Flächen für öffentliche Gebäude, Gewerbe und Wohnbebauung sehr hoch. Hinzu kommt die Notwendigkeit, Freiraum zu erhalten, nicht zuletzt aus Gründen der Luftreinhaltung.
Auch der Verlauf der Verkehrswege orientiert sich an diesen naturräumlichen Strukturen. Der Autoverkehr führt nicht nur zu erheblichen Lärmbelastungen entlang der Hauptverkehrsstraßen, sondern ist als Hauptverursacher von Emissionen auch für Grenzwertüberschreitungen bei Luftschadstoffen wie Feinstaub und Stickstoffdioxid verantwortlich. Die Luftbelastung in Stuttgart wird durch die Kessellage verstärkt, die den Luftaustausch in Abhängigkeit von der Wetterlage stark behindern kann.
Stuttgarts Innenstadt
Die auf der Karte abgebildete Innenstadt ist zu großen Teilen mit dem Stadtbezirk Stuttgart-Mitte identisch, der in zehn Stadtteile untergliedert ist. Der auffälligste und zentrale Bau ist das Neue Schloss, das 1746–1807 als Residenz der württembergischen Herrscher errichtet wurde. Direkt vor dem Gebäude erstreckt sich der Schlossplatz. Das Neue Schloss birgt heute mit dem Finanzministerium und dem Kultusministerium gleich zwei zentrale Institutionen der Landesregierung. In der Innenstadt liegen außerdem die Gebäude des Landtags, des Wirtschaftsministeriums, des Ministeriums für Arbeit und Soziales, des Innenministeriums, des Justizministeriums, des Wissenschaftsministeriums, des Umweltministeriums, des Landwirtschaftsministeriums und des Staatsministeriums.
Neben diesen geballten Regierungsfunktionen liegt in der Innenstadt auch die City mit zentralen Einkaufsmöglichkeiten. Markiert wird sie durch die Achse der Königsstraße, die zum Hauptbahnhof führt. Wie die meisten der nahen Parallel- und Seitenstraßen ist sie als Fußgängerzone angelegt. Die hohe Erreichbarkeit zeigt sich zum einen an den U-Bahn-Linien, die sie flankieren, zum anderen an den zahlreichen Parkmöglichkeiten: Über 30 Parkhäuser mit jeweils mehr als 100 Stellplätzen stehen zur Verfügung.
Auch die Kultur kommt in Stuttgarts Innenstadt nicht zu kurz, was sich u. a. an der Stadtbibliothek, dem Haus der Geschichte oder der 1843 eröffneten Staatsgalerie zeigt. Das Museum von internationalem Rang wurde 1984 durch die Neue Staatsgalerie erweitert. In dem der Galerie gegenüberliegenden Staatstheater finden Oper-, Schauspiel- und Ballettaufführungen statt.
Das Gebäude liegt im Oberen Schlossgarten. Die Anlage hat eine 600 Jahre zurück reichende Tradition; die nördlich anschließenden Bereiche des Mittleren Schlossgartens und des – in der Karte nicht mehr dargestellten – Unteren Schlossgartens ziehen sich bis zum Neckar und sind mit dem benachbarten Rosensteinpark und dem Zoologischen und Botanischen Garten Wilhelma die „grüne Lunge“ der Stuttgarter Innenstadt.
Stuttgart 21
Der Verlauf der Verkehrswege orientiert sich an den naturräumlichen Strukturen; nur wenige Hauptverkehrsstraßen verbinden die Stadt und ihr Umland. Sowohl für Straßen als auch für Bahnlinien mussten zahlreiche aufwendige Tunnelbauten errichtet werden. Aufgrund des Flächenmangels und aus dem Ziel heraus, die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern, entstand bis 1997 das Verkehrs- und Städtebauprojekt Stuttgart 21: Eisenbahnanlagen sollen umgenutzt und durch neue, teils unterirdische Strecken und Bahnhöfe ersetzt werden. Hinzu kommt eine neue Hochgeschwindigkeitsschienenstrecke nach Ulm, die mit dem über neun Kilometer langen Fildertunnel den Flughafen und die Messe besser in das Verkehrssystem der Bahn einbinden. Eingebettet sind diese Baumaßnahmen in eine geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke, die von Bratislava und Wien über Linz, Salzburg, München, Stuttgart, Karlsruhe und Straßburg bis nach Paris führt. Um deren Anforderungen gerecht werden zu können, wird aus dem heutigen Kopfbahnhof ein unterirdischer Durchgangsbahnhof. Nur wenige Hundert Meter nördlich des Bahnhofs entstehen neue und erneuerte Stadtviertel. Umstritten ist das „Jahrhundertprojekt“ wegen hoher Kosten, zeitlicher Verzögerungen sowie Bau- und Umweltrisiken.
Die frei werdenden Flächen im Bereich des heutigen Hauptbahnhofs (rund 100 ha) sollen je nach Lage für Handel, Dienstleistungen (an die City angrenzende Teile), Wohnen, Bildung und Kultur sowie zur Erweiterung der innerstädtischen Parkanlagen genutzt werden, sodass Barrieren zwischen den Stadtteilen Nord und Ost abgebaut werden. Allerdings kann eine Umnutzung erst nach der Inbetriebnahme des Bahnknotens erfolgen.
Wohnen und Erholung
Zwischen dem Hauptgeschäftszentrum und den unteren Bereichen der Talhänge erstrecken sich innerstädtische Wohngebiete. Aufgrund der wirtschaftlichen Anziehungskraft und der anhaltend positiven Bevölkerungsentwicklung sind die Mieten und Immobilienpreise im Raum Stuttgart sehr hoch. Der Mangel an Bauflächen führt dazu, dass die Bevölkerungsentwicklung der Innenstadt stagniert und Zuwächse vor allem im Umland zu verzeichnen sind.
Das Erscheinungsbild des Hauptgeschäftszentrums wird wesentlich durch Bürostandorte der Dienstleistungsbranche, durch den Einzelhandel, Hotels und Gastronomie geprägt. Industrie- und Gewerbeflächen sind in der Innenstadt die Ausnahme; sie liegen außerhalb des Talkessels.
Während sich die Landesregierung und kulturelle Institutionen – historisch begründet – ebenfalls in der Innenstadt konzentrieren und dort sehr gut durch den öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind, liegen Bildungs-, Gesundheits- und Versorgungseinrichtungen etwas randlich zum Hauptgeschäftszentrum oder dezentral in der Innenstadt.
Daneben existiert ein erstaunlich hoher Anteil an Freiraumstrukturen: Wälder an den oberen Talhängen und Grünflächen, etwa die Parkachse vom Schloss bis zum Neckar bei Bad Cannstatt. Sie werden von der städtischen Bevölkerung für Freizeit und Naherholung genutzt und dienen als Frischluftschneisen und stadtklimatische Ausgleichsräume.
D. Falk