Türkei - Bevölkerung und Wirtschaft

Türkei - Brücke zwischen Europa und Asien
978-3-14-100900-2 | Seite 146 | Abb. 1| Maßstab 1 : 8000000

Überblick

Die Karte zeigt die Bevölkerungsentwicklung in der Türkei, welche wesentlich durch drei sich teilweise überlagernde Tendenzen bestimmt wird: eine allgemeine Ost-West-Wanderung, eine Land-Stadt-Wanderung und die Wanderungsgewinne einzelner ländlicher Gebiete. Sie resultieren jeweils aus unterschiedlichen Gründen.

Wanderungstendenzen

Die innertürkischen Bevölkerungswanderungen vollziehen sich seit Jahrzehnten nach einem vergleichbaren Muster. Bevorzugte Abwanderungsgebiete sind die strukturschwachen ländlichen Gebiete vor allem im Osten und Südosten, in denen die Arbeitslosigkeit nach wie vor ein gravierendes Problem darstellt, speziell für junge Menschen. Der deutliche Ost-West-Gegensatz zeigt sich auch bei der Verteilung der Beschäftigten über die drei Wirtschaftssektoren: Nach Osten nimmt die Bedeutung der Landwirtschaft immer stärker zu. Problematisch ist die Nähe der Osttürkei zu politisch instabilen Konfliktregionen in Syrien und dem Irak.

Zielgebiete der Wanderungsbewegungen sind vor allem die wirtschaftlich prosperierenden Metropolen im Westen, insbesondere die Großräume Istanbul, Bursa und Izmir, die auch die größte sozioökonomische Entwicklungsdynamik haben. In diesen Regionen und in einigen ihrer Nachbarprovinzen ist der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft am weitesten zurückgedrängt; im Durchschnitt sind in der Westtürkei deutlich weniger als ein Drittel der Erwerbsbeschäftigten noch im primären Sektor tätig. Dafür ist die Leicht- und Schwerindustrie relativ stark vertreten; die Textil-, Fahrzeug-, Chemie-, Maschinen- und Elektrobranche tragen einen wesentlichen Anteil zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Den größten Anteil am BIP hat jedoch der Dienstleistungssektor mit über 50 Prozent.

Istanbul als wirtschaftliches Zentrum

Das wichtigste Wirtschaftszentrum der Türkei ist der Großraum Istanbul, wo schätzungsweise 15 bis 18 Millionen Menschen leben und sich mehr als 40 Prozent der gewerblichen Arbeitsplätze konzentrieren. Die meisten führenden türkischen Großhändler sitzen im Ballungsgebiet Istanbul bzw. unterhalten hier ihre wichtigsten Filialen.

In West- und Mittelanatolien haben in den vergangenen Jahren die Gebiete um die Städte Konya und Kayseri trotz infrastruktureller Nachteile einen Aufschwung erlebt; wo sich dadurch ein neuer Mittelstand entwickelt hat. Viele Unternehmen dieser Region, die Handelsbeziehungen vor allem zur arabischen Welt und dem Nahen bzw. Mittleren Osten unterhalten, konnten ihre Exporte in den vergangenen Jahren signifikant steigern. Wachstumstendenzen verzeichnete zuletzt auch die Provinz Gaziantep, die von den Handelsbeziehungen in den nahen Irak profitiert.

Einen wichtigen Anteil am Aufstieg des Dienstleistungssektors vor allem in Westen des Landes hatte der Tourismus, der sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. Im Jahr 2019 erreichte die Zahl ausländischer Touristen mit über 45 Millionen (2 000 waren es noch etwa 10,4 Millionen) einen Rekordwert. Mit circa 7 Millionen kamen die meisten von ihnen aus Russland, gefolgt von Deutschland (5 Millionen), Bulgarien (2,7 Millionen) und England (2,5 Millionen). Touristische Zentren sind die südliche Ägäis-Küste, die türkische Riviera und Istanbul.

Wachstum mit Risiken

Trotz wirtschaftlichem Wachstum in den vergangenen Jahren, ist die Entwicklung mit Risiken verbunden – die innen- und geopolitischen Spannungen nehmen zu. Das starke Wirtschaftswachstum von 2021 (das BIP hat um 11,35 Prozent zugenommen) hat sich 2022 halbiert und könnte weiter nachlassen. Die Arbeitslosenquote ist hoch und lag 2021 bei knapp 12 Prozent. Gründe sind unter anderem die Niedrigzinspolitik der türkischen Regierung, die hohe Inflation und eine Abwertung der türkischen Lira.

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Diercke

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