USA - Bevölkerungsverteilung und -wanderung

USA - Bevölkerung
978-3-14-100919-4 | Seite 194 | Abb. 4| Massstab 1 : 36000000

Überblick

Mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 36 Personen pro Quadratkilometer sind die Vereinigten Staaten deutlich dünner besiedelt als viele Staaten Europas (zum Vergleich: Deutschland 238 Einw./km2; Frankreich 123 Einw./km2; Spanien 95 Einw./km 2 bzw. China 150 Einw./km2 oder Indien 469 Einw./km2). Innerhalb der USA existieren jedoch beträchtliche Gegensätze.

Räumliches Muster der Bevölkerungsdichte

Die am dichtesten besiedelten Regionen liegen im Osten und an der Pazifikküste. Dazwischen befinden sich ausgedehnte Gebiete im Bereich der Great Plains, der Rocky Mountains und der intramontanen Becken zwischen den Rocky Mountains und der Küstenkette, die nur sehr dünn besiedelt sind. Ausnahmen bilden dort lediglich einige grosse Städte wie Denver und Salt Lake City.
Entsprechend verteilt sind auch die Agglomerationen. Sie konzentrieren sich im Nordosten des Landes. Im Jahr 2021 lebten 83 Prozent der Bevölkerung in Städten (275 Mio.). Ein Grosser Teil davon lebt in den Metropolitan Areas. Nach ihrer Bevölkerungszahl ist New York mit fast 19,8 Mio. Menschen die weitaus grösste Metropolregion der Vereinigten Staaten, gefolgt von Los Angeles, Chicago, Dallas, Houston, Washington, Philadelphia, Atlanta, Miami, Phoenix, Boston und Detroit. Innerhalb der Metropolitan Areas lebt der grösste Teil der Bevölkerung im suburbanen Raum. Insbesondere im Nordosten sind die Städte zu geschlossenen Siedlungsbändern zusammengewachsen.
In Kanada liegen die Bevölkerungsschwerpunkte im Süden: entlang des St. Lorenz-Stroms, im Bereich der Great Plains und inselhaft an der Westküste.

Alte und neue Wanderungsströme

Seit ihrer Gründung im Jahre 1776 gelten die USA als ein Land, das durch die aussergewöhnliche Mobilität seiner Bewohner geprägt wird. Der „Zug nach Westen“ während des 19. Jahrhunderts gehört zu den grossen Erzählungen, die identitätsstiftend für die amerikanische Nation gewirkt haben. Bis in die Gegenwart hinein haben grossräumige Binnenwanderungen zu beträchtlichen Verschiebungen in den Bevölkerungszahlen zwischen den Staaten und Regionen geführt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verzeichneten die industriell geprägten Regionen des Nordostens und des Mittleren Westens, der Manufacturing Belt, das stärkste Bevölkerungswachstum. Einen entscheidenden Beitrag hierzu lieferte die Wanderung der afroamerikanischen Bevölkerungsgruppe aus dem agrarischen Süden in die Industriestädte des Nordens, die als „Great Migration“ in die Geschichte der USA eingegangen ist.
Ziel der Binnenwanderung heute sind vor allem die Städte bzw. deren suburbanes Umland; dies spiegelt sich in den teilweise hohen Wachstumsraten der Bevölkerung der Agglomerationen wider.
Das Wachstum des Südens ist in erster Linie auf die massiven Wanderungsüberschüsse gegenüber den übrigen Grossregionen zurückzuführen. Im Sunbelt weisen fast alle Agglomerationen hohe bis sehr hohe Wachstumsraten der Bevölkerung auf. Im Gegensatz dazu weisen die Agglomerationen im Nordosten und im Westen zwischen 2010 und 2020 nur noch eine moderate Zunahme auf; Hartford im Nordosten ist die einzige grosse Metropolitan Area der USA, die in diesem Zeitraum sogar Bevölkerungsverluste hinnehmen musste. Andere Metropolitan Areas, die noch im Zeitraum 2000–2012 Bevölkerungsabnahmen verzeichnen mussten, wie Detroit, Cleveland, Pittsburgh und Buffalo, konnten den rückläufigen Trend in den vergangenen zehn Jahren stoppen.
Die Gründe für den Aufstieg des Südens sind vielfältig. Neben einer generellen Verbesserung der Lebensbedingungen, dem Abbau der Benachteiligung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Bevölkerungsgruppe und dem milden Klima spielten die günstigen Bedingungen für die Ansiedlung von wachstumsstarken Industrien eine grosse Rolle. Demgegenüber waren vor allem im Bereich der Grossen Seen die Krisen traditioneller Industrien, der wirtschaftliche Strukturwandel, der Verlust von Arbeitsplätzen und die teilweise schwierigen Lebensbedingungen in den grossen Metropolen die wichtigsten Ursachen für die Abwanderung. Davon abzugrenzen ist die Ostküste, insbesondere das Städteband Washington – New York – Boston, der BosWash, wo die Entwicklung deutlich positiver ist. Der Nordosten der USA ist daher in Hinblick auf die Wanderungsverhältnisse – ähnlich wie bei der Wirtschaft – kein homogener Raum.
Neben der arbeitsplatzorientierten Wanderung vor allem der afroamerikanischen Bevölkerung lässt sich als Sonderform eine ausgeprägte Wanderung von Rentnern und Pensionären beobachten, die vom Nordosten mit seinem rauen Klima in den milden Süden ziehen.

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