Überblick
Als Menschen aus Europa ab dem 17. Jahrhundert nach Amerika auswanderten, konnte die dortige indigene Bevölkerung bereits auf eine jahrtausendealte Geschichte zurückblicken. Doch bald fielen zahlreiche Indigene eingeschleppten Krankheiten und Seuchen oder der Waffengewalt zum Opfer. Erst durch die rechtliche Gleichstellung der Indigenen und der Nachkommen afroamerikanischer Sklaven im 20. Jahrhundert wurde in den USA die Basis für eine multikulturelle Gesellschaft gelegt, wobei der Zuwanderungsstrom und die Binnenwanderungen erheblich dazu beitrugen, dass die Vision von Amerika als einem „Melting Pot“ der unterschiedlichsten Ethnien zumindest teilweise verwirklicht wurde.Europäische Kolonialisierung
Die Nordhälfte des amerikanischen Kontinents wurde ab der Mitte des 16. Jahrhunderts zur Einflusssphäre der europäischen Großmächte Spanien, Frankreich und England. Aus dem Wettbewerb dieser Kolonialmächte um die Erschließung des Landes ging im 18. Jahrhundert zunächst England und dann, in ihrer Nachfolge, die Vereinigten Staaten als Gewinner hervor.
Die Erschließung der Vereinigten Staaten durch Amerika und Einwanderung aus Europa erfolgte vor allem in ost-westlicher Richtung. Ihr Ausgangspunkt waren die britischen Kolonien entlang der Ostküste. Von hier aus drangen die Siedler nach Westen vor. Zwar waren die Gebiete zwischen den Großen Seen im Norden und dem Golf von Mexiko bereits seit Jahrhunderten von Indigenen bewohnt und auch seit Ende des 17. Jahrhunderts von Frankreich erschlossen, aber nicht in einem nennenswerten Umfang europäisch besiedelt worden.
Indigene Bevölkerung
Man schätzt die Zahl der Indigenen im Bereich des heutigen Kanada und der USA vor Ankunft der europäischen Siedler auf ein bis zwei Millionen Menschen. Die indigene Bevölkerung war kulturell differenziert und ungleichmäßig verteilt. Die höchste Dichte gab es in den Waldregionen des Ostens. Völker wie die Delawaren wurden früh von der europäisch-stämmigen Bevölkerung vernichtet. Im Bereich der Großen Seen bildeten die Irokesen eine mächtige und kriegerische Konföderation von Völkern. Die im Bereich der Appalachen lebenden Cherokee entwickelten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein hohes Maß an politischer und kultureller Eigenständigkeit. Die Lebensformen der Völker der Plains und Prärien entwickelten sich im Kulturkontakt mit den Spaniern. Die häufig recht kriegerischen und mobilen Völker wie die Sioux, die Cheyenne sowie die Apachen gehörten unterschiedlichen Sprachfamilien an. Von diesen Gruppen deutlich unterschieden waren die indigenen Völker in den Trockengebieten des Südwestens wie die Navajo und die Pueblo.
Die Begegnungen zwischen der indigenen Bevölkerung und den europäischen Kolonisten verliefen anfangs meist friedlich. Mit der wachsenden Zahl der Siedelnden und den verschiedenen Auffassungen hinsichtlich des Landbesitzes kam es jedoch bald zu Konflikten. Maßnahmen der Umsiedlung und Vertreibung, aber auch die gezielte Ausrottung kennzeichneten die Politik des europäisch-stämmigen Amerikas gegenüber der indigenen Bevölkerung.
Zwar gab es seit der Mitte des 18. Jahrhunderts immer wieder staatliche Bestrebungen zum Schutz der Indigenen, so durch die Ausweisung von Reservaten, in denen die indigenen Völker meist zwangsweise angesiedelt wurden. Mit dem stetigen Vordringen der Besiedlung während des 19. Jahrhunderts wurde die indigene Bevölkerung jedoch immer stärker ihrer ursprünglichen Lebensräume beraubt und vernichtet. Überdies fielen unzählige Indigene nach 1860 den von der amerikanischen Armee geführten Indianerkriegen zum Opfer. Erst 1924 erhielten die Indigenen die volle amerikanische Staatsbürgerschaft.
Einwanderung
Der Strom der Einwanderung ist seit der Ankunft der ersten Siedler in den USA nie abgerissen. Bis zum Ersten Weltkrieg stellten die Menschen aus Europa mit Abstand das Hauptkontingent der Einwanderung. Unter ihnen dominierten bis etwa 1880 die Menschen aus West-, Nord- und Mitteleuropa, einschließlich der Deutschen, während ab etwa 1880 die Einwanderung aus Süd- und Osteuropa die Mehrheit bildete.
Nach einer vier Jahrzehnte dauernden Phase mit vergleichsweise niedrigen Einwanderungszahlen kam es mit der Reform der Immigrationsgesetze 1965 zu einem neuen, bis in die Gegenwart anhaltenden Einwanderungsstrom. Dabei änderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerungsgruppen grundlegend: Neben der stark nach Herkunftsländern differenzierten Gruppe der Menschen aus Asien dominiert gegenwärtig die Zuwanderung aus Lateinamerika, vor allem aus dem benachbarten Mexiko. Neben den offiziell Immigrierten gibt es eine wachsende Zahl von Menschen, die auf der Suche nach Arbeit und einer Verbesserung ihrer Lebensumstände „illegal“ ins Land kommen. 2019 lebten fast 45 Mio. eingewanderte Personen in den USA, dazu kamen etwa 11 Millionen illegal Immigrierte.
Einer Million Personen wird jährlich ein Einwanderungsvisum ausgestellt. Gleichzeitig werden sechs Millionen Anträge für die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis, die „Green Card“, gestellt. Eine Green Card können zum Beispiel hochqualifizierte Fachkräfte oder Familienangehörige von Personen mit US-Staatsbürgerschaft erhalten, in geringem Umfang auch im Rahmen einer Verlosung oder als Flüchtlinge.