Überblick
Walldorf ist eine Stadt mit einer Bevölkerung von rund 15 800 (2021) in der Metropolregion Rhein-Neckar (s. 47.3). Das benachbarte Wiesloch hat eine Bevölkerung von rund 26 900 (2021). Beide Städte liegen verkehrsgünstig im Oberrheinischen Tiefland. Per Bahn, auf der Straße und mit Binnenschiffen auf dem nahen Rhein bestehen sehr gute Verbindungen in deutsche und europäische Wirtschaftszentren. Der internationale Flughafen Frankfurt/Main ist gut erreichbar.
Phasen der Suburbanisierung
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Entwicklung der Rhein-Neckar-Region vor allem von den urbanen Zentren Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Karlsruhe bestimmt. Danach setzte eine Suburbanisierung des Wohnens ein, die durch den wirtschaftlichen Aufschwung, den Ausbau des Straßennetzes und die zunehmende Verbreitung von Pkw ermöglicht wurde. Das Wohnen im Umland, meist in Einfamilienhäusern mit Garten, gewann an Attraktivität. Da die Arbeitsorte weiterhin in den Kernstädten lagen, bildeten sich Pendlerströme und -beziehungen heraus. Diese Entwicklung führte zu einer starken Ausdehnung der Siedlungsflächen in Walldorf und Wiesloch. Im Grundriss der nach 1950 errichteten Stadtteile von Walldorf sind typische Straßenmuster solcher Erschließungen zu erkennen. Das Bevölkerungswachstum erforderte eine zunehmende Zahl an Einrichtungen des täglichen Bedarfs und den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, in der Karte zum Beispiel erkennbar am Schulzentrum Wiesloch und an den Einzelhandelsstandorten.
Der suburbane Raum verzeichnete dadurch einen erheblichen Bedeutungsgewinn, der in den 1960er-Jahren durch die einsetzende Suburbanisierung des Gewerbes weiter verstärkt wurde. Während in den Kernstädten das Bauland für große, zusammenhängende Gewerbestandorte knapp war und vielerorts Flächen für Betriebserweiterungen fehlten, wiesen die Gemeinden im Umland großzügig Gewerbegebiete „auf der grünen Wiese“ aus. Eine erste Unternehmensansiedlung in Walldorf/Wiesloch erfolgte 1957 mit der Heidelberger Druckmaschinen AG.
Ab den 1980er-Jahren schloss sich eine dritte Suburbanisierungswelle an, nun im tertiären Sektor. Sie erstreckte sich nicht nur auf Einzelhandelsstandorte, sondern auch auf andere Dienstleistungsbranchen. Die Gemeinden sind bei solchen Entwicklungen entscheidende Akteure, profitieren sie doch bei gelungenen Ansiedlungen von steigenden Steuereinnahmen. Größter Arbeitgeber im badischen Walldorf ist heute die SAP SE, einer der größten Global Player in der IT-Branche, mit rund 10 000 Beschäftigten. Weltweit hatte der multinationale Softwarekonzern 2021 mehr als 107 000 Beschäftigte und erwirtschaftete einen Gesamtumsatz von rund 28 Milliarden Euro