Westeuropa - Physische Karte

Europa - Westeuropa - Physische Karte
978-3-14-100870-8 | Seite 126 | Abb. 1| Maßstab 1 : 6000000

Überblick

Hinsichtlich des geologischen Baus besteht der Westen Europas aus drei Einheiten. Die ältesten Gesteine sind im Bereich der kaledonischen Gebirge im Norden zu finden. Das Gebiet der Beneluxländer, Großbritannien (mit Ausnahme des Südwestens) und Irland (mit Ausnahme des Südens) sind diesem Bereich zuzuordnen. Die Gebirgsbildung begann hier im Ordovizium und erreichte ihren Höhepunkt im Silur vor gut 400 Millionen Jahren. Heute sind die Gebirge kaledonischen Ursprungs stark abgetragen, im Süden auch von mesozoischen Sedimentschichten bedeckt. Daher besteht ein Gegensatz zwischen den flachwelligen Stufenlandschaften Süd-ostenglands und den Mittelgebirgen der Pennines, des Schottischen Hochlandes und der Grampian Mountains. Höchster Berg dort ist der Ben Nevis (1343 m).

Südlich davon schließt sich der ausgedehnte Raum an, dessen Entstehung mit der variskischen Gebirgsbildung im Devon und Karbon vor 300 bis 400 Millionen Jahren verbunden ist. Er umfasst das gesamte restliche Westeuropa mit Ausnahme der jüngeren Pyrenäen. Die zu dieser Zeit entstandenen Gebirge sind weitgehend abgetragen. Frankreich umfasst daher heute weiträumig ebene bis hügelige Tiefländer, Becken und Tafelländer, die durch Atlantik und Mittelmeer, durch Pyrenäen, Alpen und Vogesen deutlich begrenzt werden. Nur das Zentralmassiv und die Cevennen im Süden sind Gebirge, die größere Höhen erreichen (Puy de Sancy, 1886 m).

Die geologisch jüngsten Gesteine Westeuropas sind in den Pyrenäen zu finden; ihre Entstehung verlief parallel zu den Alpen (alpidische Gebirgsbildung im Tertiär, Höhepunkt der Hebung vor rund 20 Mio. Jahren). Mit bis zu 3404 Metern (Pico de Aneto) werden dort die größten Höhen Westeuropas erreicht. Die Pyrenäen bilden das Bindeglied Westeuropas zur Iberischen Halbinsel.

Geologisch jung ist auch die zwischen den Vogesen und dem Zentralmassiv im Westen und dem Jura und den Alpen im Osten liegende breite Grabenzone, der die Flüsse Saône und Rhône folgen.

Besiedlung und Verkehr

Westeuropa ist verbreitet dicht besiedelt und von einem dichten Verkehrsnetz überzogen. Es wird vielerorts durch seine Orientierung auf das Meer bestimmt. Die Küsten sind stark durch Buchten gegliedert und weisen zahlreiche natürliche Hafenplätze auf; die Straße von Dover zählt zu den am stärksten befahrenen Schiffspassagen der Erde. In weiten Gebieten ist die Entfernung zum Meer kleiner als 200 Kilometer, eine Ausnahme bildet hier nur der Osten Frankreichs. Markant sind auch die trichter- oder deltaförmigen Mündungen der großen Flüsse. Häufig bilden diese Leitlinien der Besiedlung und des Verkehrs, zum Beispiel entlang der Seine und der Rhone sowie am Rhein.

Aufgrund ihrer wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bedeutung und ihrer Stellung im Verkehrsnetz stechen besonders die beiden Global Citys London und Paris hervor. Sie sind in Bezug auf Großbritannien bzw. Frankreich als Primate Cities einzuordnen. In Westeuropa befindet sich aber auch das Zentrum der Euro-päischen Union - dort liegen mit Brüssel, Luxemburg und Straßburg die drei Hauptsitze ihrer Verwaltung.

Besonderheiten

• Im Kartenbild sind zahlreiche Beispiele für die typischen Flussmündungsformen Delta (an Rhein/Maas, Rhône) und Trichter (zum Beispiel Seine, Themse, Elbe) zu erkennen.

• Der Eurotunnel unter der Straße von Dover verbindet Calais (Frankreich) und Folkestone (England) auf dem Schienen- und dem Straßenweg.

• Durch Greenwich bei London verläuft der Nullmeridian, eine zentrale Orientierungslinie im Gradnetz der Erde.

• Guernsey und Jersey sind Beispiele für Kanalinseln, die nicht zu Großbritannien gehören, sondern direkt der britischen Krone zugeordnet werden.

• Die Niederlande sind ein Beispiel für ein Land, in dem Hauptstadt (Amsterdam) und Regierungssitz (Den Haag) nicht identisch sind.

• Irland und Großbritannien haben wegen ihrer Insellage keine Landgrenzen zu dritten Staaten, nur untereinander.

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