Deutschland - Klimaregionen

Deutschland - Klima und Klimawandel
978-3-14-100900-2 | Seite 54 | Abb. 1| Maßstab 1 : 3500000

Überblick

Wärme- und Wasserhaushalt sind die wichtigsten Steuerungsgrößen des Klimas. Sie beeinflussen in entscheidendem Maße das Pflanzenwachstum und zahlreiche weitere Prozesse in der Natur. Der Temperatur als Ausdruck der Wärmeverhältnisse und den Niederschlägen als Anzeiger der Feuchtigkeitsbedingungen kommt deshalb bei der Charakterisierung verschiedener Klimate eine besondere Bedeutung zu.

Zum Aufbau der Klimakarte

Die Karte der Klimaregionen von Deutschland zeigt die beiden Klimaelemente Temperatur und Niederschlag in einer kombinierten Darstellung. Die durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmengen, die in Deutschland zwischen unter 600 und über 1600 mm variieren, dienen dabei zur hygrischen Klimadifferenzierung, sie sind in sechs Stufen gegliedert. Zur thermischen Klimaeinteilung wird in der Karte die Zahl der Monate mit einer Durchschnittstemperatur von mindestens 10 °C herangezogen. In Deutschland wird dieser Schwellenwert in den wärmsten Regionen in sieben Monaten erreicht bzw. überschritten, in den kältesten Regionen nur in drei Monaten. 10 °C gilt für weite Teile der mitteleuropäischen Pflanzenwelt als Schwellenwert für die thermische Hauptvegetationszeit. Während ihrer Wachstumsphase erreichen die Pflanzen durch verstärkte Photosynthese ihren größten Kohlenstoffzuwachs und sie beginnen zu blühen und zu fruchten. Bei Monatsdurchschnittstemperaturen unter 10 °C erzielen die meisten Pflanzen kaum Zuwächse.

Aus der Überlagerung der sechs Niederschlagsklassen und der Zahl der Monate mit Durchschnittstemperaturen von mindestens 10 °C als Ausdruck der thermischen Hauptvegetationszeit ergeben sich in der Klimakarte für Deutschland theoretisch 30 verschiedene Klimatypen, von denen in der Realität jedoch nur 25 auftreten. Jeder dieser Klimatypen ist durch eine Buchstaben-Zahlen-Kombination gekennzeichnet. Der Großbuchstabe (in der Farbmatrix waagerecht aufgeführt) gibt dabei die Klasse der jährlichen Niederschlagssumme an, die Ziffer (senkrecht abzulesen) die Zahl der Monate der thermischen Hauptvegetationszeit (≥ 10 °C). Die entsprechende Kombination steht im Schnittfeld der beiden Achsen. Auf dieser Basis entstand für Deutschland eine Karte der hygrischen und thermischen Klimaverhältnisse.

Zur regionalen Differenzierung der Klimas

Da sowohl die Niederschläge als auch die Temperatur eine starke Abhängigkeit von der Höhenlage zeigen, zeichnet die Klimakarte gleichsam das Großrelief von Deutschland nach. Deutlich treten die Hochlagen der Alpen als kühl-feuchte Klimainsel hervor (E3 und F3). Dort geht die Zahl der thermischen Hauptvegetationsmonate bis auf drei zurück. Die Niederschläge vor allem im Alpenraum (vgl. Klimadiagramm Zugspitze), aber auch in den Hochlagen des Schwarzwaldes und des Harzes erreichen mittlere Jahressummen von über 1600 Millimetern, ansonsten liegen die Jahresniederschläge in den deutschen Mittelgebirgen etwas niedriger bei über 1000 mm, lokal auch über 1200 mm (vgl. Klimadiagramm Kahler Asten). Die Hochlagen der Mittelgebirge sind überwiegend als D4 bis D5 bzw. E4 bis E5 einzuordnen (ebenfalls kühl-feucht). Da die Bodenreibung mit zunehmender Höhe abnimmt, steigen die Windgeschwindigkeiten entsprechend an. Dadurch kann je Zeiteinheit mehr Luft und mehr Feuchtigkeit herantransportiert werden, was zu erhöhten Niederschlägen führt.

Neben der Höhenlage spielt aber auch der Verlauf der Gebirgszüge eine wichtige Rolle für die Niederschlagsmengen. So steigen die Niederschläge an den Westflanken der Gebirge (Luvseite) wegen der in mittleren Breiten in der Höhe vorherrschenden Westwinde deutlich an. Die den Winden abgewandten Leeseiten der Gebirge liegen hingegen im Regenschatten. Aus diesem Grund nehmen die Niederschläge in geschützten Gebirgstälern wie etwa dem Tiroler Inntal oder auch im Osten von Mittelgebirgen wie Harz oder Thüringer Wald deutlich ab.

Dem kühl-feuchten Klimacharakter des Mittelgebirgs- und Alpenraumes steht das Oberrheinische Tiefland als trocken-warme Klimaregion gegenüber (B7, lokal auch A7, vgl. Klimadiagramm Freiburg). Hier fallen im langjährigen Mittel verbreitet weniger als 800 mm Niederschlag. Die geschützte Lage im Lee von Vogesen und Pfälzer Wald spielt hierbei eine wichtige Rolle. Die über sie hinweg streichenden Westwinde sinken im Bereich des Oberrheinischen Tieflands föhnartig ab, sodass sich die Wolken auflösen. Die thermische Hauptvegetationszeit mit monatlichen Durchschnittstemperaturen von mindestens 10 °C erreicht im Oberrheinischen Tiefland mit bis zu sieben Monaten die höchsten Werte innerhalb Deutschlands.

In weiten Teilen Ostdeutschlands fallen im langjährigen Mittel nur zwischen 500 und 600 mm Jahresniederschlag (vgl. Klimadiagramm Magdeburg), wobei die Werte im Bereich der Magdeburger Börde, um Halle und im Thüringer Becken zum Teil noch niedriger liegen. In weiten Teilen Westdeutschlands liegen die Durchschnittswerte dagegen bei etwa 600 bis 1000 mm. Die thermische Hauptvegetationsperiode erreicht dabei verbreitet vier bis fünf Monate. Der Grad der thermischen Kontinentalität kommt im Vergleich der mittleren Januar- und Julitemperaturen zum Ausdruck (s. Minimum- und Maximum-Temperaturen in der Karte).

Helgoland zeigt mit einer Jahresschwankung von 13,4 °C einen für die mittleren Breiten ausgesprochen maritimen Charakter, der – etwas schwächer – auch noch im Klimadiagramm Schleswig zum Ausdruck kommt. Mit zunehmender Entfernung vom Meer nimmt die Jahresamplitude zwischen dem wärmsten und kältesten Monat zu. Östlich der Linie Rostock–Braunschweig–Kassel–Schwarzwald fallen die durchschnittlichen Januartemperaturen lokal unter den Gefrierpunkt. Berlin zeigt mit einer Jahresamplitude von 18,9 °C bereits einen kontinentalen Klimacharakter.

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Diercke

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