Deutschland - Strommix - 2020

Deutschland - Energie
978-3-14-100900-2 | Seite 69 | Abb. 2| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Der Anteil der Energieträger an der Stromerzeugung hat sich in Deutschland in den drei letzten Jahrzehnten entscheidend verändert, um dem Ziel der Reduzierung der Treibhausgasemissionen näher zu kommen.

Veränderungen im Strommix

Möglich ist dies nur, wenn Kohlekraftwerke, bislang Hauptträger der Stromerzeugung, zum Teil abgeschaltet und regenerative Energieträger weiter ausgebaut werden. Deutliche Zugewinne in diesem Sektor sind vor allem in den Bereichen Windkraft, Biomasse und Photovoltaik zu erwarten. Ein zweiter wichtiger Grund für Veränderungen im Strommix ist der Ausstieg aus der Atomenergie, der 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung eingeleitet und 2011 vom Bundestag beschlossen wurde. Er sollte bis Ende 2022 vollzogen sein, wurde aber wegen der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise bis April 2023 verlängert. 2020 wurden 23,7 Prozent des gesamten Stroms aus Kohle gewonnen, die damit noch knapp vor der Windkraft der wichtigste Energieträger war. Allerdings nimmt ihre Bedeutung stark ab: 1995 stammten noch 54,0 Prozent des Stroms bundesweit aus Braun- und Steinkohle.

Unterschiede in den Bundesländern

In fünf Bundesländern (Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Bremen, Saarland) lag der Anteil der Kohle auch 2020 noch über 40 Prozent. Noch stärkere Anteile hat die Kernenergie verloren: Wurden 1995 noch 28,7 Prozent des Bruttostroms bundesweit aus Kernenergie gewonnen, sank ihr Anteil bis 2020 auf 11,8 Prozent. Den größten Anteil am Energiemix hatte sie in Bayern, gefolgt von Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Einen rasanten Zuwachs haben die erneuerbaren Energien erlebt, deren Anteil beständig steigt. Während 1995 erst knapp 5 Prozent des gesamten Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde, waren es 2020 bereits 44,2 Prozent. Den höchsten prozentualen Anteil am Energiemix hatten die erneuerbaren Energien 2020 in den ost- und norddeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (80,6 %), Schleswig-Holstein (63,2 %), Thüringen (61,7 %), Sachsen-Anhalt (58,6 %) und Niedersachsen (57,3 %), gefolgt von Hessen (53 %), Bayern und Rheinland-Pfalz (jeweils 51,3 %) sowie Baden-Württemberg (40,6 %). Die geringsten Anteile hatten sie in Hamburg (12,6 %), im Saarland (7,4 %) und in Berlin (6 %).

In diesen Anteilen spiegeln sich ganz unterschiedliche Strukturen: Während in Nord- und Ostdeutschland vor allem die Stromerzeugung aus Windkraft überdurchschnittlich hoch ist, weisen in Süddeutschland Photovoltaik und Wasserkraft hohe Anteile auf. Ursache sind hier vor allem die unterschiedlichen natürlichen Potenziale (s. 68.1, 70.1., 70.2). Intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben jeweils hohe Anteile der Biomasse an der Stromerzeugung. Die Windkraft trug 1995 erst 0,3 Prozent zur Stromversorgung bei, doch seitdem verzeichnet sie enorme Wachstumsraten. 2020 hatte sie mit einer Erzeugung von 132,1 Mrd. kWh einen Anteil von 23,3 Prozent am deutschen Energiemix. An zweiter Stelle unter den erneuerbaren Energien rangiert die Stromerzeugung durch Photovoltaik, die erst Anfang der 2000er-Jahre aufkam und 2006 gerade einmal 0,3 Prozent zum deutschen Energiemix beisteuerte, ihren Anteil aber bis 2020 auf 8,7 Prozent steigerte. Eine ähnlich rasante Entwicklung gab es bei der Stromerzeugung aus Biomasse, die 1995 mit 0,1 Prozent noch eine vernachlässigbare Größe war. Erst Mitte der 2000er-Jahre setzte ihr sprunghaftes Wachstum ein, 2020 lag ihr Anteil bei 7,9 Prozent.

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Diercke

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