Überblick
Von Arbeitslosigkeit und Binnenwanderung sind die deutschen Bundesländer in unterschiedlichem Maße betroffen, wobei es deutlich erkennbare Muster gibt. Am stärksten ausgeprägt ist das Problem der Arbeitslosigkeit in den ostdeutschen Raumordnungsregionen, die von 2019 bis 2021 eine deutlich höhere Quote verzeichneten als im Bundesdurchschnitt. Ähnlich ungünstige Werte wie in weiten Teilen Ostdeutschlands wurden im Westen nur in den strukturschwachen Regionen an Nord- und Ostsee, in Teilen Niedersachsens, Nordrhein-Westfalens und im Saarland registriert. Ein zweites Muster, das sich daraus ergibt, betrifft die Binnenwanderung, die auch mit den Arbeits-, ebenso wie Pendelmöglichkeiten korreliert.
Arbeitslosenquoten im Vergleich
Wie stark die regionalen Disparitäten in Deutschland ausgeprägt sind, belegen die Werte von 2021. In Ostdeutschland lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote in diesem Jahr bei 7,1 Prozent und war damit deutlich höher als in Westdeutschland (5,4 %). Die größte Differenz zwischen den Bundesländern gab es zwischen Bayern (3,5 %) und Bremen (10,7 %). Den schlechtesten Wert unter den westdeutschen Flächenstaaten erreichte Nordrhein-Westfalen mit einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent. Nach Bayern waren Baden-Württemberg (3,9 %), Rheinland-Pfalz (5,0 %) und Hessen (5,2 %) am geringsten von Arbeitslosigkeit betroffen.
Bei der Bewertung dieser Zahlen sind zwei Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen gibt es erhebliche regionale Unterschiede nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der Länder. Überdies belegen die statistischen Daten, dass sich einige ostdeutsche Großstädte und ihr jeweiliges Umland positiv von der problematischen Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschland abheben.
Motive für Binnenwanderungen
Besonders häufige Motive für den Wechsel des Wohnortes sind Ausbildung und Beruf. Wanderungsbestimmend ist auch die wirtschaftsstrukturelle Stärke oder Schwäche einer Region. So weisen strukturschwache Regionen meist hohe Wanderungsverluste auf, was eine negative selektive Wirkung auf die betroffenen Regionen insofern hat, als gerade junge, qualifizierte und einkommensstarke Personengruppen überdurchschnittlich stark an diesen Wanderungen beteiligt sind. Im Gegensatz dazu ziehen wirtschafts- und wachstumsstarke Regionen mit geringer Arbeitslosigkeit besonders viele Binnenwanderer an.
Ein wichtiger Aspekt ist die Distanz von Binnenwanderungen. Um vorhandene soziale Netzwerke zu erhalten, werden kleinräumige Binnenwanderungen oft bevorzugt (Beispiele: Bayern und Baden-Württemberg, Hamburg und Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg). Entsprechend verringern sich mit zunehmender Entfernung oft auch die Wanderungsverflechtungen zwischen den Bundesländern; dies gilt aber nicht generell.
Ein weiteres Wanderungsmotiv ergibt sich aus dem Trend zur Suburbanisierung. Die Verlegung des Wohnorts aus der Stadt in deren Umland äußert sich zum Beispiel in starken Binnenwanderungsgewinnen Brandenburgs. Die höchste Zuwanderung aller Landkreise Deutschlands verzeichnete Barnim, im Speckgürtel der Metropole Berlin. Dank der guten Verkehrsanbindung ist der Landkreis für Pendler mit Arbeitsort Berlin besonders attraktiv.
Regionale Strukturen
Für die einzelnen Regionen ist bei den Binnenwanderungen vor allem der Saldo aus den Zu- und Fortzügen bedeutsam. Hat eine Region Binnenwanderungsgewinne, dann realisiert sie einen Überschuss an Zuzügen. Ein solcher Trend zeigte sich 2020 beispielsweise für das Umland größerer Städte wie insbesondere Berlin und Hamburg, ebenso wie für viele Kreise an der norddeutschen Küste. Die Großstädte selbst hatten dagegen in der Regel ein ausgeglichenes, wenn nicht negatives Binnenwanderungssaldo. Viele strukturschwache Regionen in Ostdeutschland und Nordrhein-Westfalen realisierten dagegen erhebliche Binnenwanderungsverluste.