Deutschland - Besiedlung im Nachtbild
Überblick
Eine mitteleuropäische Stadt mit 30 000 Einwohnern bildet nachts eine Lichtglocke, die den Himmel im Umkreis von bis zu 25 Kilometern aufhellt. Weitere nächtliche Lichtquellen sind zum Beispiel Industrieanlagen, Verkehrswege und die Rohstoffförderung. Sie strahlen Licht nach oben ab oder reflektieren es. Dies ist aus dem Weltall sichtbar und wird hier im Satellitenbild gezeigt.
Neben ihrem gewünschten Effekt hat die nächtliche Beleuchtung auch negative Wirkungen auf die Umwelt. Man spricht von "Lichtverschmutzung", da das natürliche nächtliche Licht zunehmend durch künstliches Licht überlagert wird. Dies hat zum Beispiel Auswirkungen auf zahlreiche nachtaktive Lebewesen. Das Phänomen der Lichtverschmutzung hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.
Die nächtliche Beleuchtung macht auf eindrucksvolle Weise Siedlungs- und Verkehrsstrukturen deutlich und ist ein Spiegelbild der Bevölkerungsverteilung und der wirtschaftlichen Aktivitäten. Besonders stark, vielerorts sogar flächig beleuchtet ist ein Band, das mit wenigen Unterbrechungen von den Beneluxstaaten über die Rheinachse (einschließlich des Verdichtungsraums Rhein-Neckar und Stuttgart) bis in die Nordostschweiz (mit Basel und Zürich) reicht. Es ist Teil des wirtschaftlichen Kernraums der EU, in Raummodellen auch "Blaue Banane" genannt. Räume wie das Rhein-Ruhr-Gebiet, das Rhein-Main-Gebiet und das Rhein-Neckar-Gebiet haben polyzentrischen Charakter; sie sind vielerorts zu einer zusammenhängenden Stadtlandschaft verwachsen. Weitere nahezu flächig beleuchtete Räume sind zum Beispiel Hannover - Braunschweig - Wolfsburg, Halle - Leipzig und das Vierländereck Saarland - Luxemburg - Ostbelgien - Lothringen (Frankreich).
Berlin, München und Hamburg sind dagegen typische Beispiele für Einkernballungen, große monozentrische Verdichtungsräume. Sie zeigen Siedlungsachsen, die sternförmig um das Zentrum angeordnet sind. Darin liegen kleine und mittelgroße Städte, Wirtschaftsstandorte und Verkehrswege.
Linienartig heben sich zum Beispiel die großen Gebirgstäler in den Alpen ab, aber auch Teile der Küsten (etwa in Vorpommern).
Vergleichsweise dünn besiedelte Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Nordostbrandenburg und die Hochlagen der Mittelgebirge bleiben großflächig dunkel.
Einen Sonderfall bilden die Lichtpunkte in der Nordsee, die verschiedene Ursachen haben können, zum Beispiel Inseln wie Helgoland und Förderplattformen der Erdgas- und Erdölförderung.