Süd-, Ost-, und Südostasien - Bevölkerungsschwerpunkte Asiens
Überblick
Asien beherbergt mit knapp 4,4 Mrd. Einwohnern so viele Menschen wie kein anderer Kontinent. Gleich sieben asiatische Länder - China, Indien, Bangladesch, Indonesien, Russland, Pakistan und Japan - gehören zu den zehn bevölkerungsreichsten Staaten der Erde mit jeweils deutlich mehr als 100 Mio. Einwohnern. Eine besonders starke Bevölkerungskonzentration gibt es in dem breiten Streifen, der sich vom indischen Subkontinent über Südostasien, China und Korea bis Japan erstreckt (unterbrochen nur von den Hochgebirgsketten im Osten Chinas). Hier liegen die beiden bevölkerungsreichsten Staaten der Erde - die Volksrepublik China mit 1,37 Mrd. Einwohnern und Indien mit 1,32 Mrd. Einwohnern -, in denen zusammen rund ein Drittel der Erdbevölkerung lebt.
Siedlungszentren und Ungunstgebiete
In einem deutlichen Kontrast zu dem süd- und südostasiatischen Dichtegürtel stehen Regionen, in denen die naturräumlichen Bedingungen, insbesondere klimatische Ungunst und periphere Lage, eine dichte Besiedlung verhindert haben. Zu diesen Gebieten zählt neben dem spärlich besiedelten Nordasien auch das klimatisch benachteiligte und äußerst dünn besiedelte Zentralasien mit seinen Steppen, Wüsten und Gebirgen, in denen die Böden für die landwirtschaftliche Nutzung zu trocken oder felsig sind. In diesen Gebieten gibt es allenfalls eine punktuelle oder inselhafte Besiedlung, zumeist in der Nähe bedeutender Bodenschätze, entlang großer Verkehrslinien (zum Beispiel Transsibirische Eisenbahn, Baikal-Amur-Magistrale), in vereinzelten Oasen oder regional begrenzten Beckenlandschaften.
Das ehemals vollständig mit tropischen Regenwäldern bedeckte Landesinnere des kontinentalen Südostasiens (wie das Mekong-Gebiet) und der großen Inseln (wie Sumatra, Borneo) wird zunehmend erschlossen und besiedelt. In diesen Gebieten steigt die Bevölkerungsdichte. Innerhalb Südostasiens tritt der agrarische Gunstraum Java mit den höchsten Bevölkerungsdichten hervor; besonders augenfällig ist hier der Unterschied zu den anderen Inseln Indonesiens.
Auffällig in Süd- und Ostasien ist die Konzentration großer Metropolen. Im Ranking der größten Agglomerationen der Welt werden viele der vorderen Plätze von Metropolregionen in Asien belegt. Auf dem ersten Platz steht Tokio, gefolgt von Megacities wie Delhi, Shanghai, Mumbai, Dhaka, Jakarta, Seoul, Kalkutta, Manila und anderen. Im Perflussdelta rund um Guangzhou und Hongkong wächst gerade ein neuer städtischer Ballungsraum heran, der mit seinen bald 60 Mio. Bewohnern Tokio den ersten Rang als größter städtischer Agglomeration der Welt streitig machen könnte.
Wie ein Vergleich mit den Einwohnerzahlen von 1970 belegt, haben alle genannten Städte - und noch viele andere in der Region - ihre Einwohnerzahlen in wenigen Jahrzehnten um ein Vielfaches gesteigert. Der wichtigste Grund dieser Entwicklung ist das für viele Entwicklungs- und auch Schwellenländer charakteristische Stadt-Land-Gefälle, das den Verstädterungsprozess in diesem Teil Asiens stark beschleunigt hat. In China beispielsweise lebten 1980 weniger als 30 Prozent der Bevölkerung in Städten, heute sind es bereits deutlich über 50 Prozent.
Wachstumsprognosen und Entwicklungsprobleme
Da Süd- und Südostasien zu den Wachstumskernen der Weltwirtschaft gehören, wird sich der Trend zur Verstädterung fortsetzen. China, in den 1980er-Jahren ein noch unterentwickeltes Land, heute zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde (nach den USA), hat durch die Ein-Kind-Politik ab 1979 sein explosionsartiges Bevölkerungswachstum gebremst. In wenigen Jahren wird das Land nach UN-Schätzungen seinen Status als bevölkerungsreichster Staat der Erde an Indien verlieren. Gegenwärtig verändert sich die Altersstruktur Chinas stark. Das Land steht vor großen demographischen und sozialen Herausforderungen: Trotz der Abkehr von der Ein-Kind-Politik sinkt die Zahl der jungen Leute, die der alten Menschen steigt dagegen; ab dem Jahr 2040 könnte Chinas Bevölkerung sogar zurückgehen. Zwischen den Geschlechtern besteht ein gravierendes Missverhältnis. So kamen zum Beispiel 2011 auf 100 Geburten eines Mädchens 118 Geburten eines Jungen, da die Geburt eines Jungen als sozial erstrebenswerter gilt und es nicht selten zu gezielten Abtreibungen kommt. Wirtschaftlich bedeutsam ist, dass die Ausgaben für Renten in Zukunft stark steigen, die Zahl der Arbeitskräfte aber zurückgehen wird.
Indien hat ein nicht ganz so beachtliches ökonomisches Wachstum wie China erlebt, zählt aber dennoch zu den am stärksten expandierenden Volkswirtschaften der Erde. Das Land verzeichnet mit seiner sehr jungen Bevölkerung den derzeit höchsten Bevölkerungszuwachs weltweit. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren kaum abschwächen. Ursache dafür ist nicht die hohe Geburtenrate - die mit 20 Geburten pro 1000 Einwohner im Weltdurchschnitt liegt -, sondern eine deutlich gestiegene Lebenserwartung und eine sehr junge Bevölkerung, also eine große potenzielle Elterngeneration.
Die Binnenwanderung von der Provinz in die städtischen Ballungszentren führt, da sie meist unkontrolliert verläuft, zu gravierenden sozialen Problemen. Viele Millionen Menschen leben in diesem Teil Asiens in wilden Slums ohne hygienische Standards, medizinische Versorgung, Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. In China gibt es inzwischen über 270 Mio. Wanderarbeiter, die mehr als ein Drittel aller Erwerbstätigen stellen. In vielen Staaten Süd- und Südostasiens leidet ein erheblicher Anteil der Bevölkerung noch immer unter absoluter Armut (weniger als 1 US-Dollar pro Tag) und chronischer Unterernährung.