Überblick
Der Kartenausschnitt zeigt einen ca. 120 km² großen Ausschnitt des Grenzgebiets von Polen und Belarus, ca. 65 km südöstlich der polnischen Großstadt Białystok und ca. 200 km entfernt von Warschau. Dort findet sich mit dem Białowieża-Urwald ein einmaliger europäischer Naturraum. Er war über Jahrhunderte Jagdgebiet der polnischen Könige und russischen Zaren und ist heute der letzte Flachland-Urwald des Kontinents. Er wird in beiden Staaten als Nationalpark geschützt und durch die EU- und Schengen-Außengrenze geteilt. Diese wurde seit 2021 mit Zäunen und Stacheldraht erheblich befestigt, um Flüchtlingsströme zu unterbinden, die von Belarus gelenkt und als gezieltes politisches Druckmittel eingesetzt wurden. Der Naturschutz wurde dabei dem Bau des Grenzzauns untergeordnet. Die Grenze beschränkt seitdem die Mobilität von Menschen, aber auch von Tieren.Nationalparke
Der Nationalpark ist de jure zweigeteilt. Der polnische Nationalpark wurde bereits im Jahr 1932 geschaffen. Er gehört seit 1979 zum UNESCO-Welterbe. Der Nationalpark in Belarus wurde im Jahr 1991 auf der Basis von Nationalpark-Strukturen der früheren Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik endgültig eingerichtet. 1992 wurde auch er UNESCO-Welterbe. Er schützt eine Landschaft, die von dichten Laub- und Mischwäldern und einer großen Artenvielfalt geprägt ist. Im inneren Bereich der Nationalparke ist der Zugang beschränkt. Dort sind die Bäume durchschnittlich 130 Jahre alt. Manche sollen sogar ein Alter von 500 Jahren haben. Vom Ersten Weltkrieg bis in die 1930-Jahre wurde aber auch ein Viertel des Waldes abgeholzt.
Im Białowieża-Urwald leben zwar auch Elche, Wölfe und Luchse, das prominenteste Wildtier ist aber das Wisent. Dieses größte und schwerste europäische Landsäugetier war aber auch dort vor 100 Jahren ausgestorben°– es gab in Europa in den 1920er-Jahren nur noch wenige Tiere, die in Gefangenschaft lebten. Mit einem Wisentpaar aus Deutschland und Schweden begann bei Białowieża zunächst ein Zuchtbetrieb, von dem aus ab 1956 wieder Wisente in die freie Wildbahn entlassen wurden. Gegenwärtig leben dort wieder mehr als 500 Tiere.