Überblick
Die Klimadiagramme von Heidelberg, Stuttgart, Stötten, Freiburg, Feldberg und Weingarten zeigen den Jahresgang von Temperatur und Niederschlag für die aktuelle 30-jährige Klimamessperiode von 1991 bis 2020. Zum Vergleich und zur räumlichen Einordnung sind die sechs Stationen auf den nebenstehenden Karten zu den Januar- und Juli-Durchschnittstemperaturen (s. 17.2 und 17.3) sowie den jahresniederschlagssummen (s. 17.5) markiert. Zum Aufbau und Lesen von Klimadiagrammen vergleiche auch Abbildung 28.7.
Die Klimastationen im Vergleich
An fünf Stationen werden im Jahresverlauf die niedrigsten Temperaturen im Januar und die höchsten Temperaturen im Juli/August erzielt, nur auf dem Feldberg fällt die niedrigste Temperatur in den Februar. Die höchsten Januar- und Juliwerte zeigen Heidelberg und Freiburg (Januar: jeweils rund 3 °C; Juli: rund 21 °C), die niedrigsten Werte werden auf dem Feldberg gemessen (Februar: -2,8 °C; August: 12,3 °C – für die Klimamessperiode 1961-1990 lagen diese Werte noch bei -3,4 bzw. 10,9 °C). Auch auf das Jahr bezogen sind diese Orte die wärmsten: 11,5 °C Jahresdurchschnittstemperatur 1991-2020 in Freiburg, dahinter Heidelberg gefolgt von Stuttgart mit 11,0 °C bzw. 10,8 °C. Der Feldberg ist hingegen mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 4,3 °C mit Abstand der der kälteste Ort in Baden-Württemberg.
Hinsichtlich der Niederschlagswerte verhält es sich umgekehrt: Hier werden die höchsten Jahressummen in den kalten Hochlagen erzielt – 1602 mm auf dem Feldberg und 1048 mm in Stötten – die geringsten hingegen in den warmen Becken- und Tieflandstationen Stuttgart (652 mm) und Heidelberg (697 mm). Die zeitliche Verteilung der Niederschläge zeigt an allen sechs Stationen ein sommerliches Maximum und auf dem Feldberg eine relative Gleichverteilung im Jahr mit Ausnahme der Wintermonate Januar bis März.
Heidelberg
Heidelberg befindet sich in einer der wärmsten Regionen Deutschlands, der Oberrheinischen Tiefebene. Die Stadt liegt darin geschützt am Austritt des Neckar aus seinem Odenwald-Durchbruchstal. Begünstigt wird das milde Klima durch das sanfte Abfallen der Tiefebene nach Norden und eine dadurch geringere Höhenlage als etwa das sonnenreiche Oberrheintal im Südwesten Baden-Württembergs (siehe Freiburg). Im Sommer sind Temperaturen über 30 °C keine Seltenheit (s. Hitzetage in Karte 17.3) und im Winter bleiben oft selbst die tiefsten Temperaturen im einstelligen Minusbereich. Im Jahr 2011 galt Heidelberg mit einer Durchschnittstemperatur von 12,2 °C sogar als wärmster Ort Deutschlands.
Stuttgart
Stuttgart liegt in einem breiten Talkessel („Stuttgarter Kessel“), der vom Neckar sowie dem ihm nordostwärts zufließenden Nesenbach und seinen Nebenbächen gebildet wurde. Der Schwarzwald im Westen, die Schwäbische Alb im Süden und Schurwald und die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge im Osten schatten die Region von starken Winden ebenso ab wie von hohen Niederschlägen. Aufgrund der geschützten Lage und der dichten Bebauung herrscht ein vergleichsweise warmes und teilweise schwüles Klima. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt in Stuttgart 10,8 °C – während der alten Klimamessperiode 1961-1990 waren es noch 9,5 °C. Durch die Lage im Talkessel bleibt die Innenstadt im Winter meist schnee- und eisfrei. Immer wieder treten Inversionswetterlagen auf. Die Leelage zum Nordschwarzwald bewirkt zudem, dass Stuttgart mit einem Jahresniederschlag von 652 mm zu den niederschlagsarmen Regionen Deutschlands zählt. Allerdings weisen die Monate Mai bis August ein konstantes und deutliches Niederschlagsmaximum auf, ähnlich wie in Weingarten.
Stötten
Stötten ist ein Stadtteil von Geislingen an der Steige, gelegen auf einer Randhöhe der Schwäbischen Alb (s. 12.1, Gradnetzfeld F 3). Die Klimastation befindet sich auf einer flachen Kuppe in 739 Metern Höhe und liefert wichtige Messdaten für die mittlere Schwäbische Alb. Bedingt durch die Höhenlage fallen die Temperaturen vergleichsweise niedriger und die Niederschläge durchschnittlich höher aus als in den tieferen Lagen.
Freiburg
Die am südöstlichen Rand des Oberrheingrabens gelegene Stadt Freiburg ist – ebenso wie Heidelberg – eine der wärmsten deutschen Großstädte. Freiburg zählt sogar offiziell zu den Orten mit der höchsten Temperatur, die jemals in Deutschland gemessen wurde (40,2 °C im August 2003, ebenso in Karlsruhe) und hält damit natürlich auch den Landesrekord – gemeinsam mit Karlsruhe, wie aus der kleinen Baden-Württemberg-Karte zu den Klimarekorden hervorgeht.
Feldberg (Schwarzwald)
Aufgrund der Höhenlage werden auf dem Feldberg die mit Abstand tiefsten Temperaturen und höchsten Niederschlagssummen aller sechs Wetterstationen erreicht. Die hohen Niederschläge sind insbesondere auf die höheren Windgeschwindigkeiten und eine dadurch größere Feuchtezufuhr sowie auf Luv-Effekte an der Westflanke des Schwarzwaldes zurückzuführen. Ein großer Teil des Jahresniederschlags fällt als Schnee, selbst wenn sich die Zahl der Schneetage (s. 17.5) von 183, und damit annähernd der Hälfte des Jahres, während der Klimamessperiode 1961-1990 auf 154 Schneetage während der Klimamessperiode 1991-2020 reduzierte.
Weingarten
Weingarten liegt im Süden Oberschwabens und erstreckt sich im Talbecken der Schussen, das sich zum Bodensee hin weitet. Durch diese Lage hat der Bodensee eine ausgleichende Wirkung auf das Ortsklima. So sind die Temperaturen im Januar durchschnittlich höher als in weiten Teilen Oberschwabens. Die Niederschläge hingegen ziehen im Lee der Allgäuer Alpen bereits markant an und weisen in den Monaten Mai bis August ein konstantes und deutliches Niederschlagsmaximum auf, ähnlich wie in Stuttgart.
Temperatur- und Niederschlagsrekorde in Baden-Württemberg
Die kleine Baden-Württemberg-Karte zeigt die bisher erreichten Temperaturrekorde im Land sowie nochmals die Lage der sechs Klimastationen und ihren Diagrammen. Bei der Temperatur stellt sich eine Spannweite von über 70 °C zwischen der niedrigsten, 1985 gemessenen und der höchsten, 2003 gemessenen Temperatur ein. Bei den Niederschlägen handelt es sich fast um einen sechseinhalbfachen Unterschied zwischen der geringsten jemals gemessenen Jahresniederschlagssumme (1991) und der höchsten (2001).