Überblick
Der Nil hat eine Länge von 6671 km und ist damit der längste Fluss der Erde. Er entspringt in den Hochebenen Zentralafrikas, in der Nähe der Stadt Kampala in Uganda. Auf seinem langen Weg zu seiner Mündung in das Mittelmeer durchquert der Nil fünf verschiedene Klimazonen.
Der Nil und der feuchte Süden
Den Anfang machen die Tropen mit ganzjährig hohen Temperaturen und hohen Niederschlägen. In der Stadt Kampala (1134 m ü. M.), in der Nähe der Nilquelle, fallen allein 1570 mm Niederschlag im Jahresmittel bei einer durchschnittlichen Temperatur von 21,5 °C.
Im Anschluss an die Tropen durchfließt der Nil das Äthiopische Hochland mit seinen Savannen. In der Nähe liegt die Stadt Bahir Dar (1840 m ü. M.). In Bahir Dar wurden durchschnittlich 1335 mm Niederschlag pro Jahr gemessen. Auch die durchschnittlichen Temperaturen sind mit 18 °C zwar etwas geringer als in der tropischen Klimazone, jedoch noch verhältnismäßig hoch.
Der Nil und der trockene Norden
Weiter nördlich erreicht der Nil die Stadt Khartum im Sudan (380 m ü. M.). Ab hier und im gesamten Ägypten ist der Nil ein Fremdlingsfluss, das heißt, er durchfließt dieses Gebiet der Wüsten und Halbwüsten ohne nennenswerte Zuflüsse. Dabei verliert er durch permanente Verdunstung und Versickerung sehr große Mengen an Wasser.
In Khartum fallen pro Jahr durchschnittlich nur 162 mm Niederschlag bei einer hohen Jahresmitteltemperatur von 29,9 °C. Weiter nördlich in Assuan, im zentralen Wüstengebiet von Ägypten, sind es sogar 0 mm bei durchschnittlichen 25,9 °C pro Jahr.
Im Bereich des Nildeltas liegt die ägyptische Hauptstadt Kairo. Das Nildelta markiert das Mündungsgebiet des Nil. Gleichzeitig ist dieser nördliche Abschnitt des Nil durch zahlreiche Bewässerungsprojekte geprägt. Die jährliche Niederschlagssumme beträgt in Kairo nur 26 mm bei einer Jahresmitteltemperatur von 21,4 °C.
Folgen des Assuanstaudamms
Der Bau des Assuanstaudamms im Jahr 1960 führte südlich der Staumauer zur Bildung des Nassersees. Mit einer Länge von 550 km und einer Breite von bis zu 10 Kilometern ist er etwa doppelt so groß wie das Saarland.
Der Nassersee sollte
– in der Niloase zwischen Assuan und dem Delta Dauerbewässerung ermöglichen, um die Anbauperiode auf das gesamte Jahr auszudehnen (mehrere Ernten) und das Bewässerungsland insgesamt auszuweiten
– mit seinem Kraftwerk ganzjährig Strom erzeugen
– die Schifffahrt auf dem Nil verbessern
– die Anlage von Wasserreserven für die Überbrückung von regelmäßig auftretenden Trockenjahren ermöglichen
– den Hochwasserschutz für die Siedlungsgebiete flussabwärts verbessern (das Abflussdiagramm von Kairo zeigt das ausgeglichene Abflussverhalten des Nil im Jahresverlauf).
Um diese Ziele zu erreichen, wurden nicht nur hohe Investitionen getätigt, sondern auch Risiken und Nachteile in Kauf genommen. Dazu zählt zum Beispiel, dass für die Bauern flussabwärts des Staudamms seit Beginn der 1970er-Jahre kein fruchtbarer Nilschlamm mehr zu Verfügung steht, der bis dahin im Zuge der jährlichen Überschwemmungen ihr Land auf natürliche Weise gedüngt hatte. Sie sind daher gezwungen, stattdessen Kunstdünger einzusetzen.