Wirtschaftsstruktur und Entwicklung
Die Industrie- und Bergbaustandorte in Sachsen-Anhalt zählten zu den bedeutendsten in der DDR. Heute ist nur noch der Braunkohlentagebaue Profen (nördlich von Zeitz) in Betrieb. Kali- und Steinsalz werden bei Zielitz und Bernburg gefördert. Den weitaus größten Teil der Wertschöpfung leistet heute der Dienstleistungssektor. Die Universitäten von Halle und Magdeburg sowie die Fachhochschule Anhalt in Bernburg und Dessau treiben das Projekt einer Bioregion Sachsen-Anhalt voran. Wichtigster Industriezweig ist jedoch nach wie vor die chemische Industrie mit den Hauptstandorten Leuna (Raffinerie), Schkopau und Bitterfeld (s. u.). Seit dem Niedergang der meisten industriellen Großbetriebe kämpft die Region mit ungünstigen strukturellen Rahmenbedingungen. Deshalb liegt die Arbeitslosigkeit auch über dem Bundesdurchschnitt (November 2018: Sachsen-Anhalt 7,0 %, Ostdeutschland 6,3 %, Deutschland 4,8 %). Wanderungs- und Pendlerraten sind allgemein sehr hoch, besonders im wenig industrialisierten ländlichen Raum.
Das mitteldeutsche Chemiedreieck
Unter diesem Begriff versteht man den industriellen Ballungsraum um Halle, Bitterfeld und Merseburg, der mit Leipzig und Schkeuditz auch auf sächsisches Gebiet übergreift. Der Name stammt aus DDR-Zeiten, als man für die Region mit dem Slogan „Chemie bringt Brot, Wohlstand und Schönheit“ warb. Die Kehrseite der Medaille wurde verschwiegen: Das Chemiedreieck gehörte zu den am höchsten belasteten Regionen in der DDR. Dazu kam die Luftverschmutzung durch die Braunkohleverbrennung. Nach der Wende wurden die Umweltschäden weitgehend beseitigt. Seinen Namen trägt das Chemiedreieck aber immer noch zu Recht. Die Säulen der chemischen bzw. petrochemischen Industrie sind die chemischen Werke in Piesteritz (Stickstoffprodukte), Bitterfeld-Wolfen (Chlorchemie, pharmazeutische Produkte), Zeitz (Bioethanol), Schwarzheide (Kunststoffe, Lacke, Pflanzenschutzmittel), Schkopau (Polymere, Braunkohlekraftwerk), Böhlen (petrochemische Industrie, Braunkohlekraftwerk) und vor allem Leuna (Raffinerie, Basis-Chemikalien, Kunststoffe), die alle durch Pipelines vernetzt sind.
Verkehr
Das Verkehrsnetz ist vor allem im Süden von Sachsen-Anhalt gut ausgebaut. Die wichtigsten Verkehrsknoten sind Magdeburg (mit Wasserstraßenkreuz) und Halle. Seit der deutschen Wiedervereinigung wurde das Verkehrsnetz umfangreich aus- und neu gebaut.
Sachsen-Anhalt ist durch vier Autobahnen in das nationale und internationale Verkehrsnetz eingebunden. Alle Autobahnen wurden im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit aus- oder neu gebaut: Die A 2 verbindet das Ruhrgebiet über Hannover mit Berlin. Die A 9 schneidet den Südosten des Landes und verbindet Berlin mit München. Die A 14 verläuft von Dresden über Leipzig/Halle nach Magdeburg, eine Verlängerung bis nach Schwerin über Stendal ist geplant. Die Südharzautobahn A 38 wurde komplett neugebaut und verbindet Göttingen mit Leipzig. Zwischen 1995 und 2010 hat sich die Gesamtlänge der Bundesautobahnen in Sachsen-Anhalt von 199 auf 407 Kilometer erhöht.
Mehrere wichtige Eisenbahnverbindungen kreuzen das Bundesland, die teilweise ebenfalls im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit aus- oder neu gebaut wurden. Hierzu zählen beispielsweise die Strecken Hannover–Berlin, Helmstedt–Magdeburg–Berlin sowie die 2015 in Betrieb genommene Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg–Erfurt–Halle/Leipzig–Berlin. Durch den Mittellandkanal und den Elbe-Havel-Kanal ist das Bundesland über die Elbe mit Berlin und dem Ruhrgebiet verbunden. Der Flughafen Leipzig-Halle ist seit 2008 ein internationales Luftdrehkreuz der Post-Frachttochter DHL und liegt mit seinem Frachtvolumen deutschlandweit hinter Frankfurt am Main an zweiter Stelle. Ein weiterer Ausbau ist geplant. Gemessen an der Passagierzahl rangiert der Flughafen auf Platz 13.