Mekongdelta (Vietnam) - Vulnerable Intensivlandwirtschaft

Japan, Vietnam, Singapur - Vulnerabilität und Resilienz
978-3-14-100900-2 | Seite 203 | Abb. 3| Maßstab 1 : 1000000

Überblick

Kurz vor seiner Einmündung ins Meer, teilt sich der Mekong in ein weitläufiges Netz aus Flüssen und Kanälen. Omnipräsent ist in diesem Bereich der Reisanbau – Vietnam zählt zu den größten Reisexporteuren der Welt. Doch schafft dies auch problematische Abhängigkeiten: Im Zuge des Klimawandels steigt der Meeresspiegel. Und Salzwasser vertragen die Reispflanzen nicht.

Merkmale des Mekongdeltas

Das Mekongdelta liegt im Südwesten von Vietnam. An der Mündung des Mekongs in das Südchinesische Meer entstand es durch Sedimentation anstelle einer Meeresbucht. Das Delta umschließt eine Fläche von ungefähr 39 000 Quadratkilometern, wobei die Größe des überschwemmten Gebiets saisonal stark variieren kann. Mit rund 20 Millionen Menschen ist das Gebiet dicht besiedelt. Die Menschen vor Ort leben im und mit dem Wasser: In den traditionellen Kanaldörfern hat fast jede Hütte einen Zugang zum Fluss oder steht darin auf Stelzen.

Die fruchtbaren Schwemmlandböden ermöglichen eine intensive landwirtschaftliche Nutzung – im Mekongdelta werden mehr als die Hälfte der nationalen Reisproduktion erwirtschaftet und damit wird die Ernährung von rund 145 Millionen Menschen gesichert. Die meisten Bäuerinnen und Bauern ernten bis zu drei Mal im Jahr. Das sichert ihr Einkommen, mit einer guten Ernte verdienen sie umgerechnet mehr als 600 Euro. Weitere Einkommensquellen stellt der Anbau von tropischen Früchten, Gemüse, Zuckerrohr und Kokosnüssen dar.

Ergänzt wird die landwirtschaftliche Nutzung vielerorts durch die Fischerei und die Zucht von Fischen und Garnelen in sogenannten Fischponds. Auch der sekundäre Sektor ist von großer Bedeutung, das Mekongdelta ist die drittgrößte Industrieregion Vietnams.

Probleme durch den Klimawandel

Die Menschen im Mekongdelta haben gelernt, mit jährlichen Überschwemmungen zu leben, zumal diese für die Fruchtbarkeit der Böden sorgen und die intensive Landwirtschaft erst ermöglichen. Jahreszeitlich bedingt, besonders in den Monaten von Juli bis November, treffen Taifune auf das vietnamesische Festland. Teilweise kurzfristig errichtete Dämme sollen die entsprechenden Küstenbereiche sichern.

Doch macht sich der Klimawandel in Vietnam schon heute stark bemerkbar: In den vergangenen 50 Jahren ist der Meeresspiegel um rund 20 Zentimeter angestiegen. Das hat fatale Folgen für das flache Mekongdelta – manche Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2100 etwa 38 Prozent seiner Fläche dauerhaft überflutet sein könnten. Zudem führt der zunehmende Eintrag von Salzwasser zu einer Versalzung des Bodens. Dies hat für die Landwirtschaft gravierende Folgen, besonders Reispflanzen reagieren empfindlich auf diese Veränderung.

Auch Extremwetterereignisse haben in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen, sodass die Küstenregionen und Mangrovenwälder, die normalerweise das Hinterland schützen, stark bedroht sind. Starkregenfälle und die daraus resultierenden Überschwemmungen können die lokale Infrastruktur beschädigen oder zerstören. Aber auch Dürren sind eine mögliche Folge der Erderwärmung für Vietnam und könnten gravierende Folgen für das Ökosystem des Deltas mit sich bringen.

Regierung setzt auf Kohle

In ihrer Gesamtheit bedrohen diese Aspekte ernsthaft die Zukunft des Mekongdeltas, denn ohne die Landwirtschaft ist die Ernährungsgrundlage von Millionen Menschen nicht gesichert. Auch die Wirtschaftskraft des Landes wird geschmälert, da die Industrieanlagen durch den Anstieg des Meeresspiegels ebenso betroffen sind. Hinzu kommt, dass viele Menschen ihr Zuhause verlieren, da ihre Häuser direkt am Wasser gebaut sind.

Dennoch setzt die vietnamesische Regierung für die Zukunft auf Kohle, um dem rasanten Wirtschaftswachstum gerecht zu werden. In einem Zeitraum von zehn Jahren soll sich die landesweite Stromproduktion des Schwellenlandes verdoppeln – und gut zwei Drittel der Energie dafür soll aus neuen Kohlekraftwerken oder Erdöl stammen.

Viele Internationale Fördergelder beruhen daher auf einer Zusage der vietnamesischen Regierung, sich um ihre Klimapolitik zu kümmern. Es gibt bereits Pläne, beispielsweise den Ausbau von erneuerbaren Energien / öffentlichen Verkehrsmitteln und die Aufforstung, Mülltrennung und nicht zuletzt Katastrophenprävention für die bedrohte Bevölkerung voranzutreiben. Vietnams Staatsform als eine Sozialistische Republik begünstig derlei schnelle Planungen. Allerdings ist eine Kontrolle der Umsetzung umso schwieriger, da die Presse und Zivilgesellschaft oft nur eingeschränkt agieren können.

So sind beispielsweise Umweltproteste kaum möglich, obwohl die vietnamesische Bevölkerung so maßgeblich von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Als ein Stahlwerk der taiwanesischen Formosa Plastics Group 2016 Giftschlamm ins Meer leitete und damit Hunderte Tonnen Fisch tötete, schlugen die Behörden die Demonstrationen brutal nieder. Amnesty International sprach von „unnötiger und exzessiver Gewalt“, um „friedliche Zusammenkünfte und Proteste aufzulösen und zu verhindern“. Teilweise wurden die Umweltaktivisten zu langen Haftstrafen verurteilt.

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Diercke

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