Überblick
Aufgrund des Klimawandels hat sich die globale Mitteltemperatur in den letzten eineinhalb Jahrhunderten um mehr als 1 °C erhöht und Prognosen für die Zukunft sagen voraus, dass die Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts weltweit mit großer Wahrscheinlichkeit weiter steigen. Entscheidend für Grad und Richtung der Klimaprognosen ist, welche Annahmen den Klimamodellierungen zugrunde gelegt werden. IPCC-Prognosen zu möglichen zukünftigen Temperaturveränderungen beruhen auf unterschiedlichen Szenarien zur Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen, die wiederum von sozio-ökonomischen und politischen Faktoren abhängen und unterschiedliche zusätzliche Strahlungsantriebe generieren. Eine Umkehr der Erwärmung ist nur unter sehr günstigen Annahmen (sofortiger Verzicht auf fossile Energieträger) möglich, wahrscheinlicher sind Prognosen, die mit einer weiteren Erwärmung rechnen, allerdings auf unterschiedlichem Niveau rechnen. Die Karten zeigen die Temperaturerhöhung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts unter der Annahme einer moderaten Erwärmung (mittlere Prognose) und einer starken Erwärmung (hohe Prognose, „bussiness as usual“). In beiden Prognosen wird der globale Temperaturanstieg aufgrund der langen Verweildauer und Klimawirksamkeit insbesondere von CO2 bis zum Ende des 21. Jahrhunderts anhalten.
Tendenzen der globalen Erwärmung
Die Karte zeigt, dass die verschiedenen Regionen und Klimazonen unterschiedlich stark von der Erwärmung betroffen sein werden. Für diese Unterschiede sind global sehr ungleiche Verhältnisse im Strahlungszufluss, in der Land-Meerverteilung, in der topographischen Gliederung und in der Oberflächenbedeckung sowie in lokal (z. B. Sulfat-Aerosole) bis global (z. B. CO2) wirksamen anthropogenen Antriebskräften verantwortlich. Hinzu kommen je nach Region unterschiedlich starke Rückkopplungseffekte, die sich modifizierend auf Klimaveränderungen auswirken können. Die Karte verdeutlicht, dass unabhängig von der zugrunde gelegten Prognose überall auf der Erde bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit einer Temperaturzunahme zu rechnen ist, dass aber bestimmte Bereiche besonders hervorstechen: die kontinentalen Bereiche erwärmen sich stärker als die maritimen, und insbesondere die arktischen Regionen sind aufgrund veränderter Albedobedingungen (weniger rückstrahlende Eisfläche, mehr strahlungsabsorbierende Wasser- und Landfläche) von einer überdurchschnittlichen Erwärmung gekennzeichnet. Selbst auf der Grundlage eines gemäßigten weiteren Anstiegs klimawirksamer Treibhausgase wird dort bis 2100 eine Zunahme der Durchschnittstemperaturen von teilweise über 6 °C prognostiziert. Die schnee- und eisfreien Bodenoberflächen werden sich aufgrund ihrer geringeren Albedo, also ihres durch das Abschmelzen des Eises verminderten Rückstrahlvermögens, noch stärker erwärmen. Eine solche Selbstverstärkung der globalen Temperaturerhöhung wird als positiver Rückkopplungsprozess bezeichnet. Im Bereich der Antarktis fällt die zu erwartende Temperaturzunahme deutlich geringer aus. Hier tragen zum einen die isolierte Lage des Kontinents und die damit verbundenen atmosphärischen Zirkulationsbedingungen und zum anderen die mächtigen Inlandseismassen zu einem deutlich schwächeren bzw. verzögerten Temperaturanstieg bei. In weiten Teilen der Tropen, Subtropen und mittleren Breiten ist bis 2100 mit einem Temperaturanstieg von 3 °C bis 4 °C zu rechnen. Im Inneren der Kontinente wird der Temperaturzuwachs aufgrund der schnelleren und stärkeren Erwärmung von Festlandsmassen häufig um 1 °C bis 2 °C stärker ausfallen als in maritim geprägten Regionen. Über den Ozeanen stellen sich durch die thermische Trägheit der Wassermassen mit verbreitet 1 °C bis 3 °C die geringsten globalen Erwärmungsraten ein. Durch eine mögliche Abschwächung des Golfstroms und der antarktischen Meeresströmungen infolge der globalen Erwärmung ist die Temperaturzunahme in diesen Regionen zum Teil auf unter 1 °C beschränkt.
Der aktuelle IPCC-Bericht
In seinem sechsten Sachstandbericht von 2021/2022 kommt der Weltklimarat IPCC („Intergovernmental Panel on Climate Change“) zu dem Ergebnis, dass die weltweiten Treibhausgas-Emissionen in den letzten Jahren trotz gegenteiliger Anstrengungen weiter angestiegen sind und in diesem Jahrzehnt neue Höchstwerte erreichen. Als wichtigste Ursachen nennt der Bericht das Bevölkerungs- und das Wirtschaftswachstum. Die wichtigsten Quellen der globalen Treibhausgas-Emissionen sind laut IPCC der Energiesektor (34 Prozent), die Land- und Fortwirtschaft (22 Prozent) sowie die Bereiche Industrie (24 Prozent), Transport (15 Prozent) und Gebäude (5 Prozent). Und erstmals legen sich die Autoren des Berichts nun auch fest: der Mensch ist „eindeutig“ für den Klimawandel verantwortlich. In den vorangegangenen Berichten war dies noch etwas zurückhaltender („sehr wahrscheinlich“) formuliert.