Erde - Biodiversität

Erde - Potenzielle natürliche Vegetation
978-3-14-100900-2 | Seite 273 | Abb. 3| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Der Begriff Biodiversität lässt sich nach der auf dem Umweltgipfel von Rio de Janeiro 1992 verabschiedeten Konvention über die biologische Vielfalt definieren als die „Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft (…). Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme“. Aufgrund der weiten Verbreitung des Terminus über den wissenschaftlichen Bereich hinaus hat er teilweise starke Vereinfachungen erfahren, etwa eine Gleichsetzung von Biodiversität und Artenzahl. Tatsächlich spielen bei der Bewertung der Biodiversität auch andere Aspekte eine wichtige Rolle, darunter die verwandtschaftliche Vielfalt, die Seltenheit, die Zusammenhänge im Ökosystem und auch der ökonomische Nutzwert.

Florenreiche

Die Karte zeigt auch die einzelnen Florenreiche. In der Biogeographie sind dies große Regionen mit einer eigenständigen Flora. Man unterscheidet die Holarktis, die Paläotropis, die Neotropis, die Kapensis, die Australis und die Antarktis. Die Holarktis umfasst die gesamte Nordhalbkugel außerhalb der Tropen, die Paläotropis die tropischen Regionen der Alten Welt, die Neotropis die der Neuen Welt. Die Kapensis in Südafrika weist viele spezielle Arten auf, die Australis umfasst den Kontinent Australien. Wenige Arten weist das Florenreich der Antarktis auf, die gemäßigte Zone der Südhalbkugel.

Artenvielfalt und Geodiversität

Die Artenvielfalt der höheren Pflanzen weist mehrere, sich überlagernde Beziehungsgeflechte auf. Zur Gruppe der höheren Pflanzen gehören alle Gefäßpflanzen, also Farne und Blütenpflanzen.

Im Allgemeinen steigt die Artenzahl von den Polen in Richtung Äquator kontinuierlich an. Man bezeichnet dieses Verteilungsmuster auch als latitudinalen Biodiversitätsgradient (Breitengrad der Biodiversität). Dieser Trend wird durch Zonen niedriger Artenvielfalt in den großen Trockengebieten unterbrochen. Zudem finden sich auch Maxima der Artenvielfalt in den subtropischen Feuchtwäldern und in den mediterranen Winterregengebieten, zum Beispiel in der Kapregion in Südafrika und in Südwestaustralien. Insgesamt zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Artenzahl und dem Niederschlag, der Temperatur, dem Relief und der Ausgeglichenheit des Klimas. In den Mittelbreiten und Polarregionen spielt überdies die thermische Vegetationszeit eine wichtige Rolle.

Die sechs Zentren der Artenvielfalt liegen alle in den feuchten Tropen. Sie sind topographisch wie klimatisch besonders reich gegliedert. Diese Hotspots sind das Chocó-Costa-Rica-Zentrum in Mittelamerika, das Tropische Ostanden-Zentrum in Südamerika, das Amazonastiefland, die Atlantischen Küstenwälder Brasiliens, das Nordborneo-Zentrum und das Neuguinea-Zentrum in Südostasien. Auch die Tieflandregenwälder im afrikanischen Kongobecken weisen eine hohe Artenvielfalt auf.

Vor allem die enge Abfolge unterschiedlicher Höhenstufen und Niederschlagsregime ermöglicht in diesen Regionen ausgesprochen vielfältige Vegetationsformationen und hohe Artenzahlen. Die ecuadorianischen Anden beispielsweise beherbergen auf einer Fläche der Größe Portugals fast ebenso viele Pflanzenarten wie Europa von Gibraltar bis zum Ural (rund 11 000). Im Allgemeinen besteht zwischen der Größe der untersuchten Fläche und der gefundenen Artenzahl aber kein linearer Zusammenhang. Zudem kann sich die Arten-Fläche-Beziehung in verschiedenen Lebensräumen stark unterscheiden. So zeigt sich auf kleinen Untersuchungsflächen, beispielsweise von einem Hektar, in den meisten Untersuchungen eine Abnahme der Artenzahl mit der Höhe über dem Meeresspiegel.

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Diercke

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