Überblick
Das Modell der Global Cities füllt in der Stadtgeographie die konzeptionelle Lücke zwischen Internationalisierung und Globalisierung auf der einen und nationalstaatlichen Grenzen und nationalen Städtesystemen auf der anderen Seite. Das ausschließlich auf Einwohnerzahlen quantitativ ausgerichtete Konzept der Megastädte wird dabei durch funktionale Gesichtspunkte ergänzt. Global Cities sind – vereinfacht definiert – internationale Steuerungs- und Kontrollzentralen der globalisierten Wirtschaft. Außerdem zeigt die Karte das Ausmaß der kommunikativen Vernetzung.
Merkmale von Global Cities
In den Global Cities konzentrieren sich verschiedenste Einrichtungen, die globale Aktivitäten steuern:
internationale Unternehmen (Firmensitze der Zentralen der größten transnationalen Unternehmen),
global agierende politische Institutionen (z. B. Vereinte Nationen, wichtige Nichtregierungsorganisationen),
bedeutende Dienstleistungsbetriebe (z. B. Hauptverwaltungen von Banken, Börsen) sowie
unternehmensorientierte Dienstleistungen (z. B. Marketing, Logistik).
Darüber hinaus dienen Global Cities meist als Verkehrsknotenpunkte für den internationalen Luftverkehr und Warenumschlag sowie als bevorzugte Zentren für internationale Kongresse oder Messen.
Steuerungszentralen der Weltwirtschaft
Zwischen globalen Städten lässt sich eine Hierarchie der Bedeutung erkennen. Die Karte nutzt die Städteklassifikation des Globalization and World Cities Research Network (GaWC). Dieser Think Tank der Loughborough University in Leicestershire setzt alle zwei Jahre die Weltstädte im Kontext der Globalisierung in Beziehung. Schwerpunkt des GaWC liegt dabei auf der Stadtökonomie, politische und kulturelle Faktoren werden weniger stark gewichtet.
Die Kategorisierung erfolgt, entsprechend der internationalen Anbindung, in die Stufen „Alpha“ (A), „Beta“ (B) und „Gamma“. Sie unterscheidet zwischen den Kategorien A++, A+, A, A– in der höchsten Ebene der global bedeutenden Zentren und weiteren Zentren.
Als bedeutendste Global Cities gelten nach diesen Berechnungen London und New York, die als einzige der Kategorie A ++ zugeordnet werden. Zu den A+-Cities zählen Hongkong, Singapur, Shanghai, Peking, Dubai, Paris und Tokio. Sie sind gekennzeichnet durch eine hohe Integration und Vernetzung in allen Bereichen der globalen Wirtschaft und gelten als globale Zentren.
Als deutsche Stadt befindet sich Frankfurt/Main am weitesten oben auf der Rangliste, sie gilt, entsprechend der Einteilung des GaWC als internationales Zentrum (A).
Offshore-Finanzplätze
Offshore-Finanzplätze sind Länder, in denen nur sehr geringe Steuern auf Vermögen, Einkommen, Gewinne und Finanztransfers gezahlt werden müssen. Es sind meist Kleinst- und Kleinstaaten, die vom Steuertourismus profitieren (beispielsweise gehäuft in der Karibik). In den meisten Fällen gehören die Länder aus rechtlichen Gründen keinem wirtschaftlichen oder internationalen Bündnis an.
Eine besondere Form von Steueroasen sind Länder wie Panama, Malta, Zypern oder die Bahamas, die größere Handelsflotten unterhalten als Deutschland, beispielsweise durch die Ausgabe von Billigflaggen. Neben Steuervorteilen sind auch niedrige Sozialstandards und Löhne ein Motiv, Schiffe unter Billigflaggen anzumelden.
Kommunikation
Globale Datenströme sind stark auf die Länder der Triade – Nordamerika, die Europäische Union, Ost- und Südostasien – ausgerichtet. Die USA, die EU, Japan, Südkorea und Taiwan weisen mit Ausnahme einiger peripherer oder dünn besiedelter Regionen großflächig eine sehr hohe Internetdichte auf. In den anderen Ländern Ost- und Südostasiens ist der Kontrast dagegen größer. Dort erreichen nur die weltweit wichtigen Wirtschaftszentren oder Metropolregionen eine hohe Internetdichte.
In China wird die Internetnutzung noch immer stark durch politisch motivierte Teilabschottung und Zensur bestimmt. Dies äußert sich in vergleichsweise geringen Datenströmen, was in starkem Kontrast zur wirtschaftlichen Lage Chinas steht. Die Sonderverwaltungszone Hongkong nimmt aufgrund ihrer Geschichte eine Sonderstellung innerhalb Chinas ein.
In Afrika und weiten Teilen Asiens zeigt sich ein „Digital Divide“: Hier gibt es bis auf wenige Ausnahmen weite Gebiete, deren Bevölkerung von der Nutzung des Internets und des Handy-Netzes ausgeschlossen ist. Da der Zugang zu Informationen als zentraler Schlüssel für technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt gilt, vergrößert dies den Entwicklungsabstand zu den reichen Ländern. Eine Verbesserung der Situation kann möglicherweise durch das mobile Internet erreicht werden, das sich immer weiter verbreitet, da die infrastrukturellen Voraussetzungen deutlich geringer sind.