Erde - Politische und militärische Bündnisse

Erde - Wirtschaft und Politik
978-3-14-100900-2 | Seite 287 | Abb. 4| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Politische und militärische Bündnisse dienen dazu, innerhalb einer Staatengemeinschaft gemeinsame Interessen und Ziele hinsichtlich ausgewählter Thematiken zu verfolgen.

Die NATO

Seit dem Zerfall der bipolaren Bündnisstrukturen des Kalten Krieges ist die NATO das wichtigste Militärbündnis der Erde. Die Zusammenarbeit umfasst im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“ auch bündnisfreie Staaten wie die Schweiz, Österreich und Irland. In Osteuropa sind zahlreiche Staaten wie Polen, Tschechien, Ungarn sowie die baltischen Republiken der NATO beigetreten. Das einzige islamische Mitgliedsland der NATO ist die Türkei. Schweden und Finnland haben 2022, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, mit ihrer jahrzehntelangen Tradition der militärischen Bündnisfreiheit gebrochen und einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NATO gestellt. Die Ratifizierung wurde jedoch von der Türkei und von Ungarn blockiert. Auch die Ukraine stellte, nach Annexion vierer ukrainischer Gebiete durch Russland im September 2022, einen Antrag auf ein Schnellverfahren für einen NATO-Beitritt. Frankreich und Spanien sind militärisch eigenständige Mitglieder, Island hat keine eigenen Streitkräfte. Sitz der NATO ist Brüssel, Gründungsort war Washington.

Die OAS

Auf dem amerikanischen Doppelkontinent dient die OAS als Bündnis zur gemeinsamen militärischen Absicherung. Nur einige überseeische Besitzungen wie Französisch-Guyana sind nicht Mitglied, Kuba war von 1962 bis 2009 suspendiert. Neben der gemeinsamen Sicherung nach außen ist auch die zwischenstaatliche Konfliktschlichtung in Amerika Aufgabe der OAS. Ihr Sitz ist Washington, Gründungsort war Bogotá.

Die GUS

Die GUS ist, mit Ausnahme der baltischen Republiken, Georgiens und der Ukraine, identisch mit der ehemaligen Sowjetunion. Ihr Sitz ist Minsk. Die GUS war vordergründig nicht als ein militärisches Bündnis gedacht, sondern sollte vielmehr der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit dienen, auch wenn zwischen bestimmten Staaten wie Weißrussland und Russland überdies eine weitgehende Integration im Verteidigungsbereich vertraglich geregelt wurde. Da die GUS die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte, wurden in ihrem Geltungsbereich seit 1996 eine Reihe regionaler Bündnisse geschlossen, darunter die GUAM (Georgien, Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien).

Die Liga der Arabischen Staaten

Die Arabische Liga umfasst außer den islamischen Staaten Westasiens – ohne die Türkei, Iran, Pakistan, Afghanistan und die mittelasiatischen Staaten – auch diejenigen Nordafrikas, den Sudan, Somalia und die Komoren. Sie dient außer der breiten Förderung der Zusammenarbeit der Länder auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet der Schlichtung von Streitfällen zwischen den Staaten und der Vertretung gemeinsamer arabischer Interessen nach außen. Ein zentrales Ziel ist die Einrichtung eines palästinensischen Staates. Die Arabische Liga beinhaltet auch Vereinbarungen zur Verteidigung, ist aber wie die GUS kein militärisches Bündnis. Ihr Sitz ist Kairo.

Der Gulf Cooperation Council

Die Golfanlieger Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate bilden mit dem Golfkooperationsrat innerhalb der arabischen Welt ein regionales, auf Friedenssicherung und Verteidigung ausgerichtetes militärisches Bündnis mit Sitz in Riad.

Die AU

Alle Staaten Afrikas sind Mitglieder der Afrikanischen Union, einer Nachfolgeorganisation der 1963 gegründeten und 2002 aufgelösten Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU). Die Afrikanische Union ist kein Militärbündnis, sondern soll vielmehr der innerafrikanischen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Interessenvertretung nach außen dienen. Ihr Sitz ist Addis Abeba in Äthiopien.

Die ASEAN

In Südostasien haben Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam mit der ASEAN ein hauptsächlich auf Wirtschaft, Kultur und Soziales ausgerichtetes regionales Bündnis gegründet, das einen ähnlichen Integrationsgrad anstrebt wie die EU. Nicht zuletzt aufgrund dieses Bündnisses entwickelten sich einige der beteiligten Länder ab den 1980er-Jahren zu sogenannten Tigerstaaten mit starker wirtschaftlicher Dynamik. Friedenssicherung ist eines der erklärten Ziele. Die ASEAN-Staaten bilden aber wie die Arabische Liga und die GUS kein vordergründig militärisches Bündnis. Sitz ist Jakarta.

Die SCO

Unter dem Dach der Shanghai Cooperation Organization (SCO), dem zweitjüngsten und bevölkerungsreichsten der großen Bündnisse, kooperieren Russland, China und die meisten Staaten Mittelasiens. Zahlreiche weitere Staaten sind über einen Beobachterstatus oder eine Dialogpartnerschaft mit der SCO verbunden, darunter die Türkei. Erklärte Schwerpunkte sind die Sicherheitspolitik, die Vermeidung bzw. Beilegung von Konflikten in der Region und die politische, wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Das Bündnis hält auch Militärmanöver ab. Sitz der SCO ist Peking.

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Diercke

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