Wien - Klimaanpassung

Mitteleuropa - Urbane und ländliche Räume
978-3-14-100902-6 | Seite 118 | Abb. 2| Maßstab 1 : 250000

Überblick

Der Klimawandel und seine Folgen stellt Städte vor besondere Herausforderungen. In Österreichs Bundeshauptstadt Wien zeigten die vergangenen vier Jahrzehnte bereits deutliche Veränderungen, die Themen wie Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Klimaresilienz in den Vordergrund rücken lassen.

Folgen des Klimawandels für Wien

Der Klimawandel führte in den vergangenen Jahrzehnten zu einer deutlichen Veränderung der klimatischen Bedingungen in Österreichs Bundeshauptstadt. In den letzten 40 Jahren erhöhte sich die Jahresdurchschnittstemperatur in Wien um rund 2 °C. Weiterhin wurde eine Zunahme von Hitzewellen, Starkregenereignissen und Trockenperioden verzeichnet. Bis zum Jahr 2100 rechnen Wissenschaftler mit einer weiteren Temperaturerhöhung um bis zu 4 °C. Außerdem zeigen Prognosen eine Zunahme der Hitzetage, also der Tage mit Temperaturen über 30 °C.
Von diesen Folgen wird die Bevölkerung Wiens betroffen sein, ebenso die Infrastruktur und auch die Vegetation.

Anpassung an den Klimawandel

Die Stadt Wien verfolgt seit einigen Jahren im Rahmen ihrer Klimaschutzpolitik verschiedenste Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Stärkung der Klimaresilienz, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Synergien zwischen diesen gelegt wird. Unter Klimaresilienz wird die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen verstanden, man spricht auch von Krisenfestigkeit.
Im Rahmen des Programms „Infrastrukturelle Anpassung an den Klimawandel – InKA“ werden Grundlagen für Maßnahmen gegen den Klimawandel ausgearbeitet, um diese in die Stadtentwicklungsplanung einfließen zu lassen. Folgende Maßnahmen sollen langfristig die Klimaresilienz der Stadt erhöhen:
Erweiterung/Aufwertung von städtischen Grün- und Freiräumen.
Natürliche Beschattung, kühlende Wasserelemente, Biodiversitätsmaßnahmen, Regenwassermanagement und Entsiegelung sollen Schutz gegen sommerliche Überhitzung bieten.
Bauwerksbegrünungen und Beschattungen im öffentlichen Raum sollen die gefühlte Temperatur im Sommer reduzieren.
Über das Schwammstadt-Prinzip sollen Bäumen während Hitzeperioden und Trockenheit mit gespeichertem Regenwasser versorgt werden.

Erneuerbare Energien

Eine nachhaltige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien ist ein weiterer Maßnahmenschwerpunkt zur Steigerung der Klimaresilienz. Das Großwasserkraftwerk Freudenau an der Donau versorgt 234 000 Haushalte pro Jahr mit Strom. Daneben gibt es in Wien drei weitere Kleinwasserkraftwerke. Das Wald-Biomassekraftwerk Simmering ist das größte seiner Art in der Bundeshauptstadt. Es verwandelt Holzabfälle in Energie und versorgt 48 000 Haushalte mit Strom und 12 000 Haushalte mit Fernwärme. Das Potenzial zur Nutzung von Windkraft ist aufgrund der beengten Platzverhältnisse beschränkt. In Unterlaa, Breitenlee und auf der Donauinsel stehen dennoch insgesamt neun Windkraftanlagen, die rund ein Prozent an der gesamten erneuerbaren Bruttoendenergie an Strom beisteuern. Die Nutzung der Sonnenenergie wurde in den letzten Jahren zusehends vorangetrieben. Auf einer ehemaligen Schotterdeponie in der Donaustadt wurde 2021 die Agriphotovoltaikanlage in Betrieb genommen – auf einer Fläche von über 12 Hektar wird Energie gewonnen, gleichzeitig wird Landwirtschaft betrieben.

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