Schweiz - Übersicht (Landschaften)

Schweiz - Übersicht (Landschaften)
978-3-14-100919-4 | Seite 14 | Abb. 1| Massstab 1 : 800000

Überblick

Die Übersichtskarte der Landschaften zeigen die gesamte Fläche der Schweiz und die angrenzenden Gebiete. Der Perimeter reicht von Mülhausen bis nach Chiasso in Nord-Süd-Richtung, von Besançon bis Landeck in West-Ost-Richtung. Französischer Jura, Vogesen, Schwarzwald sowie Allgäuer, Lechtaler, Bergamasker und Savoyer Alpen umschliessen dieses Gebiet. Die Karte sollte vergleichend mit dem Satellitenbildmosaik (s. 12.1) und der physischen Übersichtskarte (s. 16.1) betrachtet werden.

Gliederung der Schweiz

Die fünf Schweizer Hauptlandschaften – schematisch gut sichtbar voneinander abgegrenzt in der kleinen Nebenkarte unten rechts auf Seite 17 – lassen sich in der Landschaftskarte dank der differenzierten Bodenbedeckung und des hervorgehobenen Reliefs (Schummerung) sehr gut unterscheiden. Im Nordwesten liegt der Jura, der in der Nähe von Chambéry vom Alpenbogen abzweigt und sich westlich des Genfersees allmählich nach Nordosten wendet. Die Abgrenzung des Jura ist vor allem gegenüber dem Mittelland im Osten am Verlauf der Faltenzüge gut erkennbar. Im Westen gehen die Falten in die Rhone-Saône-Senke über. Im Nordosten läuft der Jura am Hochrhein zwischen Bodensee und Basel aus, wo die Kalkzüge dann im Schwäbischen Jura ihre Fortsetzung finden. Der Jura selbst lässt im Westen ausgedehnte Kammern und Plateaus erkennen, während auf der Bogeninnenseite die hellgrünen Wiesen und die dunklen Nadelwälder schmale Streifen bilden, die sich auf weiten Strecken von West nach Ost verfolgen lassen. Durch die Farbgebung kann man den französischen Tafeljura vom Faltenjura unterscheiden (vgl. hier und folgend Karte 20.3). Im Bild erkennbar ist auch, dass die Ketten mehrmals durch Querbrüche (Klusen) oder Blattverschiebungen gestört sind. Besonders deutlich tritt dies im Bruchsystem von Morez westlich von Lausanne auf. Die Landnutzung im Jura lässt sich in drei Bereiche gliedern, die durch die unterschiedlichen Flächenfarben wiedergegeben werden: In den Becken und Talungen wird Ackerbau und Graswirtschaft betrieben, im Plateaujura dominiert die Grünlandwirtschaft, während die Höhenzüge des Faltenjuras als Sömmerungsweiden dienen. Die Verstädterung des Jura ist gering. Nördlich des Jura führt die wichtige Durchgangslandschaft der Burgundischen Pforte aus der Rhone-Saône-Senke in die Oberrheinebene. Als Zentren dieser Durchgangslandschaft erkennt man im Bild die Städte Besançon und Belfort.
Gegen Norden verläuft ab Basel der Oberrheingraben, der im Westen vom Mittelgebirge der Vogesen und im Osten vom Schwarzwald begrenzt wird. Deutlich treten durch die verschiedenen Farben die unterschiedlichen Kulturlandschaften hervor: Signalisieren die gelben und rötlichen Töne im Rheingraben die intensive landwirtschaftliche Nutzung, so weisen die dunklen Grüntöne der Gebirge auf die Bedeckung mit Nadelwald hin. Deutlich erkennbar sind die grossen städtischen Zentren der südlichen Oberrheinebene, Basel und Mülhausen.
Der Hauptlebensraum der Schweiz liegt im Mittelland, das sich zwischen Jura und Alpen vom Genfersee bis zum Bodensee erstreckt. Es besteht aus dem jungtertiären Ablagerungsschutt alpiner Flüsse. Seine Oberfläche steigt vom Jura als glazial oder fluviatil überprägte Pultfläche allmählich zum Alpenrand an. Ein wesentliches Element bei der naturlandschaftlichen Gestaltung des Mittellandes war die pleistozäne Vereisung, wobei die grossen Gletscher an Rhone, Aare, Reuss und Rhein im Zungengebiet weite Seebecken ausgeschürft haben. Die zahlreichen Seen bilden ein wichtiges Element der Landschaft im Schweizer Alpenvorland. Umgeben werden die Seebecken von Endmoränenlandschaften, deren Lage wesentlich das Muster des Gewässernetzes mitbestimmt hat.
Betrachtet man nun das Satellitenbildmosaik, so geben die Farbtöne einen sehr guten Einblick in die Bodenbedeckung und Landnutzung, welche die Karte mit Flächenfarben (für Ackerland bzw. Wiese/Weide), dem Waldraster und den sogenannten „Plänchen“ für geschlossene Besiedlung ausweist. Dort, wo im Satellitenbildmosaik die gelb-braun-roten und hellgrünen Farbflecken intensiv vermischt erscheinen, ist der Ackerbau mit einem Anteil von zwei Dritteln der Fläche vorherrschend. Diese Gebiete sind identisch mit der Verbreitung glazial geprägter Oberflächen, wo Böden gute Bedingungen für den Getreideanbau abgeben. Im höheren Mittelland dominiert die hellgrüne Farbe, was auf die vorherrschenden Acker- und Grünlandbetriebe hinweist. Hier werden vor allem Vieh- und Milchwirtschaft betrieben. Diese Zone erstreckt sich vom Genfersee über die Anhöhen zum Berner Oberland bis ins Emmental. In den höchsten Teilen des Mittellandes sowie im Napfgebiet ist die Waldstufe dominant. Der Raum zwischen Zürichsee und Bodensee zeigt wieder die hellgrünen Töne, die auf die dort dominante Grünland- und Viehwirtschaft hinweisen, wobei hier die Zentren im Appenzellerland liegen. Das Mittelland zeigt sich auch als wichtigste Siedlungslandschaft der Schweiz. Besonders dicht besiedelt erscheint der Grossraum Zürich.
Die Schweizer Alpen zwischen Grossem St.  Bernhard und dem Rhein sind durch grosse Längs- und Quertäler gegliedert. Zwischen dem Lac d’Annecy südlich von Genf und dem (im Bild nicht sichtbaren) Aostatal beginnt sich der Alpenbogen von den in Süd-Nord-Richtung verlaufenden Westalpen zu den in West-Ost-Richtung verlaufenden zentralen und östlichen Alpen zu drehen. Im Zentrum der Schweizer Alpen liegt das Gotthard-Massiv, von dem aus die wichtigsten Flüsse sternförmig den Vorländern zuströmen. Durch dieses Flusssystem ergibt sich die oben erwähnte klare Gliederung der Schweizer Alpen. Das Gebirge wird durch die tektonisch angelegte Längstalung von Rhone, Urseren und Vorderrheintal in zwei Hauptabschnitte gegliedert. Nördlich des Rhonetales ist im Bereich des autochthonen Aarmassivs in den Berner Alpen sowie im Dammastock östlich des Furkapasses eine sehr starke rezente Vergletscherung festzustellen. Die westlichen Berner Alpen (westlich des Gemmipasses) sind wesentlich schmäler, ihnen ist aber eine breite, aus Kalken bestehende Voralpenzone vorgelagert, die sich südlich des Genfersees in Savoyen sowie von der Rhone bis zum Thunersee erstreckt. Im Osten setzen sich die Helvetischen Randketten über den Raum des Vierwaldstättersees bis in den Säntiszug fort. Südlich des markant ausgeprägten Rhonetales liegen die Penninischen Decken, die das mächtige Gebirge der Walliser Alpen aufbauen. Die höchsten Teile liegen in den Wurzelzonen des Matter- und Saastales, die durch die starke Vergletscherung deutlich erkennbar sind. Südlich des Rhoneknies bei Martigny liegt mit dem Mont-Blanc-Massiv der höchste Teil der gesamten Alpen. Östlich des Reusstales verläuft der schmale Kamm der Glarner Alpen, die im Norden durch die Walensee-Furche und im Osten durch das Rheintal begrenzt werden. Dieser Raum wird durch das weit zurückreichende Linthtal gegliedert. Südlich der Längstalfurche des Vorderrheins liegen die Adula-Alpen und die Tessiner Alpen. Sie sind, bedingt durch häufig wechselnde Gesteinsverhältnisse, sehr reich gegliedert.
Der Raum südlich des Alpenhauptkammes (Alpensüdseite) wird durch das Zusammentreffen von mehreren Strukturlinien bestimmt. Hier verläuft die Grenze zwischen West- und Ostalpen vom Bodensee über das Rheintal zum Hinterrhein und über den Splügenpass zum Meratal und weiter zum Comersee. Besonders deutlich ausgebildet ist die im Satellitenbildmosaik gut verfolgbare Südalpengrenze, die als „Insubrische Linie“ am Nordufer von Lago Maggiore und Comersee vorbei weiter ins Veltlin zieht.

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