Energiefluss in der Schweiz 2023

Schweiz - Energie und Klimaneutralität
978-3-14-100919-4 | Seite 34 | Abb. 2

Überblick

Das detaillierte Energieflussdiagramm der Schweiz für 2023 bietet eine umfassende Übersicht über die Herkunft, Nutzung und Verteilung der Energiequellen im Land. Es basiert auf der Gesamtenergiestatistik 2023, die vom Bundesamt für Statistik (BfS) veröffentlicht wurde, und ist ein zentrales Instrument, um die Energiebilanz der Schweiz nachzuvollziehen. Das Diagramm zeigt auf, wie viel Energie aus verschiedenen Quellen gewonnen wird, wie sie umgewandelt und letztlich in den verschiedenen Sektoren wie Industrie, Verkehr und Haushalten genutzt wird.

Energiequellen in der Schweiz

Die Schweiz bezieht ihre Energie aus einer Vielzahl von Quellen, die im Energieflussdiagramm in Primärenergie und Sekundärenergie unterschieden werden. Primärenergie umfasst alle Energieträger, die in ihrer natürlichen Form vorkommen, wie Erdöl, Erdgas, Kernenergie, Wasserkraft, Biomasse und andere erneuerbare Energien. Diese Energiequellen werden entweder direkt genutzt oder in Sekundärenergie, wie Strom oder Wärme, umgewandelt.
2023 stammte ein erheblicher Teil der Schweizer Energie aus fossilen Brennstoffen, vor allem Erdöl und Erdgas. Erdölprodukte machen dabei den grössten Anteil der importierten Energie aus, da die Schweiz nur sehr begrenzte eigene fossile Ressourcen besitzt. Erdöl wird hauptsächlich im Verkehrssektor verwendet, während Erdgas in der Industrie und in den Haushalten zur Beheizung eine Rolle spielt. Die Schweiz hat in den letzten Jahren zwar Fortschritte in der Reduktion fossiler Energien gemacht, doch die Abhängigkeit von importierten Erdölprodukten bleibt weiterhin signifikant.
Ein weiterer wichtiger Energieträger ist die Kernenergie, die im Jahr 2023 einen bedeutenden Teil der Stromproduktion abdeckte. Trotz der politischen Entscheidung, langfristig aus der Kernenergie auszusteigen, tragen die verbliebenen Kernkraftwerke nach wie vor wesentlich zur Versorgungssicherheit bei. Auch Wasserkraft, die als bedeutendste erneuerbare Energiequelle gilt, spielt eine zentrale Rolle im schweizerischen Energiemix. Etwa 60 % der Stromerzeugung stammten im Jahr 2023 aus Wasserkraftwerken.

Energieflüsse: Von der Primärenergie zur Endnutzung

Das Energieflussdiagramm zeigt die komplexen Prozesse, die bei der Umwandlung von Primärenergie in nutzbare Formen stattfinden. Zum Beispiel wird Erdöl in Raffinerien zu Benzin, Diesel und Heizöl verarbeitet, die dann in den jeweiligen Sektoren genutzt werden. Erdgas wird in Wärme und in einigen Fällen auch in Strom umgewandelt. Wasserkraft und Kernenergie fliessen grösstenteils direkt in die Stromerzeugung.
Ein erheblicher Teil der erzeugten Energie wird in Form von Elektrizität genutzt, die den grössten Anteil der Sekundärenergie in der Schweiz darstellt. Der Strom wird in verschiedenen Sektoren verwendet, wobei der Haushaltssektor, die Industrie und der Verkehr die Hauptverbraucher sind. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an importiertem Strom in Zeiten, in denen die nationale Produktion (vor allem aus Wasserkraft) nicht ausreicht, insbesondere im Winter.
Das Diagramm illustriert auch den Energieverlust, der während der Umwandlung von Primär- in Sekundärenergie entsteht. Bei der Stromerzeugung in Kernkraftwerken und bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe geht ein erheblicher Teil der Energie als Abwärme verloren. Effizienzsteigerungen in den Prozessen zur Umwandlung und Nutzung von Energie sind daher ein zentraler Ansatzpunkt, um die Energieflüsse zu optimieren und den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren.

Nutzung in den verschiedenen Sektoren

Die verschiedenen Sektoren haben unterschiedliche Anforderungen an Energie. Der Verkehrssektor ist mit Abstand der grösste Verbraucher von Erdölprodukten. Benzin und Diesel, die in Raffinerien aus Rohöl gewonnen werden, sind die Hauptenergiequellen für Autos, Lastwagen und andere Fahrzeuge. Es ist jedoch auch eine zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs zu beobachten, mit einem wachsenden Anteil von Elektrofahrzeugen, die Strom statt fossilen Treibstoffen nutzen.
Im Haushaltssektor wird Energie hauptsächlich für Heizung und Warmwasser verwendet. Hier spielt neben Erdgas und Heizöl auch Elektrizität eine immer grössere Rolle, insbesondere durch den zunehmenden Einsatz von Wärmepumpen. Diese nutzen die Umgebungswärme aus Luft oder Boden und sind ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energiezukunft.
In der Industrie wird Energie vor allem für Produktionsprozesse benötigt, wobei fossile Brennstoffe und Strom die Hauptenergiequellen darstellen. Auch hier ist der Trend zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energien wie Biomasse oder Solarthermie erkennbar.

Bedeutung von Terrajoule (TJ)

Die Energiemengen im detaillierten Energieflussdiagramm werden oft in Terrajoule (TJ) angegeben, einer Masseinheit, die zur Beschreibung grosser Energiemengen verwendet wird. Ein Joule ist die Energie, die benötigt wird, um ein Objekt mit der Kraft von einem Newton über eine Distanz von einem Meter zu bewegen – oder alltagsnäher formuliert: Ein Joule ist die Energie, die benötigt wird, um eine 100 Gramm-Tafel Schokolade einen Meter in die Höhe zu heben. Da Joule eine sehr kleine Einheit ist, wird sie in der Energiewirtschaft oft in grösseren Einheiten wie Terrajoule verwendet. Ein Terrajoule entspricht einer Billion (1012) Joule.
Um diese Einheit in einen konkreten Kontext zu stellen: Ein Terrajoule entspricht etwa der Energiemenge, die benötigt wird, um 278 000 Kilowattstunden (kWh) Strom zu erzeugen. Das reicht aus, um rund 80 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Diese grossen Energiemengen verdeutlichen, wie viel Energie in einem Land wie der Schweiz täglich produziert, umgewandelt und verbraucht wird.

Fazit

Das detaillierte Energieflussdiagramm der Schweiz 2023 zeigt, wie viel Energie in der Schweiz aus verschiedenen Quellen gewonnen, verarbeitet und letztlich verbraucht wird. Es bietet eine wertvolle Übersicht über die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien. Das Diagramm macht deutlich, dass die Energiewende in der Schweiz bereits in vollem Gange ist, insbesondere durch den zunehmenden Einsatz von Wasserkraft, Wärmepumpen und der geplanten schrittweisen Abkehr von der Kernenergie. Um die Klimaziele zu erreichen, wird es jedoch entscheidend sein, die Energieeffizienz weiter zu verbessern und den Anteil erneuerbarer Energien im gesamten Energiesystem zu steigern.

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