Quartier du Bugnon (Lausanne) - Nachhaltiges Stadtviertel

Schweiz - Energie und Klimaneutralität
978-3-14-100919-4 | Seite 35 | Abb. 3| Massstab 1 : 3000

Überblick

Das Quartier Bugnon, gelegen an der Stadtgrenze zwischen Lausanne und Le Mont-sur-Lausanne, gilt als ein herausragendes Beispiel für ein nachhaltiges Neubauprojekt in der Schweiz. Entwickelt in drei Phasen zwischen 2007 und 2020, umfasst das Quartier insgesamt 77 000 m² mit gut 500 Wohneinheiten in über 20 Gebäuden (darunter ein 18-stöckiges Hochhaus, das als architektonisches Wahrzeichen des Quartiers gilt) und mehr als 10 000 m² gewerblicher Fläche, durch die nahezu 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Das neue Stadtviertel wurde von der Wohnbaugenossenschaft Société Coopérative d'Habitation Lausanne (SCHL) in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro CCHE Lausanne SA realisiert und ist das erste Öko-Quartier in der französischsprachigen Schweiz, das den Minergie- bzw. Minergie-ECO-Standard erfüllt. Das Projekt wurde mit einem klaren Fokus auf Umweltverträglichkeit, soziale Durchmischung und eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung konzipiert. Dieser Ansatz steht im Einklang mit den wachsenden Anforderungen an moderne Städte, den urbanen Raum nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verantwortungsvoll zu gestalten.

Nachhaltigkeit im Quartier Bugnon

Das Quartier Bugnon zeichnet sich durch seine starke Fokussierung auf Nachhaltigkeit aus. Ein Grossteil der Gebäude wurde nach dem Minergie- und Minergie-ECO-Standard errichtet, was bedeutet, dass sie nicht nur energieeffizient (max. Jahresenergieverbrauch 38 kWh/m2), sondern auch umweltfreundlich gestaltet sind. In der Bauphase wurden recyclingfähige und nicht schädliche Materialien verwendet, um sowohl den Bau als auch den künftigen Abriss der Gebäude möglichst ressourcenschonend zu gestalten. Darüber hinaus tragen Solaranlagen zur Warmwassererzeugung bei, und Wasserrückgewinnungssysteme für die Bewässerung der Grünflächen verbessern die ökologischen Standards weiter.
Ein weiteres Merkmal ist die Förderung der sozialen Durchmischung. Die bezahlbaren Mieten im gesamten Quartier, die durch langfristige Mietverträge ermöglicht wurden, tragen dazu bei, eine vielfältige Gemeinschaft von Bewohnern anzusiedeln. Die Mischung aus Sozialbindungswohnungen, Wohnungen für Familien und Einzelpersonen sowie eine vielfältige Infrastruktur stärken den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft.
Ein bedeutender Teil des Neubauprojekts konzentriert sich auf die Schaffung von Grünflächen, Parks und Gemeinschaftsgärten, die den Bewohnern als Erholungsräume dienen. Diese Flächen sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ökologisch wertvoll, da sie zur Förderung der lokalen Biodiversität beitragen und Mikroklimata schaffen, die sich positiv auf das Wohnumfeld auswirken.

Verkehrsanbindung

Lausanne ist bekannt für sein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, und das neue Quartier profitiert direkt davon: In unmittelbarer Nähe des Quartiers befinden sich mehrere Bushaltestellen, die eine schnelle Anbindung an das Stadtzentrum von Lausanne gewährleisten. Die Buslinien verbinden die Bewohner mit wichtigen Verkehrsknotenpunkten, darunter Lausanne-Flon und der Hauptbahnhof, mit Umsteigemöglichkeiten in andere Bus- und Bahnlinien sowie in die Metro. Der Hauptbahnhof von Lausanne ist ausserdem ein zentraler Verkehrsknotenpunkt der Schweiz, der schnelle Verbindungen in andere Kantone und ins Ausland bietet.
Durch diese gute Ausstattung mit öffentlichem Nah- und Fernverkehr, können die Bewohner beruflich und in ihrer Freizeit auf den Gebrauch von privaten Fahrzeugen weitgehend verzichten, was sowohl verkehrstechnisch als auch ökologisch vorteilhaft ist. Dazu trägt auch bei, dass der Stadtteil weitgehend autofrei ist, da die Bewohner Zugang zu unterirdischen Parkplätzen haben, wodurch die Verkehrsdichte an der Oberfläche minimiert und mehr Verkehrsraum für Fussgänger und Radfahrer sowie Parkraum für grüne Erholungsflächen freigegeben wird. Ebenso wurden Ladestationen für Elektrofahrzeuge errichtet, um den Übergang zu emissionsfreien Verkehrsmitteln zu unterstützen. Für Autofahrer bietet die Nähe zur Autobahn A9 eine schnelle Anbindung an das überregionale Strassennetz, was die Mobilität für Pendler erleichtert.

Bevölkerungsstruktur

Die Bevölkerungsstruktur des Quartiers Bugnon spiegelt die wachsende Tendenz der sozialen Durchmischung wider, die im modernen Städtebau immer häufiger gefördert wird. Das Ziel der sozialen Durchmischung ist es, Menschen aus verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen Schichten in einem Quartier zusammenzubringen und so eine harmonische und vielfältige Gemeinschaft zu schaffen. Dies wird erreicht durch die Kombination aus erschwinglichen Mieten, einer Mischung aus frei vermarkteten und sozial gebundenen Wohnungen sowie der Nähe zu Geschäften, Büros und Dienstleistungen. Dadurch werden sowohl Familien mit mittlerem Einkommen als auch jüngere und ältere Menschen sowie Studenten angesprochen. Das Konzept zielt darauf ab, unterschiedliche Lebensstile und Altersgruppen in einem harmonischen Zusammenleben zu vereinen.
Der Fokus auf Gemeinschaftsbildung ist ebenfalls stark ausgeprägt: Grünflächen, Parks und Spielplätze wurden bewusst so gestaltet, dass sie Begegnungen und soziale Interaktionen fördern. Zudem wurden in den Gebäuden selbst Bereiche integriert, die das Miteinander stärken, wie z. B. Nahversorgungsangebote und gemeinsame Aufenthaltsräume. Durch die Schaffung von 3 000 m² Gewerbeflächen und etwa 100 neuen Arbeitsplätzen konnten auch wirtschaftliche und soziale Strukturen gestärkt werden.
Die Nähe zu verschiedenen Bildungseinrichtungen, Sport- und Kultureinrichtungen in Lausanne macht das Quartier besonders attraktiv für Familien mit Kindern und Studenten. Diese demografische Vielfalt trägt zu einem dynamischen und lebendigen Quartier bei, das Raum für kreative und innovative Lebensformen bietet.

Das Umfeld

Das Neubauprojekt liegt in einem Gebiet, das sich durch eine Mischung aus städtischen und ländlichen Elementen auszeichnet. Der nördliche, ansteigende Stadtrand bietet eine ruhige, naturnahe Atmosphäre, während das südlich gelegene Zentrum von Lausanne den Bewohnern Zugang zu städtischer Infrastruktur, Arbeitsplätzen und Bildungseinrichtungen verschafft. Das Quartier Bugnon profitiert von dieser hybriden Lage, die sowohl natürliche Erholung als auch städtischen Komfort bietet.

Fazit

Das Quartier Bugnon ist ein Paradebeispiel für eine nachhaltige und innovative Stadtentwicklung in der Schweiz. Durch die Kombination von umweltfreundlichem Bauen, einer guten Verkehrsanbindung und einer vielfältigen Bevölkerungsstruktur schafft es ein harmonisches Gleichgewicht zwischen urbanem Leben und Naturnähe. Die klaren Linien der Architektur, die Minergie-zertifizierten Gebäude und die Schaffung von sozialen Begegnungsräumen machen das Quartier Bugnon zu einem Vorbild für zukünftige Bauprojekte.

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