Schweiz - Schutzgebiete

Schweiz - Naturschutz und Naturgefahren
978-3-14-100919-4 | Seite 52 | Abb. 1| Massstab 1 : 2000000

Überblick

Schutzgebiete spielen eine zentrale Rolle im Natur- und Landschaftsschutz der Schweiz. Diese Gebiete dienen dem Erhalt der natürlichen Vielfalt, dem Schutz bedrohter Arten und Lebensräume sowie der Sicherung der landschaftlichen Schönheit und der Erholungswerte. Es gibt verschiedene Schutzkategorien, die je nach Zweck und Bedeutung unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen unterliegen. Die wichtigsten Kategorien umfassen internationale und nationale Schutzgebiete. Durch diese Massnahmen wird ein wichtiger Beitrag zum globalen Naturschutz geleistet und die nachhaltige Nutzung und Bewahrung der natürlichen Ressourcen unterstützt.

Bedeutung und Verteilung der Schutzgebiete

In der heutigen Kulturlandschaft haben natürliche oder naturnahe Landschaften oft einen sehr kleinräumigen, inselhaften Charakter. In einer Karte im Massstab 1 : 2 000 000 können daher nur zusammenfassende Überblicke gegeben werden, wie z. B. die starke Generalisierung der Hoch- und Flachmoore zusammen mit den Moorlandschaften zu einer Zone, in der schützenswerte Moore besonders häufig sind. Andererseits werden generalisierend durch vereinzelte Signaturen Streulagen angezeigt, ohne dass damit die Fülle der kleinen Biotope erkennbar ist. Ziel dieser Karte ist es, die geografische, räumlich gebundene Struktur herauszuarbeiten. Nicht nur der Moorgürtel des Mittellandes tritt charakteristisch hervor, sondern auch die Zugbahnen der Vögel lassen sich durch die Lage der Wasser- und Zugvogelreservate über die nördlichen Seen rekonstruieren. Aufgrund eines Paradigmenwechsels im Hochwasserschutz hin zu Renaturierungen und Revitalisierungen gibt es heute wieder mehr Auengebiete. Wenige der Auen in den Flusstälern sind heute noch schützenswert; aus der Karte lässt sich erkennen, welchen Anteil der Landschaft mit hohem Einsatz und viel Engagement geschützt wird.

Rechtlicher Rahmen und Inventare

Die in der Karte dargestellten Objekte sind in verschiedenen Bundesinventaren erfasst. Man unterscheidet dabei Landschafts- und Biotopinventare. Im Artikel 6 des Bundesgesetzes über den Natur- und Heimatschutz von 1966 (Stand 1. Januar 2017) heisst es: „Durch die Aufnahme eines Objektes von nationaler Bedeutung in ein Inventar des Bundes wird dargetan, dass es in besonderem Masse die ungeschmälerte Erhaltung, jedenfalls aber unter Einbezug von Wiederherstellungs- oder angemessenen Ersatzmassnahmen, die grösstmögliche Schonung verdient.“

Internationale Schutzgebiete

Zur internationalen Bedeutung zählen die UNESCO-Biosphärenreservate, der Nationalpark, Wasser- und Zugvogelreservate und Lichtschutzgebiete:
Biosphärenreservate sind Modellregionen, die von der UNESCO initiiert wurden und in denen nachhaltige Entwicklung beispielhaft umgesetzt werden soll, das heisst, eine regionale Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Schutz und Nutzung der Landschaft sind also gleichermassen von Bedeutung.
Der Nationalpark ist ein durch ein Bundesgesetz geschütztes Gebiet, das den Naturschutz, die Forschung und die Aufklärung der Bevölkerung zum Ziel hat. Der bisher einzige Nationalpark der Schweiz liegt im Kanton Graubünden.
Wasser- und Zugvogelreservate sind national und international von Bedeutung und sorgen als Teil internationaler Schutzprojekte für den Schutz von Lebensräumen von Wat- und Wasservögeln. Die Schweiz hat 10 Wasser- und Zugvogelreservate von internationaler Bedeutung sowie 25 von nationaler Bedeutung ausgeschieden. Sie sind ein wichtiger Überwinterungs- und Rastplatz für Zugvögel. Jedes Jahr überwintern in Schweizer Gewässern hunderttausende von Wasser- und Zugvögeln. Diese Schutzgebiete dienen auch den ganzjährig in der Schweiz lebenden Wasservögeln.
Lichtschutzgebiete wie das Lichtschutzgebiet Gantrisch, das im Jahr 2019 eingerichtet wurde, fördern die Sternenbeobachtung durch Minimierung der Lichtverschmutzung.
Des Weiteren gibt es UNESCO-Weltnaturerbe-Gebiete von herausragender Bedeutung, die mindestens eines von vier von der UNESCO definierten Aufnahmekriterien erfüllen müssen: aussergewöhnliche Naturschönheit, bedeutendes Beispiel der Erdgeschichte, bedeutende ökologische und biologische Prozesse oder bedeutender Lebensraum für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. In der Schweiz gibt es drei Weltnaturerbe-Gebiete: Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn, Tektonikarena Sardona und Monte San Giorgio.
Die Karte zeigt auch das neu eingerichtete UNESCO-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair, das seit 2017 besteht und sowohl natur- als auch kulturlandschaftliche Werte auf einer Höhenlage zwischen 1 200 und 3 200 Metern über Meer schützt.

Nationale Schutzgebiete

Die Schweiz verfügt über zahlreiche nationale Schutzgebiete, die durch das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz von 1966 geschützt sind. Diese Gebiete sind unerlässlich für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Bewahrung unikater Landschaften. Zu den nationalen Schutzgebieten zählen Moore, Auengebiete und Landschaften von besonderer Schönheit. Sie tragen nicht nur zum Naturschutz bei, sondern spielen auch für die Erholung der Bevölkerung und die Forschung eine wichtige Rolle. Im Folgenden werden die wichtigsten Typen dieser Schutzgebiete näher beschrieben.
Das Bundesinventar der Moorlandschaften, das sich aus der „Initiative Landschaftsschutz“ von 1987 speist, beschreibt Gebiete von besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung. Diese Landschaftsmosaike umfassen nicht nur Moore, sondern auch Moorwälder, Waldweiden, Trockenwiesen sowie kleine Ortschaften und Gehöfte.
Der Schutz von Hoch- und Flachmooren ist hierbei besonders essenziell. Während Flachmoore oft als feuchtes Grünland genutzt werden, sind Hochmoore als empfindliche Ökosysteme vor menschlicher Nutzung weitgehend zu schützen. Seit dem 19. Jahrhundert sind 90 % der Flachmoore trockengelegt, überbaut oder aufgeschüttet worden. Heute stellt die Aufdüngung eine grosse Gefahr dar.
Die Auengebiete von nationaler Bedeutung unterstehen der Verordnung von 1992. Diese Gebiete sollen die einheimische Pflanzen- und Tierwelt fördern und, wo möglich, die natürliche Dynamik des Gewässer- und Geschiebehaushalts wiederherstellen.
Diese umfassende Karte bietet also nicht nur einen Überblick über die geografische Verteilung der Schutzgebiete, sondern auch über die jeweiligen Funktionen und Bedeutungen der unterschiedlichen Schutzkategorien. Damit unterstützt sie die Aufklärungsarbeit und verstärkt das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Schutzes unserer natürlichen und kulturellen Schätze.

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