Europa - Erneuerbare Energien

Europa - Energie
978-3-14-100919-4 | Seite 75 | Abb. 2| Massstab 1 : 40000000

Überblick

Betrachtet man die Reserven fossiler Energieträger wie Kohle oder Erdöl und vor allem deren Auswirkungen auf unser Klima, stellt sich immer stärker die Frage nach einer Ausweitung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Die Karte gibt einen Eindruck vom Stand der derzeitigen Nutzung und der Eignung einzelner Regionen.

Sonnenenergie

Bei der Nutzung der Sonnenenergie muss zwischen der Nutzung für die Warmwassererzeugung und Heizung (thermische Solaranlagen) sowie der Stromerzeugung (Photovoltaik) unterschieden werden. Die Globalstrahlung liegt auf nach Süden ausgerichteten und um 30 Grad geneigten Flächen zwischen 1 020 kWh/m² in England und 1 900 kWh/m² in Portugal. Im europäischen Durchschnitt liegt die Globalstrahlung bei 1 500 kWh/m². Die Globalstrahlung ist die Summe der durch die einfallende Sonnenstrahlung auf einer Fläche zur Verfügung stehenden Energie. Das Potenzial ist im Süden Europas grösser als im wolkenreichen Nordwest- und Mitteleuropa. Nach Schätzungen liesse sich bei gegenwärtigem Stand der Technik die gesamte Stromproduktion mit Solarenergie erzeugen. Das Problem des zeitlich ungleichmässigen Anfalls von Solarstrom ist weniger schwerwiegend als bei Wind, da im Tagesverlauf die mögliche Solarstromproduktion und der Stromverbrauch in etwa gleich verlaufen.

Windkraft

Unter den erneuerbaren Energieträgern hat zurzeit die Windkraft den grössten Anteil. Ende 2023 waren in Europa insgesamt 273 GW Windenergie installiert. Insbesondere in Dänemark, Deutschland und Spanien werden Windkraftanlagen noch weiter ausgebaut, da das Windkraftpotenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft ist. In Europa eignet sich knapp die Hälfte der Landfläche für die Windkraft. Zu Einschränkungen bei der Nutzung führt aber, dass die Einspeisung von Strom aus Windkraft ins Stromnetz starken Schwankungen unterliegt.

Geothermie

Das geothermische Potenzial ist nicht auf Regionen mit gleichmässig hohen vulkanischen Aktivitäten wie auf Island beschränkt, doch wird es bislang nur an einzelnen Standorten wie in Italien (Lardarello 770 MW) oder im Westen der Türkei genutzt. In Deutschland sind die Möglichkeiten zur Nutzung geothermischer Energie noch lange nicht ausgeschöpft. Bohrungen können jedoch leichte Erdbeben auslösen.

Biomasse

Grosse leistungsstarke Biomassekraftwerke wurden erst in den letzten Jahren errichtet. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig, denn Biomasse kann in fester, flüssiger und gasförmiger Form zur Energieerzeugung genutzt werden. Neben Holz, Gras und Stroh kommen Bioabfälle und Gülle zum Einsatz. In Finnland, Schweden und Dänemark sowie in Grossbritannien und Irland ist die Biomasse als Energieträger auf dem Vormarsch. Die derzeit grösste europäische Anlage mit einer Leistung von 2,6 Gigawatt ist das Kraftwerk Drax im britischen Yorkshire, das früher mit Steinkohle betrieben wurde.

Wasserkraft

Die Wasserkraft liefert gegenwärtig noch einen hohen Anteil erneuerbarer oder regenerativer Energie. In Skandinavien und in den Alpen deckt sie fast die gesamte Stromversorgung im Inland und ermöglicht sogar Stromexporte. Bei ihrer Nutzung ist heute ein hoher Ausbaustand erreicht. An den Küsten, vor allem von England und Frankreich, ermöglichen die extrem unterschiedlichen Wasserstände bei Ebbe und Flut (Tidenhub) eine Nutzung der Wasserkraft. Bisher wurde jedoch erst das Gezeitenkraftwerk La Rance mit einer Leistung von 240 MW in Nordfrankreich errichtet, im Norden Schottlands ist ein zweites seit 2021 in der Testphase.

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