Überblick
Die Karte zeigt Mallorca, die mit 3 600 km² grösste Insel der zu Spanien gehörenden Balearen. Mit fast 11,5 Mio. Reisenden 2022, ist sie auch touristisch die wichtigste Insel der Inselgruppe. Mallorca liegt im Mittelmeer, ca. 225 km östlich von Valencia, und verfügt über eine abwechslungsreiche Landschaft. Sie reicht vom nordwestlichen, 15 km langen, bis 1445 m hohen Gebirgszug Serra de Tramuntana über die eher flache Mitte der Insel bis hin zu den intensiv touristisch in Wert gesetzten Strand- und Felsenküsten. Das mediterrane Klima mit heissen Sommern und milden bis kühlen, eher regnerischen Wintern sorgt aber für eine ausgeprägte Saisonalität der Nachfrage.Entwicklung
Die Tourismusentwicklung auf Mallorca und den ganzen Balearen lässt sich in verschiedene Phasen gliedern. Die erste, von etwa 1960 bis 1972, war eine frühe Boomphase ohne planerische Eingriffe. Aus dieser Zeit datieren gravierende, überwiegend irreversible Landschaftszerstörungen, vor allem durch die Verbauung der Küsten. Die zweite Phase von 1973 bis 1980 brachte den Balearen einen ersten Rückschlag durch die Ölkrise und eine weltweite wirtschaftliche Rezession. In der dritten Phase ab etwa 1981 reagierte die Tourismusbranche auf diesen Einbruch mit Billigangeboten für Kunden mit geringer Kaufkraft. Das Ergebnis war ein rascher Qualitätsverfall des touristischen Angebots. In der vierten Phase, die Ende der 1980er-Jahre begann, verlor Spanien innerhalb weniger Jahre durch wirtschaftliche Veränderungen im In- und Ausland seine komparativen Kostenvorteile. Weil ein weiteres Absenken des Preisniveaus aus Rentabilitätsgründen nicht mehr möglich war, setzte langsam ein Umdenken ein, hin zu einer qualitativen Aufwertung des touristischen Angebots. Für Neubauten galten fortan strenge Planungsvorgaben, die Kontrollen von Hotellerie und Gastronomie wurde verschärft.Strukturwandel
Die Balearen waren bis in die 1960er-Jahre von einer erheblichen Abwanderung betroffen, weil die Inseln der Bevölkerung keine wirtschaftliche Perspektive mehr boten. Eine Umkehr des Abwanderungstrends begann mit dem Massentourismus. Seither ist die Bevölkerungszahl auf Mallorca vor allem durch Zuwanderung von 340 000 (1950) auf 940 000 (2022) angewachsen.
Der Tourismus führte zu einem einschneidenden sozioökonomischen Wandel. Auf der einst agrarisch geprägten Insel entstand eine Dienstleistungsgesellschaft, die weitgehend von der touristischen Nachfrage aus dem Ausland abhängt. Dementsprechend entfallen auf den Dienstleistungssektor derzeit etwa drei Viertel der regionalen Bruttowertschöpfung.